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Taehyung

Daraus, dass ich nicht sonderlich begeistert davon war, schon wieder in der Alkohol-Abteilung im Supermarkt zu stehen, machte ich absolut kein Geheimnis und Jungkook merkte das sofort. Während Yoongi und Jimin sich nämlich darum stritten, welcher Whiskey nun am besten schmeckte und ob man ihn mit etwas anderem mischen durfte oder nicht, zog mein Mitschüler mich aus dem Gang und legte seinen Arm auf meine Schulter.

„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du heute Geburtstag hast?", fragte er mich leise und leicht vorwurfsvoll, aber auch irgendwie schuldbewusst. „Weil es bisher auch nie jemanden interessiert hat", gab ich zurück und zuckte mit den Schultern. Tatsächlich war der letzte glückliche Geburtstag an den ich mich erinnerte der, als ich 10 wurde. Kurz vor dem Unfall und als mein Vater noch mein Vater war.

„Mich interessiert es aber! Ich hätte dir gern ein Geschenk gekauft", protestierte Jungkook weiter und stampfte verärgert auf den Boden, was aber eher niedlich als wütend aussah, denn er blies dabei seine Wangen auf und schob dabei seine Unterlippe vor. Deshalb hakte ich mich bei ihm ein und schaute ihn von der Seite an. „Na ja, wir sind in einem Supermarkt, du kannst mir ja jetzt etwas kaufen", scherzte ich und stieß ihm dabei leicht in die Seite, um ihn etwas abzulenken, aber ich hatte nicht mit seinem entschlossenen Tatendrang gerechnet. „Gute Idee!", sagte er nämlich einen Moment später und schon wurde ich am Handgelenk gepackt und hinter ihm her gezogen.

Ich stolperte kurz, fing mich aber schnell wieder und fand mich zwei Minuten später in der Elektronik-Abteilung wieder, in der Jungkook abrupt stehen blieb. „Such' dir was aus", sagte er leicht außer Puste und grinste mich breit an. Ich wusste ja, dass Jungkook genug Geld hatte um so etwas zu tun, aber ich konnte nicht anders, als ihn perplex und mit halb offenem Mund anzustarren. Ich wollte gerade etwas sagen, da legte er plötzlich eine Hand auf meinen Mund und eine auf meinen Hinterkopf. „Bevor du jetzt wieder dagegen sprichst und mir sagst, dass du es nicht annehmen kannst: Lass' es. Du hast es verdient, das zu bekommen, was du dir wünschst", erklärte er und sah mir dabei die ganze Zeit über in die Augen. „Ich nehme jetzt meine Hand runter und möchte nichts anderes hören als: "Danke". Okay?", fragte er nickend und ich nickte irgendwie automatisch mit.

Ganz langsam entfernte Jungkook seine Hand dann von meinem Mund und die kalte Luft in dem Laden fühlte sich um meinen Mund herum einen Augenblick lang noch kälter an. Ich war noch immer leicht perplex, aber der Dunkelhaarige ließ mir keine Zeit, noch weiter zu protestieren. „Gut, dann mal los. Such' dir einfach aus, was du haben möchtest und ich schenke es dir zum Geburtstag!", klatschte er in die Hände und rieb sie danach aneinander. Ich schluckte und blinzelte einige Male, da legte er seine Hand auf meinen Rücken und drückte mich sachte nach vorn, sodass ich direkt auf das lange Regal mit den Smartphones zuging. Nein, das konnte ich einfach nicht. „Jungkook, ich-" „Nope, nichts Jungkook. Hopp hopp. Brauchst du ein neues Handy? Einen Laptop? Dann kannst du Netflix schauen, wann immer du willst, ich geb' dir meine Daten. Oder eine Kamera? Eine Anlage? Oder vielleicht ein iPad?", rasselte er sämtliche Geräte runter und deutete auf die verschiedenen Dinge. 

Wieder sah ich den jungen Mann mit diesen dunklen Rehaugen an, die vor Aufregung nur so glänzten und es erschien mir fast schon grotesk, aber als ich dieses Funkeln sah, wollte ich mir plötzlich doch etwas aussuchen. Einfach, um ihm einen Gefallen zu tun. Ich mochte es, wie sein Gesicht sich erhellte und wollte es noch länger sehen, also schluckte ich meine Widerworte runter und atmete tief durch, bevor ich überlegte, was ich wirklich gern gehabt hätte und was vielleicht auch nicht ganz so teuer sein würde. Allerdings war das gar nicht so leicht, denn ein teures Gerät reihte sich an das Andere. 

Nach ein paar Metern kam allerdings ein höheres Regal und mir sprang ein Karton ins Auge, auf dem ein wirklich schönes Nachtlicht abgebildet war. Es war nicht bunt, wie man es von kleinen Kindern kannte, sondern sollte die Illusion eines echten Sternenhimmels an der Decke und den Wänden erzeugen. Ich streckte meine Hand danach aus, um es mir genauer anzusehen, da spürte ich Jungkook plötzlich hinter mir und sie seine Hände sich an mir vorbei schoben, um den Karton zu nehmen. „Okay, das also. Aber das ist wirklich günstig. Bitte such' dir noch was aus", sagte er, aber ich schüttelte sofort mit dem Kopf, denn für mich hatte dieses Licht einen ganz besonderen Wert. „Nein, das ist mehr als genug, wirklich", gab ich zurück und lächelte wehmütig. Jungkook schnaubte kurz, schien es aber dann zu akzeptieren, klemmte sich den Karton unter den Arm und nahm mich wieder an die Hand. 

Auf dem Weg zur Kasse, stießen dann auch Jimin und Yoongi wieder zu uns, die beide jeweils eine Flasche Whiskey in der Hand hielten, Jimin aber dazu noch eine Flasche Cola. „Fertig? Gut, dann können wir ja wieder zu dir", sagte Yoongi bloß und wir liefen gemeinsam zur Kasse. Kurz vorher drückte Jungkook mir das Nachtlicht aber in die Hand, zusammen mit dem Geld dafür und drehte sich um. „Ich hab' noch was vergessen, wir sehen uns draußen!", rief er im Gehen und joggte los. 

Was hatte er nun wieder vor?

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Fun-Fact: Ich habe das hier geschrieben, während ich Criminal Minds geguckt habe (Was der Grund für die Verzögerung hier ist, denn ich kann einfach nicht aufhören, mir das anzugucken) und es ist echt schwer, was süßes zu schreiben, wenn im Hintergrund davon geredet wird, dass einer Frau die Lippen abgeschnitten wurden xD

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now