• fünf •

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Spencer James

"Ich komme morgen wieder", erwiderte Finn Morgan zu mir an der Haustür. "Wenn es sein muss." "Ich nehme dieses Projekt sehr ernst! Das solltest du auch! Wenn dies nicht der Fall ist, solltest du dir eine andere Schule suchen!", fuhr er mich direkt an.

"Bleib locker. Wir liegen gut in der Zeit." "Morgen kaufen wir alles ein und machen einen Entwurf." Ich nickte. "Du bist der Boss", murrte ich. "Gut. Dann bin ich morgen um eins hier." Damit drehte sich Finn Morgan um und ich konnte endlich erleichtert die Tür zuschlagen.

"Also ihr wart ungefähr drei Stunden in deinem Zimmer und davon habt ihr euch etwas über zwei Stunden angeschrien." Genervt sah ich ins Wohnzimmer, wo Dad auf der Couch saß. "Dieser Kerl ist der Schlimmste, den ich jemals kennenlernen musste! Wieso muss ich mit dem ein Projekt machen?!"

"Sei nicht so laut, sonst weckst du Kayden auf." Ich setzte mich neben Dad. "Das halte ich mit dem nicht aus." "Dir ist schon aufgefallen, dass er eine Störung hat?" "Nö." "Dir ist nicht aufgefallen, dass er Körperkontakt meidet? Er hat mir nicht mal die Hand gegeben. Ihr saßt ungefähr zwei Meter auseinander."

"Wir können uns eben gegenseitig nicht ausstehen", murrte ich. "Denk daran. Gegensätze ziehen sich an. Aus so etwas kann auch so etwas wie Liebe entstehen. Ich finde, bei euch hat es irgendwie leicht gefunkt. Immerhin hat er dir einmal kurz in die Augen gesehen."

"Bitte sei jetzt kein Psychologe. Du bist Arzt, Dad. Psychologie ist eine andere Sache." "Denk an meine Worte, Spencer. Deine Mutter und ich haben uns auch gehasst. Und dieses Jahr feiern wir den 10. Hochzeitstag und sind bereits seit 13 Jahren zusammen."

"Das ist etwas anderes. Ihr seid Mann und Frau. Da ist das viel einfacher. Jungs verlieben sich nicht einfach so in Jungs. Wenn wir jemanden nicht leiden können, war's das."

Dad sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Ob Männer oder Frauen..., das ist doch total egal. Es funktioniert gleich. Rede dich da nicht raus. Du hast nur Angst, neue Freunde zu finden. Das kann ich auch nach all dem verstehen. Aber wir haben Angst, dass du zu viel Angst hast."

"Ich habe keine Angst. Ich habe schon einen Freund. Er heißt Milo und fährt sogar mit dem selben Bus." "Gut. Ruf ihn an. Ich will ihn kennenlernen."

"Ist nicht dein Ernst?", fragte ich fassungslos. "Spencer, das mit dem Video ist schlimm. Alles, was passiert ist. Aber nach all dem, was du getan hast, kannst du es mir nicht verübeln, dass ich Dir das mit diesem Milo nicht glaube. Du hast uns zwei Monate lang belogen."

Genervt nahm ich mein iPhone und schrieb Milo. Kurz wartete ich auf seine Antwort, dann sah ich Dad an. "Er kommt gleich vorbei." "Wirklich?" "Ja. Das kannst du mir ruhig glauben."

"Daddy?" Mein Lieblingsjunge stand plötzlich neben uns. "Ich kann nicht schlafen. Bekomme ich einen Tee?" "Tut dein Bauch immer noch weh?" Kayden nickte leicht.

"Okay, ich mache dir einen Früchtetee." Dad stand auf und lief in die Küche. "Wehe, du wirst mir krank", seufzte ich und zog ihn auf meinen Schoß. "Ich will nicht krank sein. Das ist doof." "Niemand mag es, krank zu sein", schmunzelte ich. "Aber du wirst voll selten krank. Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wann du eine Erkältung hattest! Das ist unfair!"

Das Klingeln unterbrach meinen kleinen Bruder. Ich setzte ihn neben mich auf die Couch und stand auf, um zur Haustür zu laufen. Wie erwartet stand Milo vor meiner Haustür. "Hey, Bunny", lächelte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Ich habe mich mal selbst über Nacht eingeladen."

Milo betrat den Flur und sah sich um. "Außerdem musst du mir noch über dein Treffen berichten." "Zieh bitte deine Schuhe aus und stelle sie neben meine." Milo nickte und zog seine Sneaker aus, stellte diese neben Meine. Diesmal achtete ich genau darauf.

"Du musst Milo sein." Dad kam zu uns. "Oh. Mein. Gott! Das ist dein Vater?!" Sofort hing Milo an ihm und umarmte Dad. "Sie haben meiner Mutter mal das Leben gerettet! Ich danke Ihnen!" Leicht verwirrt erwiderte Dad seine Umarmung. "Das ist mein Job, junger Mann."

