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Taehyung

Es fiel mir schwer, diese Worte auszusprechen, obwohl ich wirklich versuchte, Jungkook zu vertrauen. Aber da waren eben immernoch die Bilder von ihm in meinem Kopf, wie er auf Jimin einschlug und dass er mir auf meine Frage nicht wirklich geantwortet hatte, machte es nicht besser. Aber leider hatte ich wirklich keine andere Wahl, also musste ich meine Zweifel für den Moment beiseite schieben.

„Wobei brauchst du denn Hilfe?“, fragte Jungkook und zog sich seine Jacke und seine Schuhe an. Die Salbe und die Schmerztabletten schienen geholfen zu haben, denn er konnte sich schon wieder ziemlich gut bewegen. Ich überlegte einen Moment lang, wie genau ich ihm das nun sagen sollte, denn ich wollte ihm nicht von meinem Vater erzählen. So sehr ich auch versuchte, ihm zu vertrauen, das war etwas, das ich vorerst für mich behalten wollte.

„Ich wäre heute mit einkaufen dran gewesen, mein Vater schafft es leider nicht. Nur habe ich ja jetzt die Schicht im Laden verpasst und deshalb kein Geld...“, erklärte ich und Jungkook sah mich kurz an, bevor er anfing zu lächeln und mir auf die Schulter klopfte. „Na sag' das doch gleich! Das ist kein Problem, wir können von mir aus einkaufen gehen und ich zahle, immerhin ist es ja meine Schuld, dass du nicht arbeiten gehen konntest“, sagte er noch und lief bereits los, während ich ihm noch kurz leicht überfordert hinterher sah.

„Ich gebe es dir zurück, sobald ich die nächste Schicht hatte, versprochen“, versicherte ich ihm, denn ich wollte keine Schulden bei ihm haben. Die Schulden, die mein Vater machte, reichten nämlich völlig. Außerdem überraschte es mich, dass ihm das so wenig auszumachen schien. „Du musst mir nichts zurück zahlen, Taehyung. Es ist wie gesagt meine Schuld, da ist es nur fair, dass ich dir den verpassten Lohn ersetze“, zuckte Jungkook mit den Schultern sah leicht beschämt auf den Boden.

Jeder andere hätte sich sicher darüber gefreut und das Angebot angenommen, ohne darüber nachzudenken, aber wenn ich eines während der letzten Jahre gelernt hatte, dann, dass Geld niemals etwas selbstverständliches war und so gut wie immer irgendwelche Bedingungen daran hingen. „Jetzt guck' nicht so, sondern lass' uns einkaufen gehen, ich habe Lust auf Bananenmilch“, brummte der Dunkelhaarige und ich kniff die Augen leicht zusammen. „Bananenmilch? Du? Ich hatte dich eher für den coolen Cola-Typen gehalten“, grinste ich und Jungkook blieb stehen, musterte mich dabei aber skeptisch.

Er schürzte die Lippen und schien zu überlegen, lief aber dann einfach weiter, ohne etwas zu erwidern.

Den restlichen Weg über blieben wir bis auf ein paar wenige Worte still, bis wir schließlich vor dem Supermarkt standen. Ich hatte Jungkook darum gebeten, nicht in "meinen" Laden zu gehen, denn es hätte auf Mr Kim sicher einen ziemlich blöden Eindruck gemacht, wenn ich erst nicht zur Arbeit erschien, dann aber einkaufen ging. Jedenfalls war es in meinem Kopf so und ich wollte nicht, dass etwas zwischen meinem Chef und mir stand, denn der Laden war der einzige Ort, an dem ich mich noch immer sicher fühlte und das wollte und konnte ich nicht aufgeben.

Wir gingen hinein und mein Mitschüler steuerte direkt auf die Milchgetränke zu, als ich auch schon vor dem nächsten Problem stand: Alkohol. Wie sollte ich Jungkook erklären, dass ich so viel Bier kaufte? Oder, dass ich überhaupt Alkohol kaufte?

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, dass Jungkook plötzlich neben mir stand und ich erschrekte nich fast zu Tode, als er zu sprechen begann. „Feierst du 'ne Party?“, fragte er und betrachtete die Alkoholflaschen im Regal. Mist, was sollte ich darauf nun antworten? „Nein, es ist nur... Mein Vater trinkt nach der Arbeit gern ein oder zwei Bier. Würde es dir was ausmachen, wenn wir ein paar Flaschen kaufen?“, fragte ich vorsichtig und Jungkook seufzte, bevor er sich zu mir drehte.

„Halt' mal“, forderte er und drückte mir drei Flaschen seiner Milch in die Hand, bevor er seine Geldbörse aus der Tasche holte und anfing, sein Geld zu zählen. „Hier. Nimm' einfach das Geld und kauf', was du willst“, sagte er und steckte mir einige Scheine in die Jackentasche, ehe er mir seine Flaschen wieder aus der Hand nahm und an mir vorbei ging. „Ich hin dann mal bei den Süßigkeiten, wir sehen uns draußen“, sagte er nurnoch und war auch schon hinter dem nächsten Regal verschwunden.

Ich dagegen traute mich kaum nachzusehen, wie viel Geld er mir da eigentlich gegeben hatte, denn es sah nach sehr viel mehr aus, als ich eigentlich verdient hätte. Aber eines wusste ich: Egal, was ich über ihn dachte und was an diesem Tag passiert war, ich war ihm dankbar dafür, dass er mir einfach so half und keine Fragen stellte...

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα