• zwei •

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Spencer James

"Aber... wer braucht Mathe? Das ist so langweilig und schwer!" Kayden schmollte. Ich seufzte. "Glaub mir, das wird noch schwerer. Meine erste Mathestunde heute war so schrecklich! Generell ist die Schule krass." Ich legte mich auf die Couch. "Ich meine, die sind dort ja sowas von schnell! Ich muss ein halbes Jahr aufarbeiten!"

Kayden stützte seinen Kopf ab. "Hm. Kann ich nicht die Schule abbrechen?" Leicht lachte ich. "Du bist acht, Kayden." Ich hörte die Haustür. "Ich bin wieder da!" "Mummy!", Kayden stand auf und lief wie immer zielsicher in den Flur. "Hey, mein Schatz." "Darf ich bitte die Schule abbrechen?"

"Kannst du ihm bitte Mathe erklären?", rief ich ebenfalls fragend. "Lasst mich doch erst einmal ankommen." Mum kam mit Kayden zu mir. "Wie war dein erster Tag?" "Es war mein erster Tag. Der war natürlich beschissen", seufzte ich und setzte mich auf. "Ich muss ein halbes Jahr nachholen!"

"War dir das nicht vorher klar? Ich meine, du hast dir doch diese Internetseite angeschaut. Oder etwa nicht?" Beschämt sah ich zu Boden. "Na ja... nicht direkt. Ich wollte einfach von diesen Idioten weg!"

Mum setzte sich neben mich. "Das verstehe ich. Aber wenn du das nicht schaffst, musst du wieder hier her auf eine Schule. Ich möchte nicht, dass wir 200.000 Dollar jährlich zahlen, und du dann deinen Abschluss nicht schaffst." Ich sah Mum an. "Wenn ich es nach einem Monat immer noch nicht hin bekomme, wechsle ich. Okay?" Sie nickte. "Einverstanden. Hast du schon Freunde gefunden? Wie ist der Junge von heute früh?"

Ich legte meinen Kopf auf Mums Schulter. "Sie sind alle ganz nett, aber das war's auch. Und dieser Finn ist ein neunmalkluger Idiot mit hübschem Lächeln", antwortete ich. "Wieso ist er denn neunmalklug?" Ich verdrehte meine Augen. "Er hat mir gleich klar gemacht, dass Fantasyfilme nichts wert sind, er einen IQ von 180 und ein ethisches Gedächtnis hat, oder sowas ähnliches."

"Meinst du vielleicht eidetisches Gedächtnis?" Wir alle sahen auf. "Dad!", rief Kayden begeistert und lief zu ihm. "Was machst du denn hier? Du hast doch bis morgen früh Dienst." "Der Dienstplan hat sich geändert. Und ich habe von unterwegs aus Pizza bestellt." Ich lächelte. "Genau das, was ich jetzt brauche!"

Dad warf mir etwas zu. Schokolade! "Du bist der Beste!", lächelte ich und legte die Tafel auf den Tisch. "Das höre ich gerne."

Dann sah Mum mich an. "Und du denkst nicht, dass du mit diesem Genie Freundschaft schließen kannst?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Nie im Leben. Wäh! Und der soll mir die nächsten Tage helfen!"

Meine Eltern lachten. "Besser als auf deiner alten Schule." Leicht nickte ich. "Stimmt allerdings."

Als es klingelte, liefen meine Eltern zur Tür. Ich räumte Kaydens Schulsachen zur Seite. Dad stellte die Kartons auf den Tisch.

"Was hast du bestellt?", fragte Kayden. "Für dich wie immer eine Salami-Pizza", antwortete Dad und gab ihm den Karton.

"Ich frag mich, wie eine Pizza aussieht." Leicht lächelte ich. "Ich glaube, wenn ich irgendwann mal funktionierende Augen bekomme, gehe ich mit euch Pizza essen. Dann kann ich auch lästern, wie es andere tun." "Nein, das wirst du nicht tun."

Ich nahm meinen Karton und lehnte mich zurück, fing an zu essen. "Denkt ihr, ich bekomme irgendwann Augen? Ich meine, in den nächsten zehn Jahren kann sich ja noch viel bei der Wissenschaft passieren. Vielleicht sind diese Operationen dann nicht mehr so gefährlich."

"Eine Operation ist immer gefährlich, junger Mann", erwiderte Dad. "Hm..." Wir vier fingen an mit essen, redeten über belanglose Dinge.

Ich freute mich, dass Dad heute doch Zuhause war. Es kam eher selten vor.

"Und was musst du in Mathe machen?", fragte Mum dann. "Multiplikation. Voll ätzend!" "Das ist doch voll einfach." Mum zog Kayden zu sich.

Ich war wirklich froh, dass in seinen Büchern alles noch einmal unter den Aufgaben normal geschrieben war. Blindenschrift zu lesen war echt nicht mein Ding. Ich konnte es zwar, aber es fiel mir damals schwer, es zu erlernen.

"Ich geh in mein Zimmer", seufzte ich und stand auf, um nach oben zu laufen. Dort nahm ich meinen Ordner und schlug meine Hausaufgaben auf. Ich verstand davon wirklich gar nichts!

"Ist bei dir auch wirklich alles okay?" Dad schmiss sich auf mein Bett. "Ich verstehe von diesem scheiß wirklich gar nichts." "So ging es mir damals auch, als ich einen Schulwechsel machen musste. Aber das wird schon."

"Wie hast du das überstanden?" "Ich musste erst mal englisch lernen", lachte Dad. "Also hast du es nicht ganz so schwer wie ich. Was musst du lernen?"

"Napoleon. Wir waren erst bei Hitler. Aber das hatten die schon letztes Jahr!", seufzte ich und ließ meinen Kopf auf den Tisch fallen lassen. "Na los. Wir machen es zusammen." Dad klopfte neben sich.

"Ich muss erst mal aus dem Internet alles suchen. Wir schreiben morgen eine Arbeit. Der Lehrer meinte nur, dass ich das schon schaffen werde."

Mit meinem Ordner, einem Kugelschreiber und meinem MacBook lief ich zu Dad, setzte mich neben ihn. "Ein paar Stunden haben wir ja noch", lächelte er.

Gemeinsam fingen wir an, alles auszuarbeiten, was wichtig war. Und es war so verdammt viel!

"Lebt ihr noch?" Mum kam ins Zimmer. "Es ist schon halb zwölf." Dad sah auf seine Armbanduhr. "Oh. Du hast recht." "Nur noch eine halbe Stunde, okay?", flehte ich Dad an. "Okay. Aber dann ist Schluss." Ich nickte.

"Gut. Gute Nacht, Spencer", lächelte Mum. "Nacht, Mum."

Dad und ich lernten weiter. Irgendwann schlief ich an Dads Schulter ein und bekam nichts mehr mit.

Das mit der hohen Summe an Schulgeld habe ich mir übrigens NICHT ausgedacht! ☝🏼

Meinungen? Heitert mich bitte nach diesen grausamen letzten Stunden auf ☹️

The Tape ∣ boyxboy ✔️Where stories live. Discover now