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Jungkook

Ich wusste, dass Taehyung zufrieden mit seinem Nachtlicht war, aber ich wollte ihm trotzdem noch etwas schenken, woran er Freude hatte und was er sich sonst nicht hätte leisten können. Nach alldem was er durchgemacht hatte, hatte er das einfach verdient. 

Da ich wusste, dass er Musik sehr mochte und daran denken musste, wie begeistert er von Jazz war entschied ich mich dazu, ihm einen modernen Plattenspieler zu kaufen und ein paar Platten dazu. Taehyung sollte es nicht sofort sehen, also bezahlte ich an einer anderen Kasse und war gerade dabei, das Geld aus meiner Geldbörse zu holen, als ich eine bekannte Stimme hörte. „Oh, hallo!", sagte die Frau, die mich beim letzten Mal auch schon so seltsam angesprochen hatte und ich runzelte die Stirn, grüßte sie aber höflicherweise zurück. Sie arbeitete hier? 

„Ehm, hallo...?", fragte ich mehr, als dass ich sagte und die Frau lächelte kurz. „Du erinnerst dich also an mich", stellte sie fest und fing an, die Sachen einzuscannen, die ich kaufen wollte. „Ja. Aber wieso sind Sie beim letzten mal einfach verschwunden?", platzte es aus mir und sie erstarrte kurz, machte dann aber weiter. „Du magst Jazz?", stellte sie einfach eine Gegenfrage und sah mich abwartend an. „Nicht wirklich, aber Tae- ein Freund", gab ich zurück und die Dunkelhaarige machte große Augen. „Du kaufst das für Taehyung? Wirklich?", fragte sie erstaunt und sah sich die Platten genau an. „Sie mochte Jazz auch...", murmelte sie und nun war ich noch verwirrter. „Wer?", wurde ich neugierig, aber sie winkte wieder einfach ab, ohne zu antworten. Stattdessen nannte sie mir den Preis und ich bezahlte natürlich, denn hinter mir standen noch weitere Leute die darauf warteten, bezahlen zu können.

„Schönen Abend noch und danke für den Einkauf", verabschiedete sie mich und ich lief notgedrungen weiter. Ich hatte zwar einige Fragen an sie, aber ich wusste ja nun wo sie arbeitete und außerdem wollte ich wieder zu Tae und den Anderen zurück.

Draußen atmete ich erstmal die frische Abendluft ein und sah mich um. Jimin und Yoongi standen neben dem Eingang und lachten über irgendetwas, Tae dagegen stand aber gut zwei Meter von ihnen entfernt und betrachtete lächelnd den Karton in seiner Hand. Ich war zwar kein verwöhnter, reicher Sohn, aber dass sich jemand so sehr über ein einfaches Licht freuen konnte, war trotzdem neu für mich. Also ging ich auf Taehyung zu und blieb direkt vor ihm stehen. „Wieso stehst du nicht bei den Beiden?", nickte ich in Jimins und Yoongis Richtung und er zuckte kurz vor Schreck zusammen. „Oh, ehm... Gewohnheit, schätze ich", antwortete er und ich seufzte. 

Es gefiel mir nicht, dass es für ihn völlig selbstverständlich war, allein zu sein. 

Es gefiel mir nicht, weil ich selbst genau wusste, wie es sich anfühlte.

Und Taehyung sollte sich nie wieder so fühlen.

[....]

Eine halbe Stunde später, saßen wir alle wieder bei mir zu Hause und Yoongi war gerade dabei, in der Küche nach Gläsern zu suchen, als Taehyung sich neben mich auf die Couch setzte und sein Glas auf den Tisch stellte, natürlich nur mit Wasser gefüllt. „Danke für das Nachtlicht, Jungkook. Ich habe schon lange kein Geschenk mehr bekommen", lächelte er und ich konnte mir ein wissendes Grinsen nicht verkneifen, denn ich griff neben mich und zog die Tüte hervor, die ich ihm auch gleich vor die Füße stellte. „Was ist das?", fragte der Ältere irritiert und ich nickte darauf. „Sieh' selbst nach"

Der Dunkelhaarige zog eine Augenbraue hoch und drehte seinen Kopf in Richtung Tüte. Langsam streckte er seine Hand danach aus und schob den oberen Teil der Tüte mit den Fingerspitzen zur Seite. Von oben konnte er den Plattenspieler sofort erkennen und zog die Luft tief ein, bevor er mich fast schon geschockt ansah. Ich rechnete schon damit, dass er meckern würde, weil er es für zu teuer hielt, als ich aber sah, dass seine Augen ganz glasig wurden, schluckte ich. „J-Jungkook, das... das... i-ist für mich?", stotterte er und ich legte instinktiv meine Hände auf seine Wangen, um ihn zu beruhigen.

„I-Ich... das kann ich nicht an-annehmen...", wimmerte er und seine Lippe begann, unkontrolliert zu zittern. Im nächsten Moment sprang er auf und rannte die Treppen hoch. Sofort lief ich ihm hinterher und fand ihn im Gästezimmer, wo er auf dem Bett saß und sein Gesicht hinter seinen Händen versteckte. Seine Schultern bebten und ich hörte wie er immer wieder schluchzte. „Hey, shhh. Tut mir leid, ich wollte dich nicht traurig machen", sagte ich unbeholfen und strich ihm langsam über den Rücken, denn ich hatte absolut keine Ahnung, was ich sonst tun sollte.

„Traurig?", hob sein Kopf sich ruckartig und er sah mich ungläubig an. „I-Ich bin nicht traurig, Jungkook! Ich bin einfach so... so... überwältigt. I-Ich habe das nicht verdient", schluchzte er und ich schüttelte energisch meinen Kopf. „Du hast so viel mehr verdient, als nur eine blöde Musikanlage, Taehyung. Und es tut mir weh, dass du das nicht erkennst. Du bist so wertvoll und besonders, dass kein Geschenk der Welt jemals genug wäre und ja, ich weiß, dass das kitschig und völlig bescheuert klingt und dass ich-", redete ich mich in Rage, wurde aber von etwas unterbrochen, mit dem ich nicht gerechnet hätte:

Taehyungs Arme, die mich umschlangen und seine Lippen, die sich verzweifelt auf meine pressten.

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In der jetzigen Folge Criminal Minds: Ein gestörter, satanistischer Typ wird aus der Anstalt entlassen, tötet Frauen, zwingt sie, ihre eigenen Finger zu essen und isst den Rest selbst. Ach ja, eine der Frauen hat er in den Kochtopf der Kirchengemeinde gemischt.

Schmackofatz xD

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Où les histoires vivent. Découvrez maintenant