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Taehyung

Der nächste Tag in der Schule wurde zu einem Spießroutenlauf für mich, denn ich konnte mich kaum auf den Unterricht konzentrieren, da die ganze Zeit über die Gedanken in meinem Kopf umher kreisten.

Gedanken um diese Frau, die mir einfach so ihre Hilfe angeboten hatte und mir wollte kein einziger Grund einfallen, wieso sie das tat, immerhin war sie eine völlig Fremde und ich der Sohn ihres Liebhabers. Dazu fühlte ich mich durchgehend beobachtet. Jedes Mal, wenn ich zur Seite sah, erwischte ich Jungkook dabei, wie er mich anschaute, seinen Kopf aber schnell wieder wegdrehte. Was sollte das alles? Und wieso musste mein Leben unbedingt noch komplizierter werden? Reichte es denn so noch nicht?

Meine Pausen verbrachte ich wieder auf dem Dach und schrieb mit Suga, dem Einzigen, auf den ich immer zählen konnte, wenn auch nur virtuell.

Ich hatte keine wirklich große Lust nach Hause zu gehen, weshalb ich mir vor der Schule schon mein Arbeitszeug eingepackt hatte und deshalb nach der Schule direkt zum Laden gehen konnte. Armselig, oder? Es war schon so weit, dass ich es kaum erwarten konnte zur Arbeit zu gehen, bloß um von Orten wie meinem Zuhause und der Schule so viel Abstand wie möglich zu bekommen. Orte, an denen ich mich eigentlich wohlfühlen sollte...

„Hey, Tae! Du bist ja früh dran, wie kommts?“, rief mir mein Chef entgegen, aber ich winkte bloß mit den Worten: „Früher Schluss“, ab und verschwand im Personalraum. Als ich gerade meinen Rucksack in den Schrank gestopft hatte, ging die Tür auf und Mr Kim kam rein. „Taehyung? Da draußen steht ein junger Mann, der dich sprechen will“, sagte er und ich drehte mich erschrocken zu ihm um. Ein junger Mann? Mit mir reden? „Komm schon, er sieht ganz nett aus!“, setzte mein Chef nach und mich packte die Nervosität. Trotzdem nickte ich leicht und folgte ihm mit vorsichtigen Schritten nach vorn in den Laden.

An einem der Getränke-Regale lehnte Jungkook ganz lässig und betrachtete seine Hand oder seine Fingernägel, wo genau konnte ich das nicht erkennen. Als er mich aber sah, huschte ein verhaltenes Lächeln über seine Lippen, genauso schnell fiel es aber wieder, als ich stumm vor ihm stand und zur Seite sah. „Was willst du hier?“, flüsterte ich schon fast und meine Finger verkrampften sich in meinen Hosentaschen. Was war denn nur los mit mir? Wieso gab er mir ein so unwohles Gefühl? Normalerweise hatte ich doch auch keine Angst vor ihm, wieso also jetzt?

„Mich entschuldigen“, antwortete der Dunkelhaarige aber dann mit fester Stimme und ich riss beinahe sofort die Augen weit auf. „Also... Wegen dem, was ich gesagt habe und so...“, stammelte er und ich hätte ihm nur zu gern ins Gesicht gesehen, um erkennen zu können, ob er es ehrlich meinte, aber ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen. Musste ich aber auch nicht, denn einen Moment später legte er seine Hand auf meine Schulter. „Weißt du, eigentlich bin ich gar nicht-“ „Na sieh' mal einer an! Kooks, was treibst du hier? Und wer ist das?“, wurde Jungkook von einer Gruppe Jugendlicher unterbrochen und blitzartig zog er seine Hand wieder zurück.

„Ach das, äh.... Niemand. Schmeißt Jisoo am Wochenende wieder eine ihrer legendären Parties?“, stellte er dem Typen die Gegenfrage und lief, ohne mich nochmal anzusehen, auf die Gruppe zu. Ich war ihm nicht böse, denn so war er nunmal und ich erwartete auch nicht, dass er sich gerade für mich änderte. Trotzdem ging mir dieses eine Wort noch den ganzen restlichen Tag im Kopf herum: Niemand.

Ich war niemand.

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now