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Taehyung

Ich war so gebannt von dieser warmen Atmosphäre, dass ich um mich herum kaum etwas mitbekam, schon gar nicht die Uhrzeit.

Mrs Jeon erklärte mir gerade das Rezept für das leckere Essen, als Jungkook mich plötzlich am am rüttelte. „Taehyung! Dein Handy klingelt jetzt schon zum vierten Mal, willst du nicht rangehen?“, fragte er und ich fühlte mich, als wäre ich gerade aufgewacht. Ich sah mich irritiert um und bemerkte, dass es draußen schon ziemlich dunkel war, weshalb ich schwer schluckte. Scheiße.

Mit zitternden Fingern zog ich mein Handy aus meiner Tasche und sah auf das Display.

4 Anrufe in Abwesenheit
8 ungelesene Nachrichten

„Nein“, stieß ich aus und hielt mir die Hand vor den Mund. Zwei Anrufe waren von meinem Vater, zwei von Mr Kim. Ich hatte meine Schicht im Laden vergessen! Sofort rief ich Mr Kim zurück, während ich mich bei Mrs Jeon und Jungkook entschuldigte und den Raum verließ. Es klingelte einige Male, bis mein Chef endlich ranging. „Kim, hallo?“, sagte er und ich räusperte mich kurz. „Hallo Mr Kim. Es tut mir wirklich leid, ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Kann ich jetzt gleich kommen und einfach länger arbeiten?“, fragte ich ihn hoffnungsvoll, denn ich brauchte das Geld wirklich dringend.

„Oh, hallo Taehyung. Das kann doch passieren, kein Problem! Aber mein Neffe Youngjae ist schon für dich eingesprungen. Mach' dir doch einfach mal einen gemütlichen Abend, du arbeitest sowieso schon so viel. Ich muss dann jetzt auch weitermachen, bis morgen!“, erklärte er freundlich und ich wusste, dass er es nur gut meinte, aber eine Schicht zu verpassen, bedeutete einen leeren Kühlschrank für zwei Tage und keinen Alkohol für meinen Vater.

Mein Vater. Scheiße.

Sofort sah ich mir die Nachrichten an und mir wurde eiskalt. Er drohte mir, dass ich bloß an seinen Alkohol denken sollte und dass ich mich ja nicht wagen sollte, ohne nach Hause zu kommen. Ich wischte mir grübelnd durchs Gesicht und überlegte krampfhaft, woher ich das Geld dafür bekommen sollte, denn ich wusste nur zu genau, was passieren würde, wenn mein Vater nichts zu trinken bekam.

„Taehyung?“, hörte ich Jungkooks Stimme plötzlich und steckte ertappt mein Handy weg. Was eigentlich Blödsinn war, da er ja sowieso nicht wusste, was in meinem Kopf vorging. „Alles in Ordnung?“, wollte er wissen, aber ich war so durcheinander, dass ich einfach nicht antworten konnte. Ich bekam keinen einzigen Ton heraus, so wirr waren meine Gedanken in diesem Moment. „Tae?“, fragte er wieder und damit hatte er meine Aufmerksamkeit, denn es war das erste Mal, dass er mich so nannte. „Oh, äh... Entschuldigung, aber ich muss los!“, sagte ich schnell und lief schnell in sein Zimmer, um meine Jacke zu holen. Als ich mich von seiner Mutter verabschiedet hatte und gehen wollte, hielt der Dunkelhaarige mich auf.

„Was ist los?“, hakte er wieder nach und ich gab ein knappes „Nichts“, zurück, aber Jungkook hmgab sich damit nicht zufrieden. „Kannst du dich daran erinnern, was ich dir geschrieben und gesagt habe?“, fragte er und ich überlegte kurz, denn mir war nicht sofort klar, was er meinte. Als ich den Tag aber Revue passieren ließ, schossen mir seine Worte wieder durch den Kopf: „Du erwartest, dass ich zulasse, dass Du mir hilfst, blockst aber komplett ab, wenn es andersrum ist.“

Dass er damit Recht hatte, war mir schon am Nachmittag im Personalraum klar, aber es war ein Unterschied, es einzusehen oder die Hilfe wirklich anzunehmen. Ich rang mit mir selbst und überlegte, ob ich es wagen sollte, ihn um genau diese Hilfe zu bitten. Da ich aber wirklich nicht wusste, was ich sonst machen sollte, seufzte ich und ließ die Schultern hängen.

„Okay... Ich brauche deine Hilfe...“

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now