• vierundvierzig •

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Spencer James

Bist du immer noch sauer?

Ich schickte die Nachricht an Finn, sah ihn dabei an. Wir beide saßen mit meinen Eltern und Kayden im Auto, waren auf dem Weg zu Milo, da er Geburtstag hatte.

Finn nahm sein iPhone und verdrehte seine Augen, sah aus dem Fenster.

"Jungs, was ist los?" Dad sah in den Rückspiegel. "Gar nichts", antwortete Kayden. "Ich freue mich auf den Schokikuchen von Les", fügte er glücklich hinzu, weshalb ich lächelte. "Der Idiot hat mich vor allen Leuten geküsst!", rief Finn aufgebracht, weshalb ich meine Augen verdrehte. Man konnte es auch übertreiben! "Eh! Mein Bruder ist kein Idiot, du Trottel!" "Was ist daran so schlimm?!", rief ich genervt. "Du hast es einfach getan!"

Dad parkte in der Einfahrt. "Wenn ihr euch wegen so etwas banalem streitet, schafft ihr nicht mal ein Jahr zusammen." "Leon hat recht." Mum schnallte sich ab und drehte sich zu uns um. "Wir haben bereits gemerkt, dass du unsicher bist. Aber du solltest nicht so viel darüber nachdenken, Finn. Spencer und du, ihr habt beide gleichviel in eurem kurzen Leben durchgemacht. Ihr braucht euch beide, denn ihr helft euch beide. Auch, wenn ihr es nicht bemerkt. Es ist genau so, wie bei Leon und mir damals." Ich wusste, auf was Mum anspielte. Als Sie die Suche nach Laia aufgegeben hatten, war Dad für uns da. Vor allem auch für mich. Er half uns, wieder den Alltag zu bewältigen, auch, wenn ich noch ein Kleinkind gewesen war.

Und sie hatte wirklich recht. Denn Finn half mir mit meinem Alltag. Ich dachte kaum noch an Alex oder an das verdammte Sex-Tape. Ich dachte an Finn.

Wir fünf stiegen aus und liefen zur Haustür. Bevor wir klingeln konnten, wurde die Tür bereits geöffnet. Milo stand vor uns und lächelte uns an. Er sah müde aus und seine Augenringe waren schwarzer als die Farbe schwarz. "Alles Gute zum Geburtstag!", rief Kayden und umarmte gezielt meinen besten Freund.

"Das Geschenk hier ist von mir. Nur von mir. Aber Dad hat beim einpacken geholfen." "Oh, danke schön, mein Großer." Milo umarmte meinen Bruder lächelnd. "Aber kommt doch erst einmal hinein."

Wir alle gratulierten Milo und betraten dann der Reihe nach das Haus. Im Wohnzimmer stand bereits die besagte Schokoladentorte, auf welche sich Kayden so sehr freute. Dazu Teller, Luftschlangen, Ballons und andere Kleinigkeiten.

Daisy kam der Treppe hinunter gerannt und schnüffelte der Reihe nach an uns. "Daisy!", rief mein kleiner Bruder strahlend und setzte sich auf den Boden. Die Mischlingshündin tapste sofort zu ihm und ließ sich streicheln und knuddeln.

Die Geschenke stellten wir auf der Kommode ab und begrüßten Milos Eltern. Seine und meine Eltern waren inzwischen so etwas wie Freunde geworden, was mich natürlich freute.

"Deine Eltern haben recht", flüsterte Finn neben mir plötzlich. Als ich ihn ansah, sah er jedoch stur auf den Tisch geradeaus. "Womit?", fragte ich ihn ebenso leise. "Ich schätze, wir brauchen uns in diesem Moment gegenseitig. Aber ich hasse es, wenn mich alle anstarren. Es versetzt mich in die schlimmste Zeit meines Lebens zurück. Als Marcel verhaftet wurde und ich ein paar Wochen später aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Überall waren Reporter und Schaulustige Menschen. Sie alle haben mich angestarrt." Nun sah mich Finn an. "Ich hasse dieses Gefühl."

Ich nickte. "Das verstehe ich. Das tue ich wirklich. Daran hatte ich gar nicht gedacht", gestand ich. "Wieso solltest du auch? Es ist ja schließlich kein Alltag-"

"Wollt ihr noch lange dort rum stehen?", unterbrach Milo Finn. Der Rest saß bereits am Tisch. "Die Geschenke mache ich danach auf. Ich bin ja so aufgeregt! Und Peter und Nate kommen dann auch in einer Stunde wieder."

"Wo ist Nate denn?", fragte ich und setzte mich neben meinen besten Freund. "Im Krankenhaus." Milo antwortete leiser. "Aber ihm gehts gut", fügte er hinzu und nahm sich ein Stück Kuchen. "Auf jeden Fall freue ich mich, dass ihr alle hier seid." "Und nachher wird es so klasse!"

Ach ja, heute Abend fuhren wir ja zu der Hütte seiner Eltern. Nur wir vier. Das würde bestimmt ziemlich cool werden und endlich konnten meine Eltern mal nicht auf mich aufpassen. Und vielleicht würden Finn und ich uns noch näher kommen.

"Ich liebe diesen Schokikuchen!", rief Kayden glücklich. Sein Mund war voller Schokolade. "Les, kannst du mir zu meinem Geburtstag auch so einen machen?" "Natürlich. Ich freue mich, dass er dir so gut schmeckt", antwortete sie lächelnd. "Aber Kayden, du hast erst nächstes Jahr Geburtstag." "Ja, und? Dann kann ich mich wenigstens schon freuen. Auf den Weihnachtsmann freut man sich schließlich auch das ganze Jahr!"

Lächelnd sah ich meinen Bruder an. Es war schön, zu sehen, dass er noch immer an den Weihnachtsmann glaubte. In diesem Alter taten es die Meisten nicht mehr.

"Oh man, ich bin so gespannt auf die Geschenke!", murmelte Milo mit vollem Mund. "Das darfst du sein." Milos Vater Jack lächelte. "Vor allem bei euch!" Milo sah seinen Vater an. "Ihr macht es so unglaublich spannend! Schämt euch!"

The Tape ∣ boyxboy ✔️Where stories live. Discover now