Kapitel 63: "München"

1.3K 102 36
                                    

POV: NEWT

Die Fahrt nach München war die reinste Hölle. Thomas hatte Schmerzen, musste jede Stunde halten und aussteigen und ich konnte nichts tun. Er war still, irgendwie verändert. Man hatte das Gefühl, dass er dauerhaft das Gefühl hatte verfolgt zu werden und war nervös, aber auch verletzt. Wenn ich in seine Augen sehe, sehe ich nicht nur die äußeren Wunden, sondern auch die auf seinem Herz. Tiefe, fleischige Narben die abermals aufgerissen sind.
Ich kam mir so hilflos vor, als wäre ich ein Fisch auf Land. Mir wurde jedesmal die Luft gestohlen, wenn er mich ansieht und ich wollte es irgendwie besser machen. Doch im Gegensatz zu Thomas, hatte ich nicht einen aufmunternden Satz parat. Ich selbst war ja immernoch schockiert. Doch was mich am meisten zerstörte, war der Gedanke daran, ins Ungewisse zu fahren. Ich wusste nicht, ob Thomas mich nun mit zu sich nimmt,oder nicht. Ob er mich bei meinem Kumpel absetzt oder ob alles nur gespielt war. Ich lehne mich gegen die kühle Scheibe und verbrachte die letzten zwei Stunden der Autofahrt mit halb schlafendem und halb wachem Zustand. Irgendwann nehme ich die ersten Häuser war und wir fahren von der Autobahn hinab. "Wo wohnt dein Freund?". Monoton und gefühllos sieht Thomas weiter auf die Straße und umklammert mit einer Hand das Lenkrad. Ich nenne ihm die Straße und sofort überkommt mich ein mulmiges Gefühl. War er doch anders, als ich ihn kennen gelernt hatte? Ich wartete ab und nur kurze Zeit später bogen wir auf eine altbekannte Straße. Sie liegt nicht direkt in München und eine Bäume, die sich an dem Fahrradweg auf der linken Seite erstreckten, wiegen leicht im Wind. Die Sonne ging bereits unter und scheint, angenehm warm, in das Auto. Ich hebe meinen Kopf, setze mich aufrecht hin und strecke mich. Auf dieser Straße hatte ich so viel schöneres erlebt als je zuvor in meinem Leben. Thomas hält seinen Wagen vor dem Mehrfamilienhaus, welches durch seine rote Farbe, ziemlich heraus sticht. Ich schnalle mich ab, steige mit leicht weichen Knien ab und gehe zum Kofferraum. Kurzerhand ziehe ich meinen Rucksack hinaus, setze ihn auf und lasse meinen Blick durch den Kofferraum werfen. Was mir sofort auffällt, ist das Polaroidbild von mir und Thomas, an dem Tag an dem ich meine Höhenangst überwunden hatte. Ich lächelte matt, möchte gerade danach greifen als Thomas neben mir steht und sich räuspert. "Tschüß". Eindringlich sieht er mir in die Augen, legt die Hände an meine Wangen und küsst mich kurz und liebevoll. "Wir sehen uns". Er sieht mich an, bestimmt 10 Sekunden, ehe er wieder ins Auto einsteigt und fährt...

-------------
Naaaaa, was glaubt ihr? Warum macht Thomas das? 😏

~Der Abholer~ #newtmasFFWhere stories live. Discover now