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Taehyung

„Lass' mich los.“ sagte ich leise und versuchte krampfhaft, nicht weinerlich zu klingen, obwohl mir genau danach war: weinen. Ich hätte am Liebsten losgeheult, weil mir der ganze Mist langsam echt zu viel wurde. Aber Jungkook ließ nicht los. Stattdessen zog er mich ruckartig zurück und ich landete unsanft auf der Kante der Bank, weshalb ich schmerzlich aufzischte. „Du tust mir also nichts?“ sagte ich mehr, als dass ich fragte und riss mich aus seinem Griff los.

„Nein, tu ich nicht. Also bleib' doch einfach sitzen und leiste mir Gesellschaft.“ sagte er erstaunlich deutlich und vor allem ziemlich ruhig. Wo war denn der Betrunkene von vor ein paar Minuten hin, der nichtmal richtig geradeaus laufen konnte?

Aber aus irgendeinem Grund blieb ich.

Nicht, weil ich ihn interessant fand, sondern eher, weil seine bloße Anwesenheit mich einschüchterte. Er schüchterte mich so sehr ein, dass ich es kaum wagte zu atmen und genau darauf achtete, keine zu schnelle Bewegung zu machen. Fast wie bei einem wilden Tier, das einen sonst in Stücke reißen würde.

Er atmete schwer und sank auf der Bank immer tiefer, bis er halb darauf lag. Er stellte einen Fuß auf die Bank, den anderen ließ er auf dem Boden stehen und seine Hände verschränkte er unter seinem Kopf miteinander, während ich bloß dasaß und jede Regung seiner Muskeln beobachtete, bereit, jeden Moment loszurennen. „Wirst du es jemandem sagen?“ fragte er plötzlich und ich zog meine Stirn in Falten. Wovon redete er da bitte? „Was meinst du?“ hörte ich mich dann auch schon sagen, bevor ich überhaupt über meine Worte nachdenken konnte.

„Ich weiß, dass du das Telefonat an der Turnhalle gehört hast.“ stieß er aus und mir fiel wieder ein, wieso ich ihm aus dem Weg gegangen war. Mein Kopf war so voll und ich so überrascht von seiner Anwesenheit, dass ich es tatsächlich für einen Moment vergessen hatte. „Nein... Also ja, ich habe es gehört, aber ich werde es niemandem sagen. Ich weiß eh nicht, was das bedeuten sollte...“ antwortete ich und umklammerte meinen Rucksack. „Ich hoffe es. Ich will dir nämlich nicht weh tun müssen.“ erwiderte er locker und ich schluckte. Ich war kein Angsthase, aber gegen Jungkook wäre ich wohl nicht angekommen.

„Kann ich jetzt gehen?“ wollte ich wissen, denn diese ganze Situation ging mir auf die Nerven und ich wollte einfach da weg. „Woher hast du die?“ stellte er aber nur die Gegenfrage und wieder mal war ich verwirrt. „Woher habe ich was?“ „Na die Narben.“

Stille.

Man hörte nur noch den Wind, der die Zweige der Bäume in Bewegung hielt. Meine Augen waren weit geöffnet und ich wusste kurz nicht, was ich sagen sollte, fing mich aber schnell wieder. Er hatte es also gesehen. „Das geht dich nichts an.“ zischte ich und zog mir die Mütze tiefer ins Gesicht. Das war zu viel, er sollte mich darauf nicht ansprechen. Niemand sollte das. „Und wieso versteckst du sie?“ bohrte er weiter nach, aber ich wollte nichts mehr hören. Mein einziger Gedanke war: "Weg hier"

„Es geht dich nichts an, kapiert?“ schrie ich und rannte einfach los. Die Tränen strömten mir übers Gesicht und ich sah kaum, wo ich hintrat, als es knackte und ich drohte, nach vorn zu fallen.

Aber ich fiel nicht.

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Where stories live. Discover now