Kapitel 69: "Bitten an dich"

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(Eigentlich hätte ich mir für Kapitel 69 was anderes aussuchen sollen xD)

POV: NEWT

Mit gemischten Gefühlen betrete ich die Intensivstation. Was würde mich erwarten? Mit, immernoch zitternden Knie, laufe ich den Flur entlang. So still und leer, voller Trauer und Tod waren diese Wände geprägt. Tränen flossen hier täglich und jeder hoffte nur, dass er nicht der nächste sein musste, der einsehen soll, dass die Hoffnung aufzugeben ist. Ich schluckte, als wir vor seinem Zimmer angekommen sind. "Willst du alleine rein?" Chuck sieht mich unsicher an, auch er war mitgenommen. "Ja... Wenn ich in einer Stunde nicht wieder da bin, komm' bitte sofort rein." Ich hatte wirklich Angst davor, dass ich umkippen oder aus dem Fenster springen würde. Langsam öffne ich die Türe, sie ächzt leicht. Einmal atme ich noch tief durch und betrete den Raum, schließe die Türe. Thomas lag gerade auf dem Rücken, hatte die Augen geschlossen und sah blass aus. Ein regelmäßiges atmen ging von dem Beatmungsgerät aus, welches am Bettrand steht und Luft in seine Lungen pumpt. Gefolgt von einem Piepen, welches zu jedem Herzschlag ertönte. Blaue Flecken und gerade geschlossene Wunden erstrecken sich über seine Arme, Schlüsselbein und dem Gesicht. Neben den Schläuchen, die als Beatmung aus seiner Nase ragten, verschwanden auch unter der Bettdecke  bestimmt vier oder fünf. Und um ehrlich zu sein, wollte ich garnicht wissen wofür diese waren. Mir steigen wieder Tränen in die Augen, doch diesmal lasse ich ihnen einfach freien Lauf. Langsam gehe ich weiter, jeder Schritt von mir hallt auf dem Boden. Ich gebe Thomas zaghaft einen Kuss auf die Stirn, hauche ein "Thomas, ich bin hier..." und nehme mir einen Stuhl, stelle ihn neben sein Bett. Lange Zeit sehe ich ihn einfach an, weine und sage nichts. Was sollte ich auch groß sagen? Irgendwann nahm ich seine Hand, verschrenke unsere Finger und sehe ihn an. "Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen..." Schwer fällt es mir, diese Wörter über die Lippen zu lassen. "I-ich weiß zwar nicht, ob du noch was von mir willst, a-aber bitte werde wieder wach..." Vorsichtig lege ich eine Hand an seine Wange und streiche langsam darüber. "Bitte, ich möchte niemanden mehr verlieren." Mitlehrweile war es mir egal, dass ich mit ihm sprach, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es bei ihm ankommen würde. Ich streiche eine Strähne aus seinem Gesicht. "B-bitte... Du hast mich verändert, Du hast mich stark gemacht." Ich erwartete keine Antwort, ich wollte es mir einfach von der Seele sprechen. "Du hast mir gezeigt, dass es das Leben wert ist, jeden Tag zu genießen. Du hast mir gezeigt, wie man das Leben liebt. Ohne dich weiß ich nicht, ob ich bei Gott weiß wem im Auto gelandet wäre..." Ich streiche über seine Hand, sehe ihn weiter an und verliere abermals Tränen. Das Leben ist unfair.

~Der Abholer~ #newtmasFFWhere stories live. Discover now