|Part 1|
Auf einem Straßenmarkt erwirbt die neunzehnjährige Puma eine antik wirkende Flasche, welche sie ihrem Zwillingsbruder Park zu ihrem nächsten, gemeinsamen Geburtstag schenken will. Ihr Bruder interessiert sich halt für dieses alte Zeug, nich...
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Die Stimmung im Laden war relativ seltsam. Jin und ich verhielten uns wie Arbeitskollegen, die nur miteinander redeten, weil sie es mussten. Das lag vermutlich nicht zuletzt an dem Stress, den wir gerade hatten, weil Mom zwei nicht gerade kleine Aufträge reinbekommen hatte, die bis zum nächsten Tag fertig sein sollten. Gerade war gar nicht an etwas anderes zu denken, als die Arbeit und ich war auch ziemlich froh darum, denn ich wusste in diesem Moment nicht, ob ich noch immer traurig war, weil alles so kompliziert sein musste oder ob ich erleichtert war, dass Jin nun endlich für sich einstehen wollte. Ich wusste wirklich nicht, was überwog. An diesem Abend fiel ich direkt ins Bett, da Mom und ich noch eine Überstunde machen mussten, um allem einen letzten Schliff zu geben.
In den nächsten Tagen kamen immer mal wieder einige Aufträge rein und andere waren fällig, so dass es die ganze Woche viel zutun gab. Schneller als ich dachte, war auch schon Freitag und Eris Date mit Jungkook stand an. Ich hatte zuvor meine Mom darum gebeten, ob ich zwei Stunden früher gehen konnte, also war sie nun für den restlichen Arbeitstag mit Jin alleine im Laden. Ich hoffte nur, er wurde nicht allzu sehr ausgequetscht. Das Verhältnis zwischen Jin und mir war immer noch sehr verhalten und unbeholfen, durch die jüngsten Vorkommnisse zwischen uns, aber immerhin kam er nun wieder häufiger aus seiner Flasche heraus und leistete mir Gesellschaft. Ich hatte die Hoffnung, dass es dieses mal wirklich besser wurde und es war mir egal, wie lange es dauerte, solange Jin nicht wieder einen Rückzieher machte und es sich doch anders Überlegte mit der Chance auf ein freies Leben.
Etwas zu früh kam ich schließlich bei Eri an und klingelte. Sie öffnete beinahe sofort, gekleidet in einen kurzen Jogginganzug und die Haare in ein Handtuch gewickelt. "Komm rein! Ich habe schon auf dich gewartet, warum hast du denn so lange gebraucht?", fragte sie laut und hibbelig, ehe sie mich reinzog und die Tür brutal wieder schloss. "Äh-", setzte ich an, doch konnte nicht weitersprechen, weil meine beste Freundin mich durch das Haus zerrte, ohne mich erstmal meine Sandalen ausziehen zu lassen. Als wir in ihrem Zimmer ankamen, nahm sie mir erst einmal meine Tasche ab und drückte mich nach unten, damit ich mich auf den Boden setzte. Kurz darauf flog auch schon ein Make-Up-Utensil nach dem anderen in meine Richtung und ich musste mich zur Seite lehnen, als ein hot-pinkfarbener Lipgloss in Richtung meines Kopfes auf mich zuschoss. "Vorsicht, Eri. Wenn du jetzt auch noch dein Puder und den Lidschatten nach mir wirfst, wird gleich nichts mehr für dein Gesicht übrig bleiben." Den Rest trug sie dann also zu mir und ließ sich damit auf den Boden fallen. Ich sah sie nur kopfschüttelnd an. "Ich weiß ja, dass du aufgeregt bist, aber musst du dann gleich zur Make-Up-Mörderin werden? Und föhn erst einmal deine Haare, bevor ich dich schminke. Und bring eine Feuchtigkeitscreme mit, wenn du wiederkommst", sagte ich zu ihr und Eri stand auf, bockig wie ein Kleinkind und trabte aus dem Raum. Ich konnte wirklich verstehen, dass sie mehr als nur aufgeregt war, aber sie hatte noch gute zwei Stunden, bis Jungkook sie abholte und die beiden etwas unternahmen.
Mit trockenen Haaren kam meine Freundin zurück und setzte sich wieder vor mich. Ich schob erst einmal die ganze Schminke zwischen uns zur Seite und setzte mich näher an sie ran. "Was trägst du gleich?" "Ich wollte mein neues weißes Kleid tragen, weißt du, das das wir gekauft haben, als wir mit Jin shoppen waren. Oder denkst du, das ist zu kurz?", fragte sie und da war schon die erste Verunsicherung. "Nein, das bringt deine Beine gut zur Geltung und es ist wirklich süß. Ändere jetzt nicht fünfzig Mal deine Outfit-Wahl, sonst passt nachher das Make-Up nicht dazu", sagte ich mahnend und Eri verdrehte die Augen. "Ja, Mom, ich werde mit dem Kleid gehen. Ich finde es nämlich auch sehr süß und es passt zu diesem schrecklich heißen Wetter", entgegnete Eri und wedelte sich mit einer Hand Luft zu. Ich grinste. "Super, dann also ein schlichtes Make-Up. Für das erste Date sowieso das beste, was man machen kann."
