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Taehyung

In der Schule war ich dafür, dass ich die halbe Nacht wach war, erstaunlich ausgeschlafen und fühlte mich nach den ganzen letzten Tagen mal wieder halbwegs normal, sodass ich dem Unterricht ohne Probleme folgen konnte.

Ohne es kontrollieren zu können, wanderten meine Augen aber immer wieder zu Jungkook rüber, der mehr als nur fertig aussah und wie verrückt den Stift in seiner Hand hin und her bewegte. Was war los? Am Tag davor war er doch noch ganz anders. Oder täuschte ich mich? War das hier der echte Jungkook und das gestern nur eine Ausnahme? Aber sein Lächeln sah so echt aus... Ich wusste es wirklich nicht. Ich wollte aber auch nicht wieder Rätsel raten, also beschloss ich, ihn in der Pause einfach zu fragen. Was hatte ich schließlich zu verlieren?

Nachdem ich mein Attest für die Sportbefreiung im Sekretariat abgegeben hatte, machte ich mich auf die Suche nach Jungkook, fand ihn an den üblichen Plätzen aber nicht. Schwänzte er etwa?

Nein, tat er nicht. Denn als ich im Gebäude nachsehen wollte, bekam ich mit, wie sich einige Schüler auf dem Schulhof versammelten und im Kreis um etwas herum standen. Die Neugier packte mich und ich ging hin, um nachzusehen. Als ich aber ganz vorne ankam, gefror mir beinahe das Blut in den Adern.

Jungkook und Jiyong wurden angefeuert, auf einen anderen Schüler einzutreten und zu schlagen, den ich allerdings nicht sofort erkennen konnte und ich starrte Jungkook fassungslos an. Er sah wütend, ja schon fast zornig aus und von dem Lächeln, das er mir einen Tag vorher zugeworfen hatte, war gar nichts mehr zu sehen, im Gegenteil. Er sah aus wie jemand, der sich nicht beherrschen konnte und in einem Wahn gefangen war, aus dem er allein nicht wieder heraus kam. Und ich kannte noch jemanden, der so war...

Wie erstarrt stand ich da.

Alles in mir schrie danach, zu helfen, aber meine Beine wollten sich einfach nicht von der Stelle bewegen. Die Gedanken drehten sich in meinem Kopf hin und her, während die Jubelrufe immer lauter und energischer wurden. Meine Hände begannen zu zittern und ich bekam den Drang, mich selbst zu schützen, obwohl nicht ich derjenige war, der dort am Boden lag. Und doch war da auch diese eine verdammt laute Stimme, die mich dazu drängte, mich endlich zu bewegen und zu helfen. Aber was dann?

Dann wäre ich nicht mehr unsichtbar gewesen.

Aber war das wichtiger, als einem wehrlosen Menschen zu helfen? Und hatte ich dann noch das Recht, auf jemanden zu hoffen, der mir endlich helfen würde? War es mir das wert?

Ich fand keine Antworten auf all die Fragen.

Plötzlich hörte ich aber einen lauten Aufschrei, dessen Tonlage mir verdammt bekannt vorkam und als Jiyong seine Faust hob sah ich, dass Blut daran klebte. Verdammt. Ein starker Impuls durchzog mich und mein Kopf war wie leer gefegt. Ich musste helfen.

Ich versuchte, mich durch die Menschen zu drängen, die sich vor mich gedrängelt hatten und achtete nicht einmal darauf, ob meine Kapuze runter rutschte, oder nicht. Es war mir egal. Alles war egal. Ich wollte Jimin einfach nur helfen, der mittlerweile nurnoch damit beschäftigt war, sein Gesicht zu schützen und mit dem Rücken zu der dreckigen Wand auf dem Boden lag, während sowohl Jiyong, als auch Jungkook immer wieder auf ihn einschlugen.

Als ich es endlich geschafft hatte, mich durch die Leute zu drängen, wollte ich auf Jimin zugehen, als plötzlich jemand an mir vorbei rauschte. In wenigen Sekunden rannte ein Junge mit blonden Haaren auf das Geschehen zu und schubste Jiyong kräftig zur Seite, bevor er Jungkook einen Schlag in den Magen verpasste und sich zu Jimin beugte. „Steh' auf, Kleiner“, sagte er und zog den ziemlich geschwächten, jungen Mann auf die Beine. Er legte einen Arm um dessen Rücken, um ihn zu stützen und lief langsam aus dem Kreis heraus, aber nicht, ohne sich vorher nochmal umzudrehen. „Sucht euch jemanden, der sich wehren kann“, und kurz danach war er auch schon weg, während ich noch immer dastand und versuchte, zu realisieren, was eben passiert war. Wer war dieser Typ und wieso hatte ich ihn an der Schule noch nie gesehen?

„Das wird er büßen“, zischte Jiyong und half Jungkook auf die Beine. Der sah allerdings nicht wirklich sauer aus, denn irgendwie hatte sein Ausdruck was von Erleichterung.

Ich drehte mich um und versuchte, Jimin und den Blonden noch zu sehen, aber die Beiden waren schon weg.

Ich konnte mir nicht helfen. Obwohl ich diesen Typen noch nie gesehen hatte, kam er mir irgendwie bekannt vor...

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Das wars mit der Lesenacht.
Vielen Dank an alle, die dabei
waren :)

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now