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In Nullkommanichts war das Blumenchaos wieder bereinigt und der ganze Laden erstrahlte wieder in seiner alten Schönheit und Lebendigkeit

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In Nullkommanichts war das Blumenchaos wieder bereinigt und der ganze Laden erstrahlte wieder in seiner alten Schönheit und Lebendigkeit. Es verschaffte mir enorme Erleichterung, dass Jin etwas gegen das Dilemma tun konnte, das wohl nur oberflächliche Magie gewesen war. Außerdem hatte er auch dafür gesorgt, dass Guillaume nicht in die Nähe des Ladens kommen konnte. Zumindest für die nächsten achtundvierzig Stunden. So lange würde nämlich der schwache Schutzzauber halten, den Jin anwenden konnte, ohne dass ich dafür meinen letzten Wunsch benutzen musste. Mehr stand nicht in seiner Macht und es war ihm anzusehen, wie sehr ihm das missfiel.
Er ließ seiner Wut und seiner Besorgnis jedoch keine Luft, sondern versuchte sie zu verbergen. Ziemlich schlecht zu verbergen, wenn ich ehrlich sein musste.
Jin hatte drauf bestanden hier zu bleiben und mir mit den kleinen Aufgaben zu helfen, die ich zu erledigen hatte. Blumen in schönere Behälter umzutopfen schien mir für ihn die beste Beschäftigung zu sein, doch Jin machte das ganze mit so einer unterdrückten Gewalt - die er selbst nicht einmal bemerkte, weil er vor sich hinträumte, eine leicht wütende Miene auf dem Gesicht -, dass ich ihn irgendwann stoppte, als er beinahe die Köpfe ein paar sehr zarter Blumen abriss.
Ruhig legte ich meine Hände an seine und befreite die Pflanze daraus.
"Ich glaube, du brauchst doch eine andere Beschäftigung", sagte ich gefasst und lächelte Jin an. Ich versuchte so viel Ruhe und liebevolle Zuneigung in mein Lächeln zu bringen, wie nur möglich.

Jins Anspannung lockerte sich sofort und er ließ die Schultern sinken. Seine Haltung und sein Gesichtsausdruck hatten etwas zutiefst verzweifeltes an sich.
"Tut mir leid, Puma. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist."
"Ich weiß was mit dir los ist, du bist frustriert und wütend und du weißt nicht, was du tun sollst. Ich weiß aber auch, was dagegen hilft", sagte ich und lief hinter den Verkaufstresen, um einen zweiten Stuhl und ein paar Handschuhe zu holen. Jetzt war ich wirklich froh um meine, aus Lustlosigkeit entstandene Kleiderwahl. Damit konnte ich mich wenigstens dreckig machen, ohne nachher um eines meiner schönen Kleider jammern zu müssen.
"Sieh mir einfach zu", sagte ich, als ich meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz band und die Handschuhe überstreifte. Dann begann ich die Blumen aus ihren braunen Plastikbehältern zu befreien und sie behutsam in die schönen, pastellfarbenen Keramiktöpfe zu stellen, um dann den Restlichen Platz darin mit loser Blumenerde zu füllen, damit sie auch nicht hin und her rutschten.
Nachdem ich das eine Weile gemacht hatte, spürte ich nicht nur, wie ich viel ruhiger wurde, sondern auch, wie Jin sich weiter entspannt hatte. Als ich kurz zu ihm sah, ruhten seine Augen auf meine beschäftigten Finger und ich konnte sehen, wie sich seine Gesichtszüge wieder geglättet hatten.

Nachdem alles erledigt war, sammelte ich die Plastiktöpfe ein und Jin griff instinktiv nach dem Sack Blumenerde und seinem Hocker. Meinen Stuhl stellte ich wieder hinter den Verkaufstresen, ehe ich mit Jin die Plastiktöpfe, den Sack Erde und seinen Hocker im Nebenraum verstaute und den Besen und das Kehrblech mit rausnahm.
Nach dem Ausziehen der Handschuhe verteilte ich die Blumen in ihren viel schöneren und passenderen Behältern im Laden und konnte mich sogar ein wenig darüber freuen, weil mich das immer daran erinnerte, wie ich früher die Blumen im Laden verteilen durfte, wenn ich meiner Mom geholfen hatte.
"Woher wusstes du, dass mich das beruhigen würde?", fragte Jin irgendwann beiläufig, als er den Boden fegte und ich schließlich mit dem Kehrblech neben ihm auftauchte.
"Wenn ich einen schlechten Tag habe, sehe ich Mom ein wenig bei der Arbeit zu, wie sie ihre Fröhlichkeit aus dem schöpft, was sie gerade tut und wie sie dort aufgeht wie eine unserer Blumen. Es ist faszinierend zu beobachten, wie elegant ihre Hände jeden Arbeitsschritt ausführen, als wäre diese Arbeit wie für sie gemacht. Es kann etwas beruhigendes an sich haben, jemandem zuzuschauen, der mit einer seiner Lieblingstätigkeiten beschäftigt ist und darin komplett versinkt. Natürlich funktioniert es nicht bei jedem, Eri zum Beispiel ist ein wenig zu hitzig und eigensinnig dafür, aber du hast eine bestimmte Ruhe in dir und lässt dich auf die Hilfe anderer ein, deswegen habe ich gewusst, dass es etwas bringen würde", erklärte ich ihm und er nahm mir das Kehrblech aus der Hand, bevor ich mich hinunterbeugen und die übriggebliebene Erde aufkehren konnte.

Jin In The Bottle || kim seokjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt