• neunundvierzig •

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Finn Morgan

Der Schuss, welcher ertönte, stammte jedoch nicht von Alex' Waffe, nein, denn dieser krankte Typ sackte zu Boden und hatte ein Loch im Kopf.

Erschrocken sah ich auf. Es waren Polizisten, Mr James und Mr Clare.

Mr James hockte sich sofort zu Spencer auf den Boden, Mr Clare rannte zu seinem Bruder und die Polizisten befreiten uns. "Wir brauchen einen Krankenwagen", erwiderte ich und krabbelte zu Spencer, welcher einfach nur Blut überströmt und bewusstlos auf dem Boden lag. "Keine Sorge, es sind gleich Sanitäter da."

Mr James zog seine Jacke aus und drückte diese auf Spencer's Bauch. "Spence', hörst du mich?", fragte er. Doch Spencer reagierte nicht. Ohne etwas zu sagen, nahm Mr James meine Hände und legte sie auf die Jacke. "Du musst das fest auf die Wunde drücken, hörst du?!" Dabei sah er mich kurz mit Tränen in den Augen an. Ich nickte und drückte die Sweatshirt Jacke fest auf die Wunde.

"Er schafft das", flüsterte ich. Mr James prüfte seinen Puls, sah sich seinen Kopf an. "Das will ich hoffen! Das nächste Krankenhaus ist nämlich erst das, in dem ich arbeite, weil diese Hütte am gottverdammten Arsch der Welt ist!", fuhr er mich an.

Ich wusste, dass es nicht so gemeint war, also nahm ich Ihm das nicht übel. Im Gegenteil. Ich hatte genau so große Angst wie er.

Kurz sah ich zu Nate und Milo. Mr Clare verabreichte Nate gerade Medikamente, während Milo noch immer so da saß, als wäre er gefesselt und schaute einfach ins Leere.

"Sein Puls wird schwächer!" Mit diesem Satz war ich wieder zu 100 Prozent bei Spencer. "Wären wir nur eher gekommen!", flüsterte Mr James.

Dann kamen die Sanitäter und schoben mich sanft beiseite. Einer der Polizisten zog mich hoch. "Komm, wir gehen vor die Tür." Leicht nickte ich, wandte meinen Blick jedoch nicht von Spencer ab, weshalb ich sanft aus dem Haus geschoben wurde.

"Dein Freund schafft das schon." "Der Typ hat ihn vergewaltigt", flüsterte ich fassungslos. "Und geschlagen, angeschossen.. oh mein Gott!" Ich fuhr mir mit den Blut verschmierten Händen über mein Gesicht.

Als sie Spencer auf der Liege an mir vorbei schoben, bekam ich innerlich Panik. Was würde passieren, wenn er es nicht überleben würde? Er würde mich und seine Familie in dieser grausamen Welt zurück lassen! Das konnte er nicht tun! Das durfte einfach nicht passieren!

"Komm, wir fahren hinterher. Jemand muss sich deine Wunde anschauen und wir müssen deine Eltern informieren." Ich seufzte. "Da brauchen Sie niemanden zu informieren", erwiderte ich und stand auf.

Auch Nate wurde mit dem zweiten Krankenwagen abtransportiert und Milo und ich fuhren in einem der Polizeiwagen mit, während die anderen Polizisten hier blieben. Immerhin mussten Sie eine Leiche beseitigen.

Beseitigen? Finn ernsthaft! Wieso bist du so aus dem Häuschen? Sowas hat dir noch nie etwas ausgemacht!

Ich sah zu Milo, welcher noch immer ins Nichts starrte. "Milo?", fragte Ich leiser und stupste ihn an. Keine Reaktion.

Seufzend sah ich aus dem Fenster. Die Fahrt dauerte gefühlte Jahre! So viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, doch ich war optimistisch. Spencer würde überleben. Ich hatte es auch geschafft! Ich hatte auch eine Menge Blut verloren, dadurch, dass Marcel auf mich eingestochen und geschossen hatte. Ich hatte es überlebt und Spencer würde es auch schaffen!

Im Krankenhaus sah ich Mr James Blut verschmiert vor einer Tür auf und ab laufen. "Deine Frau ist informiert." Ein Mann stand plötzlich neben Ihm. Als er mich sah, kam er zu mir. "Wir müssen uns um deine Wunde kümmern, aber wir müssen erst deine Eltern informieren." "Wird er es schaffen?", fragte ich den Mann. "Er wird operiert. Mehr können wir derzeitig nicht sagen. Es tut mir leid."

Der Mann sah wieder meine Wunde an. "Es wird sich gleich jemand um dich kümmern, ja?" "Was ist mit Nate?", fragte ich dann. "Nate?" "Nathaniel Clare. Der Bruder von diesem Arzt hier. Er hat einen Tumor und war Stunden nicht ansprechbar." Der Arzt seufzte. "Er wird für eine Notfalloperation vorbereitet." Ich nickte, dann kam Mr James zu mir.

"Ich kümmere mich um deinen Kopf ", sagte er ruhig. "Und Sie informieren seine Eltern", sagte er an den Arzt gewandt. Dann zog Mr James mich mit sich.

"Wollen Sie sich nicht umziehen?", fragte ich, als ich das blutdurchtränkte T-Shirt sah. "Meine Frau bringt Kleidung mit", erwiderte er monoton und brachte mich in einen Behandlungsraum.

"Ich wasche dir erst mal das Gesicht." Wie in Trance holte er verschiedene Sachen und wischte mir langsam das Blut aus dem Gesicht. "Ich kann das auch selbst tun, wenn Sie-" "Nein", unterbrach Mr James mich. "Ich muss etwas tun, sonst drehe ich durch." Leicht nickte ich und ließ Mr James mein Gesicht säubern.

Einige Minuten später hörte ich meinen Vater im Flur herum brüllen. Er war also wieder betrunken. Als ich aufstand, hielt Mr James mich fest. "Hey, ich muss das noch nähen." "Er wird sonst noch wütender", erwiderte ich leiser und öffnete die Tür.

Direkt vor mir stand er. Er stank nach Alkohol und Zigarettenrauch. Als er mich erblickte, bekam ich sofort eine Backpfeife- immerhin wurde er bei seinem Saufgelage gestört, um mich abzuholen.

"Was soll das denn?!" Mr James schubste mich zur Seite und drückte meinen fetten Vater an die Wand. "Sie sollten froh sein, einen Jungen wie Finn als Ihren Sohn bezeichnen zu können! Aber stattdessen schlagen Sie ihn?! Was sind Sie für ein Monster! Sei'n Sie lieber froh, dass er gesund ist und nicht im Sterben liegt! Und jetzt verschwinden Sie aus meinem Krankenhaus!"

Mr James schubste meinen fetten, alkoholisierten Vater zu Boden. "Cassandra! Stehen Sie nicht so dumm da, sondern füllen Sie lieber das Formular 42B aus! Aber zackig! Sonst sind Sie gefeuert!", schrie er die Schwester an, welche sofort vor Angst weg rannte.

Und als mein Vater mich so abfällig anschaute, als er aufstand, kamen mir die ersten Tränen.

Warum?

Warum hassten sie mich so sehr?

Warum?

Warum machten sie mir mein Leben zur Hölle?

Warum?

Warum hatten sie mich nie als Sohn akzeptiert, aber Marcel schon?

Warum!

Warum hatten sie einen Killer lieber als mich?!

The Tape ∣ boyxboy ✔️Where stories live. Discover now