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Taehyung

Dass ich es für keine gute Idee hielt mit Jungkook gemeinsam zur Schule zu gehen, war nur die halbe Wahrheit.

Tatsächlich hatte ich nämlich die halbe Nacht wach gelegen und darüber nachgedacht, wie ich mit Suga reden konnte. Es ließ mir einfach keine Ruhe, dass er so schlecht von mir dachte und ich wollte das unbedingt klarstellen. Außerdem wollte ich mich auch bei Jimin entschuldigen. Suga hatte recht, ich hatte ihm nicht geholfen, hatte zu lange gezögert und nun wohnte ich bei dem, der ihm das angetan hatte. Gut, Letzteres konnte Suga nicht wissen, aber ich verstand seine Reaktion.

Und auch wenn ich es sonst eigentlich eher vermied, mit Menschen in Kontakt zu kommen, war mir Suga doch wichtiger, als meine Abneigung dieser Spezies gegenüber. Deshalb wartete ich vor der Schule -natürlich etwas abseits-, darauf, dass ich ihn entdeckte. Was gar nicht so leicht war, denn es regnete und alle hatten entweder ihre Regenschirme dabei oder Mützen auf dem Kopf. Eigentlich das perfekte Wetter für mich, aber in diesem Moment war es doch eher ein Ärgernis.

Außerdem schmerzte meine Schulter noch immer, obwohl Jungkook sich gut um meine Verletzungen gekümmert hatte und deshalb musste ich meinen Rucksack die ganze Zeit nur auf der anderen Schulter tragen, denn abstellen konnte ich ihn bei dem Regen ja nicht.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich an den Abend zuvor dachte und wie Jungkook meine Hand gehalten hatte, allerdings ebbte es auch sofort wieder ab, als ich Jiyong und Jungkook ins Gebäude gehen sah. Wieso gab er sich mit diesem Typen ab? Hatte er nicht verstanden, dass es einfach falsch war, was Jiyong tat und auch was er getan hatte? Ich war wirklich davon überzeugt, dass Jungkook langsam aber sicher seine Maske fallen lassen würde, aber da hatte ich mir wohl zu viel erhofft.

Seufzend drehte ich mich wieder um und hielt weiter Ausschau nach Jimin oder Suga, wobei ich mir gar nicht mehr so sicher war, ob es wirklich so eine gute Idee war, mit ihnen reden zu wollen. Was, wenn Suga mich nun hasste? Wenn sie mir die Schuld gaben? Aber ich hatte ihm ja nichts getan, richtig? Ich-

„Wartest du auf jemanden?“, sprach mich plötzlich jemand an und ich drehte mich ruckartig zur Seite, wobei meine Kapuze mir beinahe vom Kopf rutschte. Ich konnte nur seine Statur bis zu seiner Brust sehen, aber er kam mir nicht bekannt vor, kein bisschen. „Äh, ja“, gab ich zurück und hielt mich an meinem Rucksack fest, obwohl offenbar nicht die geringste Gefahr von ihm ausging, im Gegenteil. Seine Stimme war ruhig und klang fast schon melodisch.

„Okay, offenbar möchtest du alleine sein. Hier, nimm meinen Regenschirm. Du kannst ihn mir zurückgeben, wenn wir uns wieder über den Weg laufen. Ich bin übrigens Chan“, sagte er und seufzte leise, bevor er meine Hand nahm, mir seinen Schirm in die Hand drückte und ging. Ich kam überhaupt nicht dazu, etwas zu sagen, so überrumpelt war ich. Aber auch das hielt nicht lange an, denn als ich mich umdrehte, sah ich Jimin. Mit Suga. Sie liefen nebeneinander her und unterhielten sich über irgendetwas.

Mit einem Mal war ich wie gelähmt, denn egal was alles passiert war, Suga war mein Freund. Ihm hatte ich alles über mich erzählt und er war es auch, den ich angerufen hatte, wenn es mir richtig schlecht ging. Er hatte einige Ausraster meines Vaters am Telefon mitbekommen und wusste auch von meinen Verletzungen und meiner Mutter. Es war seltsam, ihn in Person zu sehen, aber ich war gleichzeitig auch verdammt aufgeregt. Fast kam es mir vor wie ein Wiedersehen nach langer Zeit. Nur hatte ich ihn noch nie gesehen.

Und nun mussten es ausgerechnet solche Umstände sein...

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Ich versuche jetzt, mich ein wenig mehr auf Scars zu konzentrieren, damit dieses Buch in absehbarer Zeit ein Ende bekommt.

Kennt ihr das, wenn man irgendeine Gewohnheit so satt hat, dass man sie einfach nur noch loswerden will?

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now