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Jungkook

Donnerstag Morgen und mein Kopf dröhnte von der Party am Vortag. Na toll. Aber wenn ich meinem Ruf gerecht werden wollte, musste ich mich auf so vielen Parties wie möglich sehen lassen und die fanden leider auch mitten in der Woche statt.

„Hey, JK!" kam Jimin winkend zu mir gelaufen und ich legte sofort einen Finger auf meinen Mund, um ihm zu signalisieren, dass er leise sein sollte. „Was ist? Wieder zu tief ins Glas geschaut?" fragte er belustigt, allerdings entging mir der herablassende Tonfall nicht, der in seiner Stimme mitschwang. „Wenigstens habe ich nicht Zuhause gesessen, weil Mami nein gesagt hat." konterte ich deshalb und Jimin zog sofort scharf die Luft ein. „Was? Dachtest du, ich vergesse, was für ein Loser du eigentlich bist? Du solltest besser nie vergessen, dass du nur dazugehörst, weil unsere Mütter sich angefreundet haben." Und danach war es erst einmal ruhig.

Jedenfalls bis unser Lehrer in die Klasse gelaufen kam, direkt hinter ihm der Typ mit der Kapuze.

Er lief so schnell an mir vorbei, dass nur noch der Windzug gefehlt hat, der ihm hinterher geweht haben müsste, bei dem Tempo. Ich folgte seinen Bewegungen, bis er schließlich auf seinem Platz saß und beobachtete ihn eine ganze Weile. Dieser Typ war mir nie wirklich aufgefallen, wenn ich mal genau darüber nachdachte. Ich kannte weder seinen Namen, noch wusste ich irgendetwas anderes über ihn. Alles was ich wusste war, dass er nie am Sportunterricht teilnahm, nicht mit auf Klassenfahrten kam und nie die Kapuze abnahm.

Und er wusste von meinem Gespräch mit Minnie.

Zwar würde ich ihm noch deutlich machen, dass er deshalb ja die Klappe halten sollte, aber an diesem Tag war ich eindeutig zu fertig für irgendwelche Prügel oder Diskussionen, weshalb ich mich schließlich wieder umdrehte und in mein Buch starrte.

Ohne es wirklich verhindern zu können, war ich irgendwann einfach eingeschlafen, wurde aber mit einem lauten Knall wach gemacht und zuckte so heftig zusammen, dass ich beinahe vom Stuhl gefallen wäre. „Mr Jeon, ich weiß, dass Sie eine Menge damit zu tun haben, sich um außerschulische Aktivitäten zu kümmern, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, in meinem Unterricht verdammt nochmal nicht zu schlafen? Wenn Ihnen so langweilig ist, dann kommen Sie doch bitte nach vorn und lösen die Aufgabe!" wurde ich von unserem Lehrer angebrüllt, dessen Gesicht mittlerweile die Farbe einer Tomate angenommen hatte und ich meine, ich hätte gesehen, dass er beim Schreien vor lauter Wut sogar spuckte.

Mein Beileid an die Leute in der ersten Reihe.

Also stand ich auf und lief, mir den Schlaf aus den Augen reibend, zur Tafel, bevor ich die Kreide in die Hand nahm, mir die Aufgabe kurz ansah und überlegte, wie ich sie glaubhaft versemmeln konnte. Denn ich wusste ganz genau, wie man sie löste. Aber wenn ich plötzlich alles richtig gemacht hätte, wäre mein Image als Bad-Boy, dem alles egal war, ganz schnell den Bach runtergegangen. Bei schriftlichen Arbeiten war das egal, denn niemand musste die Noten sehen, die ich dafür bekam, aber das hier war was anderes.

„Hab' ich mir gedacht." spottete Mr Dang triumphierend, als ich fertig war und ich verdrehte schnaubend die Augen, während ich wieder zu meinem Platz lief und mich auf meinen Stuhl fallen ließ. Ich wusste, dass es dumm war, aber was für eine Wahl hatte ich denn? Wieder als Streber gelten und meinen sozialen Stand an dieser Schule gefährden? Nein, sicher nicht.

Was mir aber nicht entging, war der Mützen-Typ, der mich wohl die ganze Zeit angesehen hatte, seinen Kopf aber schnell wieder wegdrehte, als ich zu ihm sah.

Seltsam.

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now