Kapitel 36

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"Du kannst versuchen zu gehen", riet mir Dr. Milicevic und lächelte mich durch die Gläser der runden Brille an.

Clary war mittlerweile ebenfalls ins Krankenhaus gekommen, und anscheinend hatte Tony sie gebracht, denn er stand auch in der Tür.

"Wie geht es der kleinen Patientin?", fragte er mit seiner üblichen, von Sarkasmus triefenden Stimme.

"Gut. Wirklich gut."

Dann begrüßte ich noch Clary, die erst mir einen Kuss auf die Wange gab und dann ihre Arme einmal um Peter schlang. Der Braunhaarige strich ihr einmal sanft über die Haare, was mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Die zwei waren schon süß.

Ein Blick auf die Uhr erklärte mir auch, warum Mom und Dad nicht dabei waren- sie musste beide arbeiten. Dad hatte als Anwalt immer viel zu tun und Mom durfte ihre Werke als Schriftstellerin ebenfalls nicht vernachlässigen.

"Ihr zwei? Komnt mal her und helft ihr. Ich muss gucken, ob alles planmäßig verheilt ist", wies Dr. Milicevic an und deutete auf Peter und Tony. Beide nickten und der Arzt mit der Harry Potter Brille schlug meine Decke um.

Spätestens jetzt hätte man gewusst, dass sie sich in der Realität befand. In jedem Film hätte die Kranke jetzt ein weißes Kleid an, was am besten noch hauteng Sitz und figurbetont ist.
Die Realität sah etwas anders aus. Mir war eine weiße Hose und ein ebenso weißes T-Shirt angezogen worden, die beide nur kleine Raffungen besaßen und ansonsten fast sackartig herunterhingen.

Wirklich wunderschön. Als wirklich wunderschön könnte man auch meine Beine bezeichnen. Das linke Schienbein steckte in einer Schiene, welche wahrscheinlich diese Nagelung unterstütze, von der der Arzt geredet hatte. Mein anderes Bein wies erstmal mehrere blaue Flecken auf, die sich schon genau wie die an meinen Armen leicht lila verfärbt hatten.

Tony stellte sich an meine linke Seite und griff meinen Arm auf eine Art, dass er fast perfekt gestützt wurde. Langsam drehte ich meine Beine zur linken Seite des Bettes und ließ sie dann langsam auf den Boden sinken.

Peter stützte meinen rechten Arm genauso wie auch Tony es tat. Wahrscheinlich hatten die in ihrer Dimension so eine Art 'Erste Hilfe Kurs für Avengers und die, die es mal werden wollen' abgelegt, vermutete ich.

Probeweise verlagerte ich jetzt mein Gewicht auf das Bein, was weniger mitgenommen war und richtete mich dann langsam auf.

Über die Stützen war ich wirklich dankbar, denn mein Bauch tat immer noch so weh, dass es vermutlich unmöglich wäre, ohne Hilfe dort etwas anzuspannen.

Noch wackelig setzte ich den linken Fuß nach vorne, was unter einem Jubelschrei von Clary begleitet wurde.
"Los Ava, mach noch einen!"

"Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für mich, oder wie darf ich das jetzt verstehen?", schnaubte ich, was Tony ein Lachen entlockte.

"So in etwa", beantwortete Dr. Milicevic meine eigentlich eher rhetorische Frage und ging einmal langsam um mich herum, wobei er sich meine Beine genau ansah. Anscheinend war er zufrieden, denn er nickte öfters und hakte dann Dinge auf seinem Klemmbrett ab.

Meine Schritte waren anfangs noch sehr holprig und unsicher, nach einigen hin und her wurde ich aber zunehmend sicherer.

"Das genügt mir fürs Erste. Du kannst dich wieder hinlegen, ich werde nur noch einmal die anderen Verletzungen checken."

Langsam bewegte ich mich nach der Aufforderung wieder auf das Bett zu uns ließ mich darauf nieder. Dann zog ich meine Beine wieder auf das Bett und lehnte mich in das hochgestellte Kissen.
Mit einem Drücken auf einen Schalter fuhr die Lehne ein wenig nach unten, sodass ich in einem Winkel von etwa dreißig Grad zum Bett lag.

"Darf ich?", bat Dr. Milicevic noch freundlich um Einverständnis, meinen Bauch untersuchen zu dürfen.

Ich zuckte die Achseln.
"Machen Sie, was sie müssen."

Er zog den Kittel auf Brusthöhe hoch und sah sich die großflächigen Flecken an. Dass es so schlimm aussehen würde, hätte ich nicht gedacht. Mein Bauch war übersäht mit blauen Flecken und auch die Rippen waren vereinzelt lila angelaufen. Ein schmaler Verband verriet mir, wo sich die Rippenfraktur befand.

"Das wird jetzt etwas weh tun, aber ich verhindere damit, dass sich das Hämatom weiterbildet und reguliere damit den Blutfluss", kündigte Dr. Milicevic an, was ich mit einem etwas verängstigten Nicken quittierte.

Mit dem Daumen begann er, auf den ersten Bluterguss zu drücken. Der Schmerz schoss erst nach etwa einer Sekunde durch meine Knochen. Augenblicklich krallten sich meine Finger ins Bettlaken und ich verzog das Gesicht.
Der Schmerz wurde auch nicht weniger, sondern blieb gleich. Nach vielleicht zehn Sekunden nahm Dr. Milicevic den Finger vom Bluterguss und ließ mich aufatmen. Meine Atemzüge normalisierten sich wieder und ich sah in die Gesichter meiner Besucher. Das was er da Tat könnte niemals förderlich für die Heilung sein.

"Ihr müsst das nicht mit ansehen, geht ruhig raus", bat ich sie und fügte noch hinzu, " Clary, du besonders."

Whatever it takes• Peter Parker & AvengersWhere stories live. Discover now