• eins •

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Spencer James

"Ihr braucht mich nicht fahren", erwiderte ich. "Es ist dein erster Schultag. Wir fahren dich hin und holen dich ab. Mit dem Bus fährst du ab jetzt oft genug."

Ich seufzte. Es war mir wirklich peinlich, dass sie das taten. Immerhin war ich schon 17 Jahre alt.

"Außerdem ist das Vorschrift. Nur gut, dass wir danach zur Arbeit fahren. Der Direktor will uns kennenlernen." "Was?" Ich schnappte mir den Zettel und las ihn selbst durch.

"Na toll", seufzte ich. Zum Glück hatte Dad einen Anzug, und Mum ein Kostüm, an. Dad war Arzt, musste nachher zum FBI, weil er dort über einen Fall aussagen musste. Mum leitete ein Hotel.

"Das schaffen wir schon. Ist doch nur ein kurzes Gespräch." Dad hielt vor meiner neuen Schule. Backstein. Igitt! "Hoffentlich weiß hier keiner Bescheid", murmelte ich und stieg aus. "Das wird schon." Dad klopfte auf meine Schulter. "Und jetzt kommt, wir wollen nicht am ersten Tag unpünktlich sein." Mum scheuchte uns in Richtung Gebäude.

So gut wie alle Schüler sahen mich an. Es war mir mehr als unangenehm. "Wieso schenkt ihr mir eigentlich kein Auto?", fragte ich meine Eltern. "Immerhin wäre ich dann immer schneller unterwegs."

Dad sah mich an. "Du weißt genau, warum wir dir keins kaufen", grummelte er. Ja, okay... vielleicht hatte ich direkt bei meiner ersten Fahrt mit dem Auto meiner Eltern einen Unfall. Und wenn schon! Mir war ja nichts passiert!

Seufzend folgte ich den beiden zum Büro des Direktors. Dort klopfte meine Mutter und öffnete die Tür. Zum Vorschein kam eine alte Frau hinter einem alten Schreibtisch. Sie war bestimmt älter als der Schreibtisch. Okay, dieser Gedanke war gemein und unangebracht!

"Guten Morgen. Wir haben einen Termin mit Direktor Hamilton." "Einen Moment." Die Frau stand mit einem Klemmbrett auf, kam zu mir und drückte mir es in die Hand. "Ausfüllen." Dann lief Sie zu einer großen Holztür.

Dad sah mich an. "Warum wolltest du noch mal hier her?", fragte er mich. "Ihr wisst warum. Das hier ist die weit entfernteste Schule im Umkreis", seufzte ich. "Ja und das Schulgeld ist ganz schön hoch. Und dann ist hier so eine unfreundliche Frau, die selbst schon halb im Grab liegt."

Leicht grinste ich. "Auf der Internetseite steht, dass hier alle sehr nett sind und es kein Mobbing gibt. Alle werden toleriert." Dabei sah ich auf das Klemmbrett, schrieb meine persönlichen Angaben auf die Zeilen.

Sexualität

Verwirrt runzelte ich die Stirn. Wieso wollten die so etwas privates wissen?!

"Was ist los?" "Die wollen meine Sexualität wissen", flüsterte ich, als die Frau zurück kam. Mum zuckte nur mit den Schultern.

Also sah ich mir die Auswahlen an.

Heterosexuell, Homosexuell, Sonstiges

Sonstiges klang ja schon irgendwie leicht... rassistisch.

"Direktor Hamilton ist jetzt für Sie zu sprechen." Schnell kreuzte ich Homosexualität an, unterschrieb und gab der Frau es zurück. Sie überprüfte die Angaben, dann sah Sie mich skeptisch an. Stumm drehte ich mich um und folgte meinen Eltern in das große Büro.

"Ah, Familie James. Herzlich Willkommen an der James Thunder private school. Ich bin Direktor Hamilton." Er gab erst Mum, dann Dad, und dann mir die Hand. "Und Sie müssen Spencer sein." Ich nickte.

"Die Akte hat mir bereits Ihre alte Schule zugeschickt." "Meine Akte?", fragte ich schluckend. "Nein. Die Ihrer Eltern. Natürlich Ihre Akte", lachte der weißhaarige Mann. "Und machen Sie sich über Das Video keine Sorgen. Hier erfährt niemand etwas. Es steht nur als Grund eingetragen, warum Sie so plötzlich mitten im Schuljahr wechseln. Ich hoffe, die Verhandlung ist gut gelaufen?"

"Nun, Gut ist, dass wir gewonnen haben. Aber Sie wissen ja, das Internet vergisst nie." Wie immer war Dad bei diesem Thema wütend. Er hätte Alex fast umgebracht. "Da haben Sie wohl recht."

