• fünfundsechzig •

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Finn Morgan

Ich stieg in das Auto ein und holte tief Luft. "Und? Hast du alle da drinnen umgehauen?" Spencer lächelte mich an. Ich sah auf die roten Backsteinmauern der Harvard Universität. "Sie wollen mich", flüsterte ich leise.

Spencer war kurz still. "Das ist doch toll. Ich wusste, du schaffst das." "Ich hab gesagt, dass ich es mir überlege und mich melde." Ich sah Spencer nun an. "Was? Bist du wahnsinnig? So eine Universität lässt man doch nicht warten! Es ist dein Traum!"

"Ja, natürlich ist es das..., bevor ich dich getroffen habe, war mir nur das wichtig in meinem Leben. Aber diese Gefühle für dich kann ich nicht einfach abstellen! Die sind so... intensiv!"

"Wir haben das besprochen: wir schaffen das. Wenn Dad frei hat, bekomme ich das Auto für das Wochenende und komme hier her. Und in deinen Semesterferien wohnst du bei mir. Und wenn du in der Woche frei hast, kannst du auch vorbei kommen. Das ist ein guter Plan." Ich nickte.

"Lass uns ins Motel fahren, ja? Ich bin etwas erledigt." Spencer nickte und startete den Wagen.

"Waren Sie wenigstens nett zu dir?", fragte er, als wir los gefahren waren. "Sehr. Sie waren sehr interessiert. Und ich könnte sogar noch ein Zimmer auf dem Campus bekommen." Ich sah auf den Flyer in meiner Hand.

Dann kam mir urplötzlich der Satz meines besten Freundes in den Sinn: "ich glaube, deine Eltern sind nicht deine Eltern." Es war alles etwas viel für mich, das musste ich zugeben. Spencer wusste davon allerdings nichts.

"Hm, sieht nett aus." Spencer holte mich aus meinen Gedanken. Wir hatten vor einem grauen Motel geparkt. Ich schnallte mich ab und stieg aus.

"Ich muss dann unbedingt Tante El anrufen", erwiderte Spencer und öffnete den Kofferraum. "Mach das." Eldora und Spencer hatten in den letzten Tagen in Spanien ein ziemlich gutes und enges Verhältnis entwickelt. Dazu kam raus, dass sie schwanger war und ihr Mafia-Drogenverkäufer-Ehemann zu ihr gefunden hatte. Zwar halb tot, aber besser als gar nicht. Ich erinnerte mich daran: und er war ziemlich heiß. Spencer und ich hatten ihn angestarrt und danach guten Sex gehabt. Es war irre, was Spencer mit mir anstellte.

"Wer ist das?", fragte ich und zeigte in die Ferne. Dort standen zwei Männer. "Daddy!", kreischte Ben und sprang auf. Inzwischen waren die Männer näher gekommen, der Eine davon rannte- wobei, schnelles Humpeln traf es dann wohl doch eher.

"Jace!", kreischte Eldora plötzlich und sprang ebenfalls wie ihr Sohn auf. "Ich dachte schon, er ist gestorben", seufzte Leonard enttäuscht. "Dad!" "Leonard!" Spencer und Louise schauten ihn beide mit dem gleichen bösen Blick an.

"Der Typ ist heiß", flüsterte Spencer mir zu. "Was mich auf eine Idee bringt", fügte er hinzu. Interessiert sah ich ihn an. "Was für eine Idee?" "Auf ein heißes Rollenspiel", flüsterte er gegen meine Lippen und gab mir einen Kuss. Grinsend biss ich mir auf meine Unterlippe.

"Haben die beiden sich etwa geküsst?!" Unsere Köpfe schnellten in die Richtung der Männer. Der Eine kam zu uns und sah aus, als wäre er fasziniert. "Ace, ich hab dir doch gesagt, dass es anders läuft, wenn wir frei sind." "Ich liebe die Freiheit!"

"Also, das sind mein Mann Jace und sein bester Freund Ace." Eldora strahlte und ließ ihren Mann nicht mehr los. Genauso wenig wie Ben seinen Vater ebenfalls nicht mehr los ließ. Dieser Ace sah uns mit großen Augen an, weshalb ich instinktiv näher an Spencer rückte. "Was tut er?", fragte ich leise.

"Verzeihung, Ace ist Bisexuell, aber er musste es immer verstecken, sonst wäre er in der Gang... entsorgt worden", erwiderte Eldora und sah dabei kurz zu Kayden und Ben. Wahrscheinlich wollte sie ein brutaleres Wort sagen.

Erledigt ließ ich mich auf das Bett fallen. Hm, gar nicht so ungemütlich. "Da ist wohl jemand erschöpft?" Spencer krabbelte zu mir. "Ein bisschen", gab ich zu. Die Fragen waren ziemlich anstrengend gewesen- leicht zu meistern, aber anstrengend. Fast vier Stunden hatte es gedauert.

"Ich bin stolz auf dich", flüsterte Spencer und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Ich rufe Tante El an und schreibe meinen Eltern, dass wir alles überstanden haben. Ruh dich aus." Spencer entfernte sich wieder vom Bett und ich beschloss, ihn zu beobachten.

Er packte sein MacBook aus und schaltete es an, zog sich währenddessen um und zog mir meine Schuhe aus. Dann rief er über FaceTime seine Tante an.

Die ganze Zeit musste ich an Liams Worte denken. Was war, wenn er recht hatte? Wenn meine Eltern gar nicht meine Eltern waren? Behandelten sie mich deswegen so ungerecht? War Marcel gar nicht mein Bruder? Doch wer waren sie dann? Und wer waren meine richtigen Eltern? Wollte ich dies denn überhaupt wissen?

Immer und immer wieder fielen mir meine Augen zu, doch ich wollte nicht schlafen. Durfte ich denn überhaupt schlafen? Ich sollte recherchieren oder anderes tun. Aber doch nicht... schlafen...

Und schon war ich eingeschlafen...

The Tape ∣ boyxboy ✔️Where stories live. Discover now