Kapitel 31

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Der Blick auf Moms Gesicht spiegelte sowohl Unglaube, als auch Freude und Fassungslosigkeit wieder. Ihre Augen waren weit aufgerissen und der sorgfältig geschminkte Mund stand weit offen.

Einen Atemzug später war sie bereits an meinem Bett und umarmte mich sanft. Ihre Hand strich dabei sanft über meine Haare, was ich eigentlich gar nicht mochte, doch heute ließ ich es einfach zu.

"Träume ich?", fragte sie dann mit Tränen in den Augen, nachdem sie mich losgelassen hatte. Verlegen lächelte ich zurück und antwortete schnell "Nein". Vermutlich hätte ich eigentlich den Kopf geschüttelt, aber alles dröhnte und schmerzte immer noch so stark, dass selbst eine noch so kleine Bewegung weh getan hätte.

Auch Dad trat ins Zimmer, aber beließ es bei einem ebenfalls fassungslosen, aber zögerlichen Winken. Er stand hinter Mom und beide sahen glücklich auf mich hinab.

In diesen Momenten merkte man, wie stark Familie eigentlich war. Die drei waren in einigen Minuten hier gewesen und hatten alles stehen und liegen gelassen.
"Ich bin froh, dass ihr hergekommen seid", murmelte ich mit etwas belegter  Stimme.  Beim darauffolgenden Räuspern stach mein Hals so stark, als würde ich mehrere Speerspitzen verschluckt haben. Die ganze Aktion trieb mir einige Tränen in die Augen, die ich aber energisch wegblinzelte.

Ein leises Klopfen an der Tür verriet einen weiteren Gast. Nach dem "Herein"-Rufen meiner Mom offenbarte sich der vermeintliche Gast als Doktor, der mit einem Klemmbrett den Raum betrat. Während er einen Stuhl heranzog, um sich an mein Bett zu setzen, schob er sich die heruntergerutsche Brille hoch, die große Ähnlichkeiten mit der Brille Harry Potters hatte.

"Dr. Milicevic mein Name", stellte er sich vor und offenbarte dabei ein blendend weißes Lächeln.
Als ich ansetzten wollte, um mich ebenfalls vorzustellen, unterbrach er mich, vermutlich um schnell mit den unschönen Details abzuschließen.

"Ich hoffe es ist ok, wenn ich dich duze", fragte er noch kurz mit einem Blick auf mich, woraufhin ich nickte. Schlechte Idee- beim Nicken knackte mein Hals einmal laut und ich stöhnte auf.

Mit zusammengebissenen Zähnen keuchte ich ein  "Verdammt" und sog scharf Luft durch meine Zähne hindurch. Einige besorgte Blicke seitens Peter, Clary und Mom später öffnete ich meine zuvor geschlossenen Augen und verzog die Lippen zu einem zögerlichen Lächeln.

"Mit Bewegungen habe ich es noch nicht so", kommentierte ich das Geschehene schließlich und der Arzt lachte einmal nervös auf.

"Nun gut, Ava. Ich habe mehrere Nachrichten für dich, die dich zum Teil etwas erfreuen werden..".
"Warum nur zum Teil?", unterbrach ich ihn und er sah von dem Klemmbrett auf. Clary, die rechts von mir saß, prustete bei dem verwirrten Anblick des Arztes los.
"Egal, fahren sie fort."

"Wir werden schnell den unerfreulicheren Teil hinter uns bringen- das was dir alles passiert ist".
Dr. Milicevic zog einen Kugelschreiber aus der Kitteltasche und deutete mit diesem auf das Klemmbrett, wodurch ein leises Geräusch erzeugt wurde.

"Das beunruhigendste war vermutlich ein Schädel-Hirn-Trauma, welches du erlitten hast. Daran wärst du mit hoher Wahrscheinlichkeit gestorben, da die Skala, an der bestimmte Koma-Werte abgelesen werden können, bei dir stark gesunken ist. Normalerweise geht man von etwa 15 Punkten aus, die sich im Koma immer weiter herabstufen. Du warst am Ende bei 3 Punkten, welches die niedrigste Anzahl ist."

Beeindruckt hob ich die Augenbrauen und verzog meinen Mund zu einem Lächeln.
"Also kann ich froh sein, dass ich das überstanden habe, oder?"

"In der Tat, ja. Wir wissen bisher nicht, inwiefern irgendwelche Gedächnisücken entstanden sein können, die bei einem solchen Trauma nicht selten sind. In den Folgetagen wird es außerdem zu vermehrter Übelkeit und eventuellen Sehstörungen kommen, das liegt dann ebenfalls an dem Trauma, was einige Tage zum Abklingen braucht."

Sonnige Aussichten waren das für die nächsten Tage. Vermutlich war das noch nicht mal alles, denn ein Schädel-Hirn-Trauma, bei dem Schädelknochen brechen, erklärt schließlich nicht, weswegen ich mich nicht bewegen kann.

"Das zweite sind zahlreiche Frakturen sowohl am Schienbein oder Wadenbein als auch am Oberarm und einer Rippe. Da wurde nichts ausgelassen. Bei deinem Schienbein musste eine  Marknagelung durchgeführt werden, die anderen...Beschwerden werden innerhalb mehrerer Tage abheilen. Hinzu kommen noch einige Prellungen im Magenbereich, am Arm oder der Schulter. Das alles heilt ebenfalls in einigen Tagen ab, also bist du was die Dauer der Heilung angeht, noch relativ gut weggekommen."

"Wenn man mich mal so anguckt, würde ich nicht sagen, dass ich gut weggekommen bin", entgegnete ich nur mit einem Blick auf meinen Körper, der unter der weißen Krankenhausdecke lag.

"Besser als das, was hätte passieren können. Wir werden in den nächsten Stunden einige Tests durchführen, um diagnostizieren zu können, ob ihr Gehirn irgentwie gelitten hat. Habe ich dabei ihre Zustimmung?"

"Ich denke schon, schließlich kann dabei nichts passieren."

Dr. Milicevic nickte und stand dann auf, nur um einmal laut mit seinem Rücken zu knacken. Dabei verzog ich das Gesicht- das Geräusch von knackenden Knochen hatte ich schon immer unangenehm gefunden.

"Die gute Nachricht ist, dass du mit wenig Glück in einigen Tagen hier schon entlassen werden könntest. Dies beruht ganz auf die Dauer der Heilung. Ich werde sie jetzt alleine lassen  wir sehen uns dann in einer Stunde etwa", kam es von ihm. Dann reichte er meiner Mom und meinem Dad die Hand und lächelte allen Anwesenden einmal zu.

Whatever it takes• Peter Parker & AvengersDove le storie prendono vita. Scoprilo ora