• fünfzig •

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Leonard James

"Was passiert jetzt mit mir?", fragte Finn mich. Ich schmiss das Blut durchtränkte T-Shirt in meinen Mülleimer und zog mein Hemd an. "Es ist meine Pflicht, es dem Jugendamt zu melden." Ich setzte mich neben ihn auf die Liege.

"Ich weiß nicht, was ich getan habe, dass sie mich so sehr hassen", erwiderte er leiser und sah auf seine Hände. "Sie verdienen so einen hübschen, talentierten und klugen Jungen wie dich nicht als Sohn."

Finn sah mich an. "Mr James? Kann  ich Sie vielleicht umarmen?" Mit einem leichten Lächeln umarmte ich den jungen Mann. "Und hör auf, mich mit Mister anzusprechen. Ich heiße Leonard", flüsterte ich in sein Ohr und strich ihm durch seine Haare.

"Und jetzt komm, wir schauen mal nach, ob Spencer schon aus dem OP ist." Sofort nickte er und wir standen auf, verließen mein kleines Büro. "Wenigstens ist dieser Bastard tot", murmelte Finn. "Es hätte so ein tolles Wochenende werden können", fügte er hinzu.

"Irgendwann könnt ihr es wiederholen. Ohne Probleme." "Woher wussten Sie eigentlich, dass wir in Schwierigkeiten sind?" "Peter wurde misstrauisch, als Nate nichts mehr geschrieben hat. Er sollte sich alle paar Stunden mit einer Nachricht melden. Als nichts kam und beim anrufen nur die Mailbox ertönte, rief er mich an. Spencer war ebenfalls nicht erreichbar, obwohl wir vor Monaten ausgemacht haben, dass er immer erreichbar ist, so lange das mit Alex nicht geklärt ist. Und als die Polizei mir mitteilte, dass Sie Alex nicht finden können, sind wir sofort los gefahren."

Finn nickte. "Spencer kann sich mit Ihnen als Eltern glücklich schätzen." Ich legte meinen Arm um seine Schultern. "Du hast vielleicht nicht so tolle Eltern, aber ich weiß ganz genau, dass du es als Vater später besser machst, wenn du mal Kinder hast." "Ich habe noch nie darüber nachgedacht." "Du bist ja auch jung. Kümmere dich um deinen Abschluss und deine Ausbildung. Der Rest kommt, wenn du Karriere machst." Ich machte eine kurze Pause. "Spencer hatte mir erzählt, dass du nach Harvard möchtest." Sofort nickte er. "Ja, aber ich brauche dieses Stipendium."

"In den Ferien kann ich dir mal jemanden vorstellen, wenn du magst." "Wen denn?", fragte er neugierig und sah zu mir auf. "SSA Leon Bluestein. Ein guter Freund von mir. Er arbeitet-" "beim FBI New York. Sie.. Sie kennen Leon Bluestein?! Er ist eine Legende!", unterbrach mich das kleine Genie aufgeregt, weshalb ich schmunzeln musste. "Er ist bereits mit 38 Leiter der kriminalistischen Abteilung geworden! Er hat unzählige Morde aufgeklärt!" Ich lachte. "Er war einer meiner ersten Freunde hier in den USA."

Louise kam zu uns. "Wann sind die endlich fertig, Lennie?!", fragte sie mich mit weinerlicher Stimme. "Ich bekomme Laia wieder und Spencer wird mir genommen?!" Ich nahm meine Frau in den Arm. "Er schafft das. Weißt du schon, wie es Milo geht?" "Ja. Er ist wohl immer noch in seiner eigenen Welt, um sich zu schützen. Sie wissen nicht, wie Sie ihn aufwecken können. Tommy ist auf dem Weg hier her." Ich nickte und strich Lou ihre Haare aus dem Gesicht.

"Weiß es Kayden?" "Nein. Ich sagte, dass ich dringend ins Hotel muss. Miss Smith passt auf ihn auf." "Oh je. Dann nimmt unser Sohn ja in den nächsten Stunden fünf Kilo zu", versuchte ich sie lächelnd aufzumuntern.

Miss Smith war eine ältere Dame. Sie war alleinstehend und Konditorin. Und sie konnte Kayden keinen Wunsch abschlagen. Wenn wir später nach Hause kommen würden, würden überall verschiedene Torten stehen, das wusste ich. Sie meinte auch immer, dass wir alle viel zu dünn seien.

"Leonard, Louise." Wir drehten uns um. "Euer Sohn liegt jetzt auf der Intensivstation." "Wie geht es ihm?" Finn stand sofort wieder neben mir. "Da er viel Blut verloren hat, ist sein Zustand sehr kritisch. Wir haben allerdings auch keine Blutkonserven mehr, da er eine ziemlich seltene Blutgruppe hat. Kennt ihr jemanden, der Null negativ hat? Sonst überlebt er vielleicht die Nacht nicht. Die Kugel hat seine Leber durchbohrt. Diese kann sich jedoch regenerieren, wenn er es schaffen sollte." Dabei sah er die meiste Zeit Louise an.

"Phillip hat Null negativ", flüsterte Louise und nahm mit zitternden Händen ihr iPhone aus der Tasche. "Soll ich ihn anrufen?", fragte ich vorsichtig, doch sie schüttelte nur ihren Kopf. "Er kann dich nicht leiden." Da hatte meine Frau allerdings recht.

Auch wenn Spencer von seinem leiblichen Vater nichts wissen wollte und alle Briefe wieder ungeöffnet zum Absender zurück schickte, hatte mein Sohn nur eine Chance, wenn Phillip Blut spendete. Und ich wusste, dass Spencer dafür dankbar sein würde.

"Ist bei Spencer sonst noch etwas?", fragte ich meinen Chef. "Ja..." Er sah zu Boden. "Man abgesehen von den gebrochenen Rippen und das er missbraucht wurde...," Plötzlich hörte er auf zu reden. "Chef?" "Er liegt im Koma." Ich schluckte. "Aber wenn er die Nacht übersteht, und er stabil wird, können wir weitere Untersuchungen durchführen. Aber das weißt du ja." Leicht nickte ich und legte einen Arm um Finn.

"Und dich, junger Mann, nehme ich mit. Die Polizei möchte mit dir reden. Es dauert nicht lang." Dann sah mein Boss mich an. "Ihr könnt ihn kurz besuchen. Aber nur kurz." Ich nickte. "Zimmer 3004."

Meine Frau kam zurück. "Phillip ist in zwei Stunden hier." "Gut. Komm, wir können kurz zu ihm."

The Tape ∣ boyxboy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt