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Taehyung

Für jeden Anderen wäre das sicher ein riesen Kompliment gewesen und ich hätte mich darüber freuen sollen. Aber ich konnte nicht. Diese drei Worte fühlten sich an, als hätte mir jemand Salz in eine offene Wunde gerieben, nur brannte es nicht auf meiner Haut, sondern in meiner Seele.

Zu lange wurde mir buchstäblich eingeprügelt, dass ich nichts wert war und man mein Gesicht nicht ertragen konnte. Viel, viel zu lange. Ich konnte Jungkook nicht glauben, selbst wenn ich gewollt hätte, es ging nicht. „Hat er dich auch am Kopf getroffen?“, fragte ich deshalb, um meinen Schmerz zu überspielen und legte den Kopf schief, während ich versuchte, mein amüsiertes Lächeln möglichst ehrlich aussehen zu lassen. Nur nicht weinen...

„Jetzt siehst du eher gruselig aus. Hab' ich was falsches gesagt?“, fragte Jungkook und sah ein wenig besorgt aus, während er seinen Pulli wieder ordentlich anzog und sich auf den Stuhl setzte. Ich zog mir die Mütze wieder auf den Kopf und fing an, das Verbandszeug wegzuräumen. „Nein... Hast du nicht“, antwortete ich, immernoch darum bemüht, die Fassung nicht zu verlieren. Ich wollte nicht sauer auf ihn sein, denn er konnte es nicht wissen, und doch war ich es.

„Hey, rede doch mit mir. Habe ich wirklich nichts falsches gesagt? Wenn ja, sag es mir-“, redete er weiter und ich knallte die Tür meines Schrankes zu. „Hör endlich auf, zu fragen!“, brüllte ich halb und erschrak über mich selbst, weil ich so laut wurde. Er sollte einfach endlich aufhören, mich zu löchern. Merkte er denn nicht, dass es mich aufregte? Ein leises Grummeln war zu hören und ich spannte meine Kiefermuskeln an. Ich bekam mit, wie die Tür ins Ladeninnere sich öffnete, schaffte es aber nicht, mich zu ihm umzudrehen. „Ich habs dir schonmal gesagt: Ich möchte nur helfen. Du erwartest, dass ich zulasse, dass du mir hilfst, blockst aber komplett ab, wenn es umgekehrt ist. Denk' mal drüber nach“, sagte er in einem ruhigen Ton und ging.

Die Tür war noch nicht ganz zu, da liefen mir die Tränen, die solange gekämpft hatten, über die Wangen und ich starrte einfach ins Nichts. Nicht, weil ich immernoch wütend war, sondern weil seine letzten Worte ins Schwarze trafen. Er hatte Recht, ich habe ihm meine Hilfe aufgedrängt, redete selbst aber noch nichtmal mit ihm. Aber woher sollte ich wissen, dass und ob ich ihm vertrauen konnte? Was sagte mir, dass Jungkook wirklich der Mensch war, von dem ich dachte, dass er ihn zu verstecken versuchte? Nichts. Ich wusste so gut wie nichts über ihn und doch war da etwas, das mir sagte, ich sollte ihm eine Chance geben.

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und atmete solange tief durch, bis ich mich beruhigt hatte und ging dann zur Tür, um Jungkook hinterher zu laufen, schließlich konnte er mit seiner Verletzung sowieso noch nicht so weit gekommen sein. Als ich meine Klamotten dann auch nochmal zurechtgezogen und meinen Rucksack aufgesetzt hatte, ging ich raus. Kaum war ich aus dem Hinterzimmer getreten, bekam ich beinahe einen Herzinfarkt, denn Jungkook lehnte direkt neben der Tür an der Wand und sah mich an. „Das ist jetzt peinlich“, sagte er und kratzte sich am Hinterkopf, während ich versuchte, mein vor Schock rasendes Herz zu beruhigen.

„Sollte eigentlich ein dramatischer Abgang werden, wie in diesen TV-Dramen. Ich versuchs nochmal, wenn ich nicht gerade rippenbehindert bin“, sagte er noch und ich blinzelte einige Male, bevor ich lauthals loslachte. Dieser ganze Tag war so seltsam und nervenaufreibend, dass mir einfach keine andere Reaktion einfiel. Und auch Jungkook fing an zu lachen, wobei er sich aber die Rippe hielt und eine Auge zukniff. Und wenn ich vorher noch Zweifel hatte, war ich mir in dieser Sekunde sicher: So ein ehrliches Lachen konnte man nicht haben, wenn man eigentlich ein schlechter Mensch war.

Und es war das erste Mal seit Wochen, dass ich selbst wieder so herzhaft lachen konnte...

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें