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Jungkook

Als Taehyung anfing zu lachen, wurde mir schlagartig warm. Nein, der ganze Raum schien wärmer zu werden, obwohl es ein trostloser Laden war. Unter seiner Mütze konnte ich zwar nicht sein ganzes Gesicht sehen, aber zu hören, wie er aus vollem Herzen lachte, brachte mich auch dazu, laut loszulachen.

„Rippenbehindert? Wie kommt man denn bitte auf sowas?“, lachte er und hielt sich den Bauch dabei, während ich mir die Lachtränen aus dem Gesicht wischte. „Keine Ahnung!“, antwortete ich japsend, zischte direkt danach aber auf, denn obwohl Taehyung sich gut um meine Verletzung gekümmert hatte, tat sie immernoch unglaublich weh. Und das merkte er wohl auch, denn er trat sofort einen Schritt auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter.

„Geht es?“, fragte er besorgt und zog seine Mütze ein Stück nach hinten, um mich ansehen zu können. „Ja, keine Sorge“, winkte ich ab und richtete mich richtig auf. „Ich sollte aber langsam mal nach Hause gehen, sonst stellt meine Mutter wahrscheinlich einen Suchtrupp zusammen“, scherzte ich eigentlich nur, aber Taehyung entfernte seine Hand sofort von mir. Fast schon so, als hätte er sich verbrannt. Hatte ich wieder etwas falsches gesagt? Oder getan? „Äh, ja... Ich muss auch nach Ha-Hause zu meinem Vater... Er macht sich ehm... bestimmt auch Sorgen...“, sagte er stockend und mit trauriger Stimme. Das war es also.

Ich war wirklich ein Idiot.

Ich wusste doch von seinem Vater und nachdem ich den Mann nach Hause gebracht hatte wusste ich auch, dass Sorgen um Taehyung in seinem Kopf ganz sicher keinen Platz hatten. Nur leider war ich in der ganzen Zeit, in der ich mich als diesen tollen, beliebten Typen darstellte immer schlechter darin geworden, über meine Worte und was sie bei anderen auslösen konnten, nachzudenken. „Ehm... Kannst du mich nach Hause bringen? Ich glaube, allein schaffe ich das nicht“, wechselte ich schnell das Thema und ich sah seinen Kopf hochschnellen.

„Zu dir nach Hause?“, fragte er ungläubig und ich lächelte. „Ja, zu mir nach Hause. Also?“, erwiderte ich und sah ihn fragend an. Taehyung zögerte noch einen Augenblick, seufzte dann aber ergeben und stimmte zu. „Okay. Aber dann muss ich echt nach Hause“, mahnte er noch, zog aber seinen Rucksack zurecht und kam wieder auf mich zu. „Na dann los.“

[....]

Wir waren fast bei mir zu Hause angekommen, als ich bemerkte, dass Taehyung sich immer wieder umsah. „Was ist?“, fragte ich sofort, aber er antwortete nicht. In unserer Einfahrt blieb er dann aber abrupt stehen und betrachtete mein Haus ziemlich lange. „Hier wohnst du?“, hauchte er und irritierte mich damit, denn ich hatte zwar nicht wenig Geld, aber in einem Palast lebte ich auch nicht. „Ja?!“, und sofort sah er an sich runter, zog seine Sachen zurecht und zupfte an seinem Rucksack herum. Alles mit einer Hand wohlgemerkt. „Können wir weitergehen? Ich kann nicht mehr lange stehen“, trieb ich ihn an, denn langsam aber sicher wurden die Schmerzen schlimmer und ich wollte mich nurnoch hinsetzen.

An der Tür angekommen, klingelte ich, denn ich hatte absolut keine Lust, nach meinem Schlüssel zu suchen. Taehyung zog scharf die Luft ein und wollte sich von mir lösen. „Den Rest schaffst du ja sicher alleine“, sagte er dabei, aber ich hielt mich einfach weiter an ihm fest. „Jungkook bitte, ich möchte nicht-“ „Jungkook! Da bist du ja! Wo warst du denn so la- Wieso musst du gestützt werden?“, begrüßte meine Mutter mich und ließ sofort einen Sorgensturm los.„Halb so wild, Eomma. Bin bloß gestolpert und mit der Rippe voran gegen eine Bank geflogen“, log ich schnell und setzte mich wieder in Bewegung, aber Taehyung war in der kurzen Zeit wohl zu einem Stein geworden, denn er rührte sich keinen Millimeter von der Stelle.

„Ach ja, Eomma. Das ist Taehyung“, stellte ich ihn vor, dachte aber nicht an das, was ich ihr schon alles erzählt hatte, denn sie riss die Augen weit auf und sagte nichts mehr. Toll Jungkook, super gemacht.

Meine Mutter sammelte sich glücklicherweise wieder und trat beiseite, damit wir reingehen konnten. „Kommt rein, ich mache etwas zu essen und dann sehe ich mir deine Rippe an. Du bist natürlich auch herzlich eingeladen, Taehyung“, sagte sie lieb lächelnd und ich war ihr in diesem Moment wirklich dankbar dafür, dass sie vor Taehyung nicht so eine riesige Sache daraus machte oder sich verplapperte.

Während meine Mutter Essen machte, gingen wir hoch in mein Zimmer, wo ich mich erstmal auf mein Bett setzte und erleichtert ausatmete. „Na endlich“, stieß ich aus und legte mich auf den Rücken. Taehyung stand währenddessen komplett verloren auf meinem Teppich und schien nicht zu wissen, was er tun sollte. „Setz' dich doch“, bot ich ihm an, aber er schüttelte sofort seinen Kopf. Er drehte sich zur Seite und sah sich die vielen Fotos an, die an der Wand hingen. Jedes Einzelne betrachtete er genau. Auf den Bildern war ich mit meinen alten Freunden auf anderen nur ich, oder nur meine Freunde, aber auf allen lächelte ich, denn das war eine Zeit, in der ich wirklich glücklich war.

Plötzlich zog Taehyung seine Mütze herunter und drehte sich um. „Wieso hast du es getan?“, fragte er ernst und ich wusste nicht sofort, was er meinte, weshalb ich „Was getan?“, fragte. „Jimin. Wieso hast du ihn verprügelt? Was hat er dir getan?“
Scheiße. Was sollte ich darauf nun antworten? Denn egal, was ich sagte...

...er hätte mich für den schlechtesten Menschen der Welt gehalten.

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Onde as histórias ganham vida. Descobre agora