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Jungkook

Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, sah Taehyung mich mit riesigen Augen an. Und diesmal nicht unter seiner Kapuze, denn er hob seinen Kopf so weit hoch, dass ich ihm problemlos in sein schönes Gesicht sehen konnte. Ja, es war von Narben gezeichnet, aber das machte es nicht weniger schön.

Es dauerte einige Momente, bis Taehyung sich endlich wieder rührte und ich wollte gerade anfangen aufzuräumen, als er tief Luft holte. „Wieso hast du Jimin geschlagen? Bitte sag' es mir, Jungkook. Ich glaube einfach nicht, dass du so ein Mensch bist", sagte er und ich schluckte. Eigentlich wollte ich es ihm nicht sagen, aber die Tatsache, dass er mich in seine Wohnung ließ und mir etwas von sich zeigte, was sehr persönlich war sorgte dafür, dass ich ihn einfach nicht anlügen konnte. Und vielleicht wollte ich das auch gar nicht mehr.

All die Zeit, in der ich den Coolen gespielt hatte und dass ich mich von Jiyong hatte überreden lassen, jemand anderem etwas anzutun, das ich eigentlich verabscheute, zerrte an meinen Nerven und ich musste es endlich loswerden. Wenigstens vor Taehyung musste ich endlich wieder ich selbst sein. Aber wie sollte ich es ihm erklären? Wie- „Die Wahrheit, Jungkook. Denk' nicht darüber nach, was du sagen willst, sag' es einfach. Bitte", sagte er und sah mir intensiv in die Augen. Ich warf einen konfusen Blick zurück, denn seine Aussage überraschte mich deutlich. „Wenn ich etwas gelernt habe, dann die Menschen zu beobachten. Und du ziehst deine Stirn immer in Falten, wenn du angestrengt nachdenkst", gab er zurück und überraschte mich aufs Neue.

Das konnte er nur durch Beobachtungen erkennen?

Ich ließ die Schultern hängen und atmete selbst tief durch, bevor ich mich auf den kleinen Schrank hinter mir lehnte und nervös mit meinen Fingern spielte. Da war er nun, der Moment der Wahrheit. Ich wusste, dass ich ehrlich sein musste, aber es fiel mir trotzdem unglaublich schwer. Meine Hände wurden schwitzig und ich spürte, dass mein Blutdruck in die Höhe schoss. 'Okay, Jungkook, du schaffst das', redete ich mir gedanklich selbst Mut zu und versuchte, so gelassen wie möglich zu wirken, denn so ganz konnte und wollte ich meinen wahren Charakter noch nicht preisgeben.

„Okay, die Kurzform: Mir ist vor Jiyong etwas über Jimin rausgerutscht, was ich ihm eigentlich nicht sagen sollte und auch nicht wollte. Aber irgendwie, keine Ahnung, kam es doch rausgeflutscht und ich bereue es...", erzählte ich, traute mich aber nicht mehr, Taehyung ins Gesicht zu sehen. So gut ich meine Rolle in der Schule auch spielte, das hier war eine völlig andere Situation, denn mein Gegenüber sah genau hin. Meine Mitschüler nicht. Die Mädchen himmelten mich an und wollten mit mir ausgehen, kannten aber nichtmal meinen vollen Namen oder meine Lieblingsfarbe. Und dann war da Taehyung, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er mich mit einem Blick komplett enttarnen konnte.

„Und weiter? Was hat das damit zu tun, dass du Jimin eine blutige Nase verpasst hast?", hakte er natürlich nach und ich fuhr mir seufzend durch die Haare. „Man, das ist doch scheiße!", stieß ich aus und beugte mich runter, um meine Hände auf meine Oberschenkel zu stützen. „Ist es, da hast du recht. Aber... Jetzt, wo du das Alles hier gesehen hast, will ich auch etwas von dir wissen, was sonst keiner weiß. Anders fühle ich mich einfach nicht sicher", kam noch von Taehyung und es leuchtete sofort ein.

Natürlich tat es das.

Ich musste es ihm sagen, das hatte er verdient.

„Naja, es war... Also ich... Ehm...", druckste ich herum und ging mir damit selbst schon auf die Nerven. Offenbar aber nicht so sehr, wie Taehyung, denn er trat plötzlich einen Schritt auf mich zu und legte seine warme, immernoch zitternde Hand auf meine Schulter. „Sag' es einfach, Jungkook. Sprich es aus." Und damit hatte er mich. „Jimin ist schwul..."

„...und ich bin es auch."

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now