• zweiundzwanzig •

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Lewis Capaldi - Someone you loved

Finn Morgan

Als ich aufwachte, lag Spencer noch im Tiefschlaf neben mir. Dann fiel mir ein, was gestern Abend passiert war: wir hatten uns geküsst!

Und komischerweise hatte es mir nichts ausgemacht. Zwar hatte ich nichts von all dem empfunden, was immer erzählt wurde, doch es hatte mir wirklich rein gar nichts ausgemacht. Ich war eher verwirrt- aber das war ich selbst jetzt noch.

Spencer neben mir drehte sich auf den Bauch. Mein Blick fiel auf den tätowierten Buchstaben. Ein L. Wofür dieser wohl stand?

Dann sah ich auf die Uhr. Halb sechs. In einer halben Stunde würde der Wecker klingeln. Also stand ich auf und verließ das Zimmer, um mich etwas umzusehen.

Hier oben sah ich verschiedene Bilder an den Wänden hängen. Interessiert sah ich auf die Bilder. Es waren zum einen Hochzeitsbilder von seinen Eltern, dann Bilder von Spencer oder von Kayden. Auch viele Landschaftsbilder waren zu sehen.

Und bei einem Bild stockte ich: es war ganz klar Spencer, er war vielleicht drei oder vier. Er umarmte ein Mädchen, welches genau so aussah, wie er, bloß mit längeren Haaren. Und ihre Haare waren ein bisschen heller. Spencers waren komplett schwarz.

"Das ist meine Schwester." Erschrocken drehte ich mich um. Spencer lehnte am Türrahmen.

"Tut mir leid, ich wollte nicht herum schnüffeln. Ich konnte nicht mehr schlafen." "Schon okay." Spencer kam zu mir. "Ich kann mich gar nicht mehr an sie erinnern. Nur an ihr Lachen." Spencer war traurig. "Wo ist sie? Bei deinem richtigen Vater?", fragte ich.

"Niemand weiß, wo sie ist." Ich verstummte.

"Hast du schon Hunger?", fragte er dann. "Ein bisschen." Spencer nickte, nahm meine Hand und zog mich hinter sich her.

Unten in der Küche setzte ich mich und sah Spencer zu, wie er verschiedene Sachen aus dem Kühlschrank holte. "Der Buchstabe auf deiner Schulter..., steht dieser für deine Schwester?", fragte ich dann. "Ja. Sie heißt Laia." Nachdem Spencer verschiedene Sachen auf den Tisch gestellt hatte, fingen wir an zu essen.

Dabei sah ich Spencer an. Ich war neugierig, wollte ihn jedoch nicht unnötig quälen. Deshalb entschied ich, nach der Schule mit zu Liam zu gehen, um etwas über diese Laia zu recherchieren. Oder besser gesagt Liam tat es und ich sah zu. Er war sowieso schneller als ich.

"Haben wir heute Kurse zusammen?", fragte Spencer mich dann. Kurz überlegte ich. "Geschichte und englische Literatur, wenn ich mich nicht irre." Er nickte. "Meine Sachen stehen dir." Verwirrt sah ich ihn an. "Wie bitte?"

Spencer zeigte leicht auf meinen Oberkörper. Ach ja, ich trug ja seinen Pullover. "Ähm, okay", erwiderte ich und aß weiter. Der Kerl gegenüber von mir grinste. "Was?", fragte ich verwirrt. "Das ist süß." "Was ist süß?" "Du. Es ist süß, wie du nicht schnallst, dass es ein Kompliment war."

Jetzt war ich noch verwirrter.

"Was soll daran ein Kompliment sein?" "Schon gut, Peanut." "Du bist komisch." "Du auch."

Stumm aßen wir unser Frühstück auf, dann räumte Spencer alles weg. Ich stand auf und sah mich noch etwas um.

In einem kleinen Zimmer fand ich einen Flügel und eine Gitarre. Es hingen mehrere Bilder von Leuten an den Wänden.

"Das Musikzimmer meines Vaters. Kayden hört ihm gerne zu." "Spielst du auch?" "Eher selten." Ich setzte mich auf den Hocker und starrte die Tasten an. Weiß und schwarz.

Spencer setzte sich neben mich. "Kannst du etwas spielen?", fragte ich dann, ohne meinen Blick von den Tasten zu nehmen. "Kennst du Lewis Capaldi?" Leicht schüttelte ich meinen Kopf. Und dann begann Spencer zu spielen.

Es war wundervoll. Nicht nur die Melodie, nein, auch Spencers Stimme war atemberaubend! Sie war ruhig, tief und dennoch so kraftvoll. Woher hatte er nur diese Stimme?

"Jetzt weiß ich, warum du Musik gewählt hast", lächelte ich. "Ich singe nicht. Ich tanze nur." Spencer sah auf seine Hände. "Du solltest singen. Du hast wirklich großes Talent." "Das sagst du nur so. Ich kann nicht sonderlich gut singen."

"Hey! Da mache ich dir ein Kompliment, und du lehnst es ab!" Ich boxte Spencer. "Ja, tut mir leid." Er lächelte. "Wir sollten uns für die Schule fertig machen." "Du willst doch bloß diese hässliche Uniform anziehen", lachte Spencer leicht.

"Vielleicht", gab ich nach kurzer Stille zu. In dieser Uniform fühlte ich mich so besonders. Da dachte ich nicht über meine Familie nach. Ich war jemand. Ich war angesehen, weil ich intelligent war und mitreden konnte.

"Ich muss noch meinen Rucksack packen", flüsterte Spencer mir in mein Ohr. "Dann tue das", erwiderte ich und sah ihn an. Er hatte schöne Augen. "Werde ich", lächelte er und gab mir einen Kuss auf die Wange, stand auf und verschwand.

Seufzend stand ich ebenfalls auf, lief in sein Zimmer und holte meine Uniform. "Schade, dass du diese Uniform wieder anziehst." Spencer umarmte mich von hinten, weshalb ich zusammen zuckte. "Ich kann schließlich nicht nackt gehen", erwiderte ich leiser. "Könntest du", raunte er in mein Ohr.

Spencer löste irgendetwas in mir aus.

Es war gruselig.

The Tape ∣ boyxboy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt