„Schlechte Männer verlieren"

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Ich hörte wie die Wohnungstür aufging und drehte mich seufzend auf den Rücken in meinem Bett. Niner stand von meinem Teppich auf und öffnete mit seiner Schnauze den Spalt zwischen Türrahmen und Tür, damit er in den Flur gelangen konnte

„Hey Großer", hörte ich die Stimme meines Vaters leise. Ich nahm einen Zug meiner Zigarette und atmete seufzend eine Rauchwolke aus. Mein Blick fiel durchs Fenster in die Nacht. Vereinzelte Lichter der Stadt Ontario waren zu erkennen. Es war circa zwei Uhr morgens und ich war die ganze Zeit alleine mit Niner in unserer Wohnung gewesen.

Ich sah wie Niner sich wieder durch den Türspalt drängte und aus dem hellen Flur in mein Zimmer kam. Ein wenig später öffnete Dad leicht die knarrende Tür und wollte scheinbar nachsehen, ob ich schlief. Als er sah, wie ich ihn ansah, kam er leicht seufzend ins Zimmer und sah zu mir runter. Ich machte meine Nachttischlampe an und sah ihn abwartend an. Er setzte sich auf meine Bettkante und ich erblickte sein weißes Shirt. Es war von vereinzelten Blutspritzern gezeichnet.

„Wo wart ihr?", wollte ich wissen. Dad folgte meinen Blicken und erblickte das Blut. Er atmete schwer ein, zog seine dunkle Sweatshirtjacke aus und dann das Shirt. Er schmiss es auf den Boden und zog die Jacke wieder über.

„Wir haben Archer einen 1A Mordfall gebastelt. Dann lässt er uns erstmal in Ruhe", erwiderte er müde.

„Was ist los mit dir? Du bist in letzter Zeit so anders. Als würdest du irgendwas planen, von dem die Members nichts mitbekommen sollten", erwiderte ich und richtete mich im Bett auf. Dad sah mich kurz an und lehnte sich dann mit den Ellenbogen auf seinen Knien ab. Er schüttelte in Gedanken den Kopf

„Du kennst mich echt gut", kam es nur von ihm seufzend zurück

„Du bist mein Vater", entgegnete ich daraufhin nur

„Weißt du, ich hab mit Bryan nicht nur einen meiner Brüder verloren, sondern auch meinen besten Freund. Er stand immer hinter mir, egal welches Thema gerade am großen Tisch diskutiert wurde. Er hat mich nie alleine da stehen lassen, einfach weil wir immer einer Meinung waren. Ohne ihn muss ich mich jetzt alleine gegen die anderen durchsetzen", erklärte er

„Warum überzeugst du sie nicht einfach, wie du es immer getan hast?", fragte ich nach.

„Weil sie nicht meiner Meinung sind", erwiderte er

„Was hast du vor?", wollte ich nun verwundert wissen

„Ich hab's schon mal thematisiert, als wir bei Grandpa waren. Ich will raus aus dem Drogen- und Waffenhandel. Aber der Ausstieg ist schwer. Einerseits wollen die Members nicht auf ihre hohen Gehälter verzichten, andererseits wollen meine Geschäftspartner mich nicht gehen lassen. Sie sind das pünktliche und zuverlässige Geschäft gewöhnt und wollen keinen neuen Geschäftspartner.", gab er seufzend von sich

„Wen hast du dir denn als neuen Geschäftspartner gedacht?", hakte ich prüfend nach.