"Darf ich Sie etwas fragen?" Direktor Hamilton sah mich an. "Natürlich", antwortete er. "Warum musste ich da draußen meine Sexualität ankreuzen?", fragte ich. "Nun, wie Sie sicher wissen, sind wir eine reine Jungenschule. Uns liegt das Wohl der Schüler sehr am Herzen und wir möchten hier keine Probleme haben. Wir haben hier vier Homosexuelle und einen unter Sonstiges. Diese fünf, mit Ihnen nun sechs, stehen bei uns etwas mehr unter Beobachtung. Vor vielen, vielen Jahren, als ich diese Stelle hier übernommen habe, gab es Zwischenfälle, die nicht gut geendet hatten. Wir akzeptieren hier kein Mobbing- schon gar nicht wegen der Sexualität. Also scheuen Sie auch nicht davor, zu mir zu kommen."

Leicht nickte ich. Okay. Gut zu wissen.

"Aber ist Sonstiges nicht etwas...-" "Ich weiß, was Sie sagen wollen. Aber verstehen Sie unsere Lage, Spencer. Wir können nicht alle Orientierungen auflisten." Leicht nickte ich. "Das verstehe ich."

Der Direktor übergab mir einen Zettel. "Sie müssen sich für eine Aktivität eintragen. Sie haben bis Ende der nächsten Woche Zeit." Auch das noch... "Und hier sind Ihr Stundenplan und Lageplan. Sie hätten jetzt bei Mr Bolt, Ihrem Literaturlehrer. Er ist auch der Vertrauenslehrer dieser Schule." Ich nickte.

"Ich lasse jetzt einen Schüler rufen. Er zeigt Ihnen das Gebäude und Gelände und Sie sind für die restlichen 30 Minuten vom Unterricht entschuldigt." Das hörte sich doch mal gut an!

Zu viert gingen wir zurück zu der alten Frau. Mr Hamilton ließ einen Finn Morgan aufrufen. "Sie können sich jetzt von Ihrem Sohn verabschieden. Den Rest schafft er alleine", lächelte der Direktor. Meine Eltern nickten. "Gut. Und benimm dich." Ich verdrehte meine Augen. "Ja, Dad."

Obwohl er nicht mein leiblicher Vater war, hatten wir schon immer eine starke Bindung gehabt. Er liebte mich wie einen eigenen Sohn und ich liebte ihn, als wäre er mein richtiger Vater. Das Kayden mein Halbbruder war, interessierte mich auch nicht. Wir waren die perfekte Familie!

Dad umarmte mich. "Gut. Ich bin erst morgen Früh wieder zu Hause." "Genau. Und ich heute Abend. Holst du Kayden dann also bitte bei Mackenzie ab?" Ich nickte. "Geht klar. Da wird er sich freuen", lächelte ich.

Ein Junge betrat den Raum. "Direktor Hamilton, Mrs Carter, Sie haben mich aufgerufen?" Er war ungefähr 1,70 Meter groß, besaß blonde Haare und grasgrüne Augen. Diese Augen waren die Schönsten, welche ich jemals gesehen hatte! Seine Hände umklammerten den Gurt seiner Umhängetasche.

Dad stupste mich an und grinste. "Bis morgen, Großer." "Bis dann", lächelte ich. Meine Eltern verließen den Raum. "Finn, das ist unser neuer Schüler Spencer. Ich gebe Ihnen beiden eine Entschuldigung für die restlichen 30 Minuten. Zeigen Sie Ihm bitte das Wichtigste auf dem Gelände. Ich weiß ja, dass Sie den Stoff bereits können."

Der Direktor übergab uns beiden einen kleinen, roten Schein. "Sie beide haben außerdem als nächstes Englisch. Ich bitte Sie, auf Spencer die ersten Tage acht zu geben." Dieser Finn nickte und sah mich an. "Komm mit." Ich nickte und folgte dem Jungen.

Wir beide trugen komplett die gleiche Uniform. Schwarz mit roten Nähten und roter Krawatte. "Wenigstens ist es nicht grün", seufzte ich und sah an mir herab. "Was hast du gegen grün?", fragte Finn mich. "Oh, nichts. Ich liebe grün, aber ich bin dann doch eher Team Gryffindor", lächelte ich.

"Schon wieder so einer, der Fantasyfilme mag", seufzte er. "Was hast du gegen Fantasy? Außerdem liebt jeder Harry Potter!" "Sie entsprechen nicht der Realität. Das ist Schwachsinn. Es gibt keine Zauberer." Ich verdrehte meine Augen. "Das ist ja auch klar. Aber die Vorstellung ist schön." "Wenn du meinst."

Er würde definitiv nicht mein Freund werden!

Meinungen zum ersten Kapitel? Beide Hauptcharaktere sind nun zum ersten Mal aufeinander getroffen 🔥

The Tape ∣ boyxboy ✔️Where stories live. Discover now