• sechsundfünfzig •

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Finn Morgan

Lächelnd sah ich Spencer an. Es war die erste Nacht außerhalb des Krankenhauses. Spencer war endlich wieder zu Hause bei seiner Familie. Nach drei weiteren Wochen Krankenhausaufenthalt.

Und ich durfte bleiben. Über Nacht.

Für mich war es die erste wirkliche Nacht als Paar. Denn jetzt vertraute ich Spencer zu 100 Prozent- das sollte etwas heißen!

Wie würde Liam jetzt sagen?

Das muss gefeiert werden!

"Du starrst", flüsterte Spencer plötzlich, weshalb ich weg sah. "Das ist süß." Spencer hob meinen Kopf an. "Du bist süß." Ich setzte mich auf. "Ich sollte mich fertig machen", erwiderte ich, doch als ich aufstehen wollte, hielt Spencer mich fest.

"Was ist?", fragte ich, doch drehte mich nicht um. "Hau nicht immer ab." Kurz überlegte ich, ob ich aufstehen sollte, oder nicht.

Ich entschied mich dagegen.

"Hast du gut geschlafen?", fragte ich dann. "Hervorragend", antwortete er. Nach einigen Sekunden der Stille wurde die Tür geöffnet. "Steht auf, steht auf!" Ich sah Leonard an. "Wir fliegen noch heute Abend nach Spanien! Oh man!" Dann fluchte er plötzlich etwas auf Spanisch.

"Finn, meine Frau würde dich in zwanzig Minuten mit nehmen, bei Liam absetzen und dich dann wieder holen. Also beeilt euch!" Dann rannte er wieder aus dem Zimmer.

Ich sah Spencer an. "Ich soll mit?!", fragte ich verwirrt. "Sieht so aus. Lass uns aufstehen."

Spanien.

Ich war noch nie in Spanien.

Ich war noch nie geflogen.

Aber ich konnte Spanisch. Sehr gut sogar.

Aber warum sollte ich mit fliegen?!

"Alles okay?" Ich sah Spencer an. "Darauf bin ich nicht vorbereitet", erwiderte ich. "Ist halb so schlimm. Meine Großeltern sind super cool, glaub mir." "Aber warum soll ich mit kommen?" "Ich schätze, meine Eltern mögen dich. Aber ich verstehe es nicht. Dad meinte noch, ich solle mich nicht überanstrengen und Stress vermeiden." Ich zuckte mit den Schultern. "Es ist deine Familie!"

Dann stand ich auf und holte aus meinem Rucksack eine Jeans und nahm vom Spiegel mein gebügeltes Hemd. "Ziehst du auch mal ein T-Shirt an?", hörte ich Spencer fragen. Ich sah auf das Hemd. "Nein", erwiderte ich und verließ das Zimmer.

Ich mochte Hemden. Ich fühlte mich wohl. Ich fühlte mich... als würde ich dazu gehören. Als wäre ich kein armer Teenager aus einer verkorksten und armseligen Familie. Warum ich das bei einem Kleidungsstück fühlte, wusste ich allerdings nicht.

"Ah, Finn. Guten Morgen." Mrs James lächelte mich an. "Guten Morgen", erwiderte ich. "Machst du dich fertig? Dann können wir gleich los." Ich nickte. "Warum.." Ich räusperte mich. "Wie kommt es, dass ich Sie begleiten darf? So ein Aufenthalt in einem anderen Land ist nicht gerade billig und ich habe kein Geld."

Mrs James lächelte. "Als Lennie seinen Eltern erzählte, dass wir dieses Jahr nicht kommen können, haben das seine Eltern nicht akzeptiert und eigentlich sollte Laia mit, doch sie hat panische Angst vor der Höhe und möchte außerdem ihren Vater kennenlernen. Da fielst du uns ein. Und Spencer braucht so jemanden wie dich in seinem Genesungsprozess. Und ich schätze, du kannst mal einen Urlaub vertragen." Mrs James lächelte. "Ich warte in der Küche auf dich." Dann verschwand Sie.

Hm.

Ohne jetzt noch groß einen Gedanken daran zu verschwenden, machte ich mich blitzschnell fertig, denn nun konnte ich es kaum abwarten. Ob ich am Fenster sitzen durfte?

Nach ein paar Minuten kam Spencer in das Badezimmer. Schon wieder nutzte er die Gehhilfen. "Dein Vater hat gemeint, dass du die Dinger nicht mehr brauchst", erwiderte ich und schloss den Gürtel an meiner Hose. "So fühle ich mich sicherer." Spencer stand vor mir. "Denkst du, ich kann am Fenster sitzen? Ich bin noch nie geflogen." "Denke schon." Spencer lief zur Dusche. "Okay, dann lass ich dich mal allein", erwiderte ich schnell und verließ das Badezimmer.

Unten wartete bereits Mrs James. "Hier." Sie überreichte mir ein Glas Saft und ein lecker aussehendes Sandwich. "Danach können wir los. Ich brauche ungefähr eine Stunde im Hotel. Denkst du, du schaffst es in der Zeit, deine Tasche zu packen?"

Ich biss in das Sandwich. Oh verdammt war das lecker!

"Erde an Finn?" Ich sah auf. "Wie bitte?", fragte ich. Mrs James lachte. "Schaffst du es, in einer Stunde dein Zeug zu packen?" Ich nickte. "Locker." Ich besaß nicht viel an Kleidung, da war ich wahrscheinlich schon in zehn Minuten fertig.

"Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Ich war noch nie im Urlaub oder sonstiges." "Also ich wäre dir schon dankbar, wenn du mich bei meinem Vornamen ansprichst." Erneut nickte ich. "Okay."

Dabei wusste ich gar nicht, wie Mrs James mit Vornamen hieß. Leonard nannte Sie immer Lou. Oder Lu? Mit O oder ohne O? Das war ein gewaltiger Unterschied! Und dann war es mit Sicherheit nur eine Abkürzung! Sie könnte Luisa oder Luise heißen, oder Louisa oder Louise. Vielleicht nannte er Sie aber auch Lu und es war die Abkürzung von Luna!

Oh mein Gott! Ich musste unbedingt Ihren Vornamen heraus finden!

Aber spätestens in Spanien würde man Sie mit Ihrem Vornamen ansprechen.

Oder etwa nicht?!

The Tape ∣ boyxboy ✔️Where stories live. Discover now