„Die California Kings würden den Waffenhandel übernehmen und das Chapter Roseville den Drogenhandel. Wir würden aus beiden Sachen sauber aussteigen und könnten ein neues Leben beginnen. Eins ohne dieses kaltblütige Morden und den ständigen Auseinandersetzungen mit den Cops und dem FBI. Anarchie schön und gut, aber dass was wir momentan leben ist keine Freiheit mehr", meinte Dad und knetete seine Hände

„Ich hatte gehofft, du hättest schon viel früher so gedacht.", gestand ich. Er nickte minimal

„Ich weiß. Aber jetzt zählt es, dass das was vor uns liegt richtig gemacht wird", erwiderte er

„Wie kommt es so plötzlich?", wollte ich skeptisch wissen

„Weißt du wie scheiße es ist, das Haus zu verlassen und die Blicke der Leute zu sehen. Sie wissen alle wer ich bin, sie haben Angst vor mir, obwohl ich ihnen nichts getan habe. Ich kann nirgends hinfahren mit den Jungs, ohne von Cops angehalten und durchsucht zu werden. Wir sind zum Schrecken der Bevölkerung geworden", entgegnete er heiser auflachend.

„Meinst du, dass er Ausstieg aus all dem das ändern wird?", erkundigte ich mich unsicher

„Nein. Das wird seine Zeit dauern, bis sich die Unruhe um uns gelegt hat. Weißt du, am liebsten würde ich irgendwo hingehen, wo keiner meinen Namen kennt", kam es heiser von ihm. Ich nickte verstehend und wir schwiegen eine Zeitlang. Meine Gedanken schweiften ab und ich musste leicht auflachen

„Was ist?", wollte Dad von mir wissen und sah mich fragend an

„Eines Tages werden sie eine Stadt nach uns benennen", meinte ich und musste bei dem Gedanken breit grinsen. Dad lachte ebenfalls leicht auf und schüttelte unterbewusst den Kopf

„Das werde ich dann aber nicht mehr erleben", meinte er

„Manchmal weiß ich gar nicht mehr, wo ich hingehöre", gestand ich leise.

„Was meinst du?", fragte er skeptisch.

„Manchmal frage ich mich, ob es vielleicht besser wäre bei Mom zu sein, oder bei Grandpa oder Grandma. Ich frage es mich jedes Mal, wenn es wieder eng wird um den Club herum", erklärte ich

„Es geht darum, wen du in einem überfüllten Raum suchst. Dort gehört ein Herz hin", erwiderte Dad nur. Ich schloss kurz meine Augen, um mir die Situation vorzustellen und musste erschreckender Weise verstellen, dass in meinen Gedanken meine Aufmerksamkeit immer an Männern hängen blieb, die Kutten trugen, auf welchem das Rebel Rider Zeichen gestickt war.

„Und?", wollte er wissen

„Der MC", murmelte ich vor mich hin. Er nickte nur und starrte auf den Boden vor sich. Irgendwas schien ihn zu bedrücken

„Dad?", richtete ich an ihn. Er erwachte aus seiner Starre und drehte sich fragend in meine Richtung

„Was passiert in der nächsten Zeit?", fragte ich vorsichtig

„Schlechte Männer verlieren", erwiderte er nur und stand auf. Er ging in Richtung der Tür, um mein Zimmer zu verlassen und drehte sich noch einmal um.

„Bitte tu mir ein Gefallen", begann er und sah mich abwartend an. Ich nickte minimal

„Du musst mir versprechen Damian von seinem jetzigen Weg abzubringen, damit er nicht das wird, was ich geworden bin", meinte er seufzend.

„Wie soll ich das tun? Er ist bestrebt irgendwann mal auf dem mächtigen Stuhl zu sitzen, um die Verantwortung als Präsident zu tragen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Wille der einzige Grund ist, weswegen er am Leben ist", erwiderte ich

„Lass ihn diesen Wunsch behalten, aber beeinflusse sein Denken über den Club. Es ist nur eine Frage der Zeit, da kann es sein, dass er seinen besten Freund zu Grabe trägt. Mach ich ihm das bewusst", entgegnete Dad und sah auf Niner, welcher am Boden lag und schlief

„Gute Nacht", murmelte Dad in meine Richtung und lächelte minimal

„Gute Nacht Daddy", gab ich lächelnd zurück.

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