Kapitel 71

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Meine Beine waren umgeknickt und ich lag auf dem Boden, zusammengerollt wie ein Embryo. Weinkrämpfe schüttelten mich während ich immer wieder vier Worte wiederholte.
"ich liebe dich auch."

Beruhigen tat ich mich nach vielleicht dreißig Minuten, vielleicht drei Stunden. Mein Zeitgefühl hatte ich komplett vergessen und nach mir suchen tat ebenfalls niemand. Langsam legte ich meinen Kopf auf einer der kalten Steinplatten ab und atmete tief ein und wieder aus. Mein Herz schlug immer noch schnell und mein Kopf dröhnte von dem vielen Weinen. Der kalte Stein kühlte meinen Kopf ein wenig und langsam begannen auch meine Augen zu trocknen. Die Tränen auf meinen Wangen waren an meinem Hals herunter zu meinem Oberteil gelaufen und hatten dieses nass gemacht. Das hellbeige des Kleides erschien im Schatten der Bäume dunkel und während ich mich auf die Sterne über mir konzentrierte, verschwammen diese wieder vor meinen Augen.

Einige weitere Tränen liefen über meine Wangen, während ich mir klar machte, dass ich aufhören musste zu weinen. Wäre es doch nur so einfach. Könnte ich mir doch einfach sagen, dass ich aufhören musste zu trauern und darüber hinwegkommen musste. Doch leider ging das nicht. Die Trauer umhüllte mich wie Nebel und ein weiteres Mal ließ ich einfach meinen Kopf auf den kalten, grauen Stein sinken und schloss die Augen.

Irgendwann, in einem kleinen, starken Moment, raffte ich mich dazu auf, aufzustehen und stand auf die Füße. Meine Beine zitterten ein wenig, ganz so, als wäre es das erste mal, dass ich laufen würde, während ich langsam einen Fuß vor den nächsten setzte. Schritt für Schritt kämpfte ich mich den Hügel hinunter zu unserem Haus, wo Mom, Dad und Clary warten würden. Wahrscheinlich schliefen sie schon, es war vermutlich mitten in der Nacht, um die 3 Uhr, schätzte ich. Mit einem Klicken öffnete sich das Schloss des kleinen Tors, das auf das Feld hinaus und in unseren Garten hineinführte.

Die Meter vom Tor bis zur Hintertür kamen mir vor wie Kilometer, während ich unglaublich langsam zu der Holztür schlurfte. Sie quietschte leise, als ich sie mit dem kleinen goldenen Schlüssel öffnete und fiel dann mit einem Knacken zurück ins Schloss. Im Vorbeigehen warf ich einen Blick auf die Küchenuhr, die gerade auf 1:27 stand. Die Zeit war viel langsamer vergangen, als ich erwartet hatte. Insgesamt war ich nur etwa vier Stunden draußen gewesen, wobei es für mich eine halbe Ewigkeit gewesen war.

Möglichst leise trat ich nun die Treppenstufen hoch, da wie erwartet Clary und meine Eltern bereits schliefen. Meine Tür war nur angelehnt und öffnete sich ohne ein Geräusch. Die Luftmatratze auf dem Boden war verschwunden und alles sah so aus wie es vor der Ankunft der Avengers ausgesehen hatte. Keine Kleidung von Nat lag unordentlich auf dem Boden und Peter hatte nichts bei mir liegen gelassen oder lag selbst in meinem Bett herum. Würde ich jetzt in unser Gästezimmer gehen, würde ich da vermutlich ebenfalls keine Luftmatratzen oder Betten vorfinden, die einmal benutzt worden sind.

Es war so, als wären sie nie dagewesen.

Whatever it takes• Peter Parker & AvengersМесто, где живут истории. Откройте их для себя