"Hallo? Was ist hier los?", rief Kayden von der Couch aus. "Oh! Ist der süße Kerl dein kleiner Bruder?" Sofort hockte sich Milo vor Kayden. So schnell konnte man ja gar nicht gucken! Auch Dad schien leicht überfordert zu sein.

Kayden tastete Milos Gesicht ab. "Schöne Wangenknochen", flüsterte mein kleiner Bruder begeistert. "Und lange Wimpern", murmelte er wieder. Ich setzte mich neben Kayden. "Das ist Milo. Ein neuer Freund von mir", lächelte ich.

"Er ist hübscher als die anderen", flüsterte Kayden begeistert. "Oh, danke sehr. Du bist aber auch sehr hübsch." "Das weiß ich nicht. Aber danke." "Milo, mein Bruder ist-" "Blind. Ich weiß", unterbrach er mich. "Ich habe mir damals im Heim das Zimmer mit einem Blinden geteilt. Ich konnte eins und eins zusammen zählen. Kein Stein auf dem Gehweg, alles hat seinen festen Standpunkt, im Flur ist alles exakt und ordentlich. Und als er mich berührt hat, war ich mir zu 100 Prozent sicher."

Kayden lächelte. "Ich mag ihn. Er kann öfter kommen." "Das freut mich. Ich komme gerne öfter." Milo grinste. "Aber jetzt musst du mich entschuldigen, dein Bruder und ich müssen viel bereden." "Über diesen Trottel?", fragte Kayden. "Ja, über den", murmelte ich.

"Er hatte seine Schuhe in den Weg gestellt. Ich hätte mich verletzen können!", erklärte Kayden Milo. "Sowas macht man auch nicht. Ich bin mir nämlich sicher, dass Spencer das erwähnt hatte. Er hat mir heute viel über dich erzählt."

Kayden lächelte. "Er ist ein toller Bruder." "Aber du bist toller. Jetzt trinkst du deinen Tee und sagst uns dann noch gute Nacht, okay?" Kayden nickte. "Okay. Bis dann", kicherte er. Dad setzte sich neben meinen Bruder, dann liefen Milo und ich nach oben.

"Er ist so süß", lächelte Milo und sah sich in meinem Zimmer um. "Ja, das ist er", lächelte ich und setzte mich auf mein Bett. "Aber ist dein Dad dein richtiger Dad?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Ne. Nicht mein Leiblicher. Das stört uns aber nicht", lächelte ich. "Weißt du, dieser Mann ist der Grund dafür, dass ich Medizin studieren will. Also ich muss mich zwischen Medizin und Jura entscheiden, aber ich denke, es wird Medizin." Milo setzte sich neben mich.

"Vor ein paar Jahren hatten wir einen Autounfall. Und dein Dad hat sie operiert. Ich konnte Ihm nie danken, weil er eine Woche später, als ich dann endlich ansprechbar war, Urlaub hatte. In Europa, glaube ich." Ich nickte. "Wir fliegen jedes Jahr nach Spanien zu seinen Eltern."

"Coole Sache." Ich nickte erneut. "Jap." "Ich mag dich." Milo grinste breit. "Ich dich auch", erwiderte ich und sah auf die Uhr. Kurz vor acht. "Jetzt erzähl mal von deinem Nachmittag", forderte er mich auf.

"Es war Horror. Wir haben uns die ganze Zeit angeschrien. Alles, was ich tun wollte, war falsch. Ich hatte gar nichts zu melden. Der Typ ist kein Teamplayer." Ich fuhr mir über mein Gesicht. "Ich musste mal ein Referat mit ihm machen. Ich weiß, wie du dich fühlst. Aber dann meinte ich, dass das so nicht weiter gehen kann, weil es ja Teamarbeit ist. Er war ziemlich beleidigt, aber hat es nach ein paar Minuten Schmollen eingesehen."

"Er kann mich nicht leiden." "Das stimmt nicht." Milo legte sich hin. "Möchtest du mit mir nächstes Wochenende einen Trinken gehen?", fragte er. "Nicht weit von hier gibt es eine Schwulenbar. Einmal im Monat ist auch für Minderjährige Eintritt. Und die sollen einen neuen Barkeeper haben." Ich nickte. "Klar. Warum nicht", lächelte ich und legte mich neben ihn.

Milo kuschelte sich an mich. "Hm, du bist schön warm", seufzte er erleichtert. "Ich brauche unbedingt einen Freund. Der schön warm ist, weißt du? Ich bin immer kalt. Außer beim Sex." Milo legte seine Hand auf meinen Bauch und bereitete mir eine Gänsehaut. "Du bist wirklich kalt", brummte ich und wärmte den Blonden.

Wer ist bisher euer Lieblingscharakter? Meiner ist Milo 😍🔥😊

The Tape ∣ boyxboy ✔️Where stories live. Discover now