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Das Essen hatte gut geschmeckt

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Das Essen hatte gut geschmeckt. Auch wenn Jin und ich es beide für etwas zu salzig befunden hatten, was vermutlich daran gelegen hatte, dass Jin sich auf das Essen und mich gleichzeitig konzentriert hatte und ich mich sowieso nicht mehr damit beschäftigen durfte.
Die Atmosphäre beim Essen war eher angespannt gewesen. Man hatte das Klappern von Metallstäbchen auf Porzellan gehört und sonst nichts. Es hatte etwas wirklich bedrückendes und unangenehmes an sich gehabt.
Aber nun, wo Jin und ich alles aufräumten und das Radio auf voller Lautstärke lief, hob sich zumindest bei mir die Stimmung wieder etwas und ich sang bei dem Song mit, der gerade gespielt wurde. Ich machte derweil den Abwasch, während Jin abtrocknete und ich sagte ihm während dessen, in welchen Schrank welches Geschirr kam.
Meine verbrannten Finger gaben in diesem Moment Ruhe, wo sie zuvor beim Essen noch gepocht und etwas gebrannt hatten. Jetzt aber schien der Schmerz wie weggeblasen.
Jin sprach kein Wort und er sah nicht unbedingt zufrieden aus. Aber ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also ließ ich ihn erstmal mit seinen Gedanken alleine und versuchte mich weiter auf die Musik zu konzentrieren, sang nur noch lauter, um meine eigenen Gedanken zu übertönen, aber sie kamen immer wieder.

Als ich mit dem Abwaschen fertig war, half ich Jin noch die restlichen Sachen abzutrocknen und wegzuräumen, danach war es nur noch bedrückend.
"Ich bringe eben die nassen Handtücher in den Waschkeller. Bin gleich zurück", sagte ich deshalb und nahm ihm das Küchentuch aus der Hand.
Bei meinem Gang in den Keller dachte ich nach. Vielleicht wäre ein Filmeabend nicht das richtige. Es würde nur beengend und seltsam werden und ich wusste schon jetzt, dass ich jedes Mal zu Jin rübersehen würde, um zu schauen, wie er während des Films reagierte.
Nein, das war nicht gut für ihn und es war nicht gut für mich.
Schnell schmiss ich die Handtücher in die Waschmaschine und stapfte wieder hoch.
Vielleicht wäre der Besondere Straßenmarkt eine bessere Alternative. Die letzten Tage mussten sowieso ausgekostet werden, bald machte der Markt zu und ich musste ein ganzes Jahr auf den nächsten warten. Zumindest auf den nächsten Markt dieser Art.

Mein Entschluss war gefasst und ich hoffte, Jin war damit einverstanden. Vielleicht würde es ihm guttun, einfach rauszugehen und rumzulaufen, ein bisschen frische Luft zu schnappen, vielleicht mit ein paar Leuten-
"Puma, ich glaube, ich bleibe für heute Abend in meiner Flasche. Ich fühle mich nicht wohl bei dem Ganzen. Ich hoffe, du hast Verständnis dafür", sagte Jin, welcher in den Flur getreten war und erst zu Boden sah und dann mich unsicher anblickte.
Ich war so überrumpelt, dass ich einfach nur nickte.
"Danke für das Abendessen. Ich hoffe ich kann dir mit deinem ersten Wunsch ebenfalls einen erfreulichen Gefallen erweisen", fügte er in formellem Ton hinzu und verbeugte sich, ehe er in bläulichem Rauch verschwand und ich alleine im Flur zurückblieb.
Würden meine Wünsche nach Gefallen berechnet werden, wären sie schon längst weg, dachte ich, schnappte mir meine Tasche und zog schnell meine Schuhe über, ehe ich stürmisch das Haus verließ.
Ich wusste, ich hatte nicht das Recht auszurasten und mich darüber aufzuregen, aber ich wollte ihm doch nur für einen kurzen Moment das Leben erleichtern, ihm überhaupt ein Leben bieten. Und er wollte es nicht annehmen, versuchte es immer wieder abzustoßen und verkroch sich lieber in seiner Flasche.

Jin In The Bottle || kim seokjinWhere stories live. Discover now