„Es ist zu spät, um es zu beenden"

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Es waren ein paar Tage vergangen und heute wollte der MC ein wenig ihre Geschäfte kontrollieren. Es ist kein Geheimnis, dass Bordelle zu der ‚Rocker-Szene', sowie sie uns nannten, gehörten. Und auch die Rebel Rider besaßen zwei Bordelle. Die Werkstatt, und damit auch der Hauptsitz der Rebels, war in Ontario, einem Vorort von Los Angeles. Hier lebten wir. Die beiden Bordelle 181-North und 181-East gehörten dem Club. Dabei standen 181 für den 18ten Buchstaben R im Alphabet und 1 für den ersten Buchstaben A. ‚RA' stand für Rebel und Anarchie. North und East standen nur für die Himmelsrichtung in welchen sich die Bordelle von der Werkstatt aus befanden. Bei der heutigen Kontrollfahrt begleiteten Owen, Taylor, Scott, Damian, Judy und ich Dad. Er war lediglich der Betreiber der beiden Bordelle, er war nicht der Zuhälter. Der Club war der Eigentümer dieses Unternehmens und für die Arbeit als Zuhälter hatte Dad zwei Leute eingestellt.

„Gut, dann lasst uns mal.", meinte Dad zu uns, zog seine Kutte an und setzte seinen Helm auf. Judy sah sich fragend um, da weder sie noch ich heute selbst fahren sollten. Sie wusste scheinbar nicht wo sie sich hinsetzen sollte.

„Nimm Platz", murmelte Damian in Gedanken und startete die Harley. Komisch, normalerweise fuhr ich immer bei ihm mit. Generell war er seltsam drauf. Er schien die ganze Zeit abwesend zu sein und wich mir gezielt aus. Seine Gnadenzeit bezüglich Ryan war scheinbar vorbei.

„Elo komm jetzt", meckerte mich Dad an und machte mir mit einer Kopfbewegung klar, dass ich mich hinter ihn setzen sollte. Gekonnt schwang ich mich auf seine Harley und schloss den Kinnriemen. Als Gruppe fuhren wir vom Hof in Richtung 181-North. Auf dem Weg wurden uns immer wieder verwunderte, skeptische, ängstliche und unschlüssige Blicke zugeworfen. Vier Männer, zwei Frauen in Kutten, komplett schwarz gekleidet auf lauten und bulligen Harleys, durch Ontario fahrend, waren schon immer für die meisten ungewohnt und beängstigend. Die Tatsache, dass in den letzten 10 Jahren die Anzahl der Members stark angestiegen war, durch Clubzusammenschlüsse, Familienneugründungen und Nachwuchs, machte es nicht gerade besser. Wir waren der verabscheute Teil der Gesellschaft. Wir wurden von der Mehrheit der Bevölkerung nicht als Motorradclub wahrgenommen, sondern als Rocker, Banden oder Gangs betitelt. Alles mit einem bitteren Nebengeschmack. Unsere Kriege, die seit Jahren gegen den Motorradclub der Devils liefen, waren nicht unbemerkt geblieben. Die Devils stammen aus Nevada und versuchen immer wieder unsere Gebiete einzunehmen. Dabei richten sie Chaos und Zerstörung an. Dies geschieht jedoch genauso in den Nevada Gebieten, wenn die Rebel Rider sich wehrten. Diese Spannung zwischen den beiden Clubs endet nicht selten mit Toten. Letztes Oper war das Devils Member, welches für die Aktion an Tacca, die Vergeltung abbekam.

Wir hielten vor 181-North und ließen unsere Helme bei den Maschinen. Auf dem Hinterhof waren Autos zu erkennen, also waren Kunden da. Dad zählte die Anzahl der Autos und wirkte ganz zufrieden.

„Dafür, dass es am hellen Tag ist, ganz gut", gab er zufrieden von sich und betrat das Bordell. Wir folgten ihm. Er sah sich prüfend um, als eine der Frauen auf ihn zukam.

„Charles, kann ich dir helfen?", wollte sie mit einem breiten Lächeln wissen.

„Wo ist euer Chef?", erwiderte Dad und musterte den Eingangsbereich skeptisch.

„Er ist hinten im Büro, soll ich ihm sagen, dass ihr hier seid?", klärte sie ihn auf. Dad nickte und lehnte sich seufzend gegen den Empfangstresen. Wir machten es uns derweil auf den Sofas bequem. Es dauerte einige Zeit, bis der Mann auftauchte, den Dad sprechen wollte.

„Blake! Warum hat das so lange gedauert?", wollte mein Vater gefrustet wissen.

„Ich habe telefoniert", rechtfertigte sich der Mann im selben Alter von Dad.

„Kein Telefonat kann so wichtig sein, als dass du uns hier warten lässt", konterte Dad gekonnt und zeigte auf uns, wie wir auf dem Sofa saßen.

„Tut mir Leid, echt. Waren Bestellung für die nächsten Wochen", erklärte Blake und kratzte sich verlegen am Kopf. Dad nickte und man sah die distanzierte und überlegende Mimik von ihm. Er wusste, dass alle hier im Raum vor seiner Persönlichkeit Respekt hatten.

O U T L A WWhere stories live. Discover now