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Jungkook

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich Taehyung wie ein Idiot angrinste, als er sich räusperte und mich damit aus meiner Starre holte. Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich dachte, ich hätte den Ansatz eines Lächelns gesehen, bevor er seinen Kopf auch schon wieder wegdrehte.

Am Ende des Schultages, packte ich hastig meine Sachen zusammen, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, denn es war der Tag, an dem meine Mutter von ihrer Geschäftsreise zurück kam und ich hatte sie wirklich sehr vermisst. Sicher, ich konnte mich über zu wenig Geld nicht beklagen, aber für eine Umarmung von meiner Mutter hätte ich sofort auf den ganzen Luxus verzichtet.

Völlig aufgeregt, ignorierte ich die Rufe meiner Pseudo-Freunde und rannte über den Schulhof, ehe ich um die Ecke bog und die Straße hinunter lief. An der Ampel blieb ich stehen und wippte mit dem Fuß ungeduldig auf und ab, als mich plötzlich jemand antippte. Und ich staunte nicht schlecht, als ich die Kapuze sah, die ich den halben Schultag über angestarrt hatte. Ich war so überrascht, dass ich gar nicht mitbekam, dass er mir etwas entgegen hielt. Als ich es dann aber sah, nahm ich es sofort an mich. „Du hast es verloren, als du deine Tasche gepackt hast“, sagte Taehyung nur und wollte sich wieder umdrehen, aber ich hielt ihn am Handgelenk fest.

„Danke, das... bedeutet mir wirklich viel“, hörte ich die Worte, die aus meinem Mund kamen, bevor ich überhaupt richtig darüber nachdenken konnte. Hätte ich das Armband nämlich verloren, wäre das eine Katastrophe gewesen. Taehyung spannte sich kurz an, zog die Luft ein und trat einen Schritt zurück, da ich sein Handgelenk aber nicht wirklich sehr fest hielt, glitt meine Hand weiter und irgendwie hielt ich einen Moment später dann seine Hand. Ich konnte nicht wirklich reagieren, da zog er sie wieder zurück und sagte: „Du musst dich nicht bedanken, das ist... nicht der Rede wert“, ehe er sich endgültig umdrehte und in die andere Richtung lief.

Wie angewurzelt stand ich noch eine ganze Weile an der Ampel und starrte auf meine Hand. Meine Fingerspitzen kribbelten und Wärme kroch meinen Arm hinauf. „Grüner wirds nicht, Junge!“, wurde ich auf einmal angehupt und mir fiel wieder ein, wieso ich eigentlich so schnell nach Hause wollte: Eomma. Sofort steckte ich mein Armband in die Jackentasche und joggte los.

Vor unserem Haus konnte ich in der Einfahrt schon das Auto meiner Mutter sehen und ich freute mich wie ein kleines Kind an Weihnachten darauf, durch die Eingangstür zu gehen und sie zu sehen. Und kaum steckte mein Schlüssel in der Tür, wurde sie auch schon mit Schwung aufgerissen und meine Mutter stand freudestrahlend im Türrahmen, während sie schon ihre Arme ausbreitete und auf mich zukam. „Jungkookie, mein Schatz! Ich hab' dich so vermisst!“, sagte sie und kurz darauf fiel ich ihr auch schon erleichtert in die Arme.

„Ich dich auch, Eomma“, murmelte ich und drückte sie fest, denn ich wusste nicht, wie lange sie diesmal bleiben würde, oder wie lange sie danach wieder weg sein würde, aber für den Moment war ich einfach glücklich darüber, dass sie da war. Und das überwältigte mich so dermaßen, dass mir, ohne es zu wollen, die Tränen über die Wangen liefen.

„Komm schon, wir bestellen uns jetzt etwas zu essen und dann erzählst du mir, was es neues gibt und wie es in der Schule läuft“, klopfte Eomma mir dann aber irgendwann auf die Schulter und legte ihre Hände auf meine Wangen. Es fühlte sich gut an, dass ich mich nicht verstellen musste und vor allem, dass ich mich nicht verstecken musste, denn meine Mutter wusste so gut wie alles über mich.

Na ja... Fast alles.

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now