• achtunddreißig •

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Spencer James

Ich saß vor meinem Bett auf dem Fußboden. Meine Beine waren an meinen Körper gezogen, mein Kopf lag auf meinen Knien. "Spence', es gibt Essen. Richtig gute Sandwiches!" Mein Bruder war fröhlich. "Ich habe keinen Hunger", flüsterte ich. "Aber die habe ich mit Mummy gemacht!" Ich sah aus dem Fenster und ignorierte Kayden.

"Wenn du nichts isst, kannst du auch nicht zu Milo." Es war Dads Stimme. "Mir egal", erwiderte ich. "Dir ist das nicht egal." "Mir ist alles egal, versteh das doch!" Ich fuhr mir durch meine Haare. "Jack hat mir die Nummer von Milos Psychologen gegeben. Vielleicht wäre es besser, wenn du mal da hin gehst." Fassungslos sah ich ihn an.

"Ist nur ein Vorschlag. Entweder du redest mit Finn, und zwar Klartext, mit mir oder mit dem Psychologen. Du hast die Wahl. Du kannst  nicht alles in dich hinein fressen, mein Großer." Ich lehnte mich an Dad. Ich wollte nicht zu einem Psychologen! Und mit Finn darüber reden? Er würde mich verabscheuen!

"Er wollte Kayden etwas antun", flüsterte ich. "Ich habe gesagt, dass er alles mit mir anstellen kann, was er will, so lange er ihn in Ruhe lässt", rückte ich dann mit der Sprache heraus. "Kayden kann nichts passieren, das weißt du. Er ist nie alleine." Dad legte einen Arm um mich. "Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich ihn erschießen", erwiderte ich. "Den Gedanken vergisst du gleich wieder. Du wirst nicht zu einem Mörder."

"Warum denn nicht? Ich habe alles verloren und so wüsste ich wenigstens, dass Kayden in Sicherheit wäre." "Hm, und du würdest im Gefängnis sitzen. Das würden wir und Finn nicht verkraften." Ich sah an die Wand. "Er will nichts von mir. Ich bin hässlich und dumm. Ich bin zu nichts zu gebrauchen." "Sind das deine Worte oder die von Alex?" Ich zuckte mit den Schultern. "Ist das wichtig?"

"Du bist toll, Spencer. So, wie du bist. Und du bist auch nicht dumm, sonst hätte dich der Direktor schon von der Schule geschmissen. Du kommst mittlerweile im Unterricht mit und hast alles aufgeholt. Und du bist hübsch." Ich sah Dad an. "Das sagst du nur, weil du mein Dad bist."

"Ich bin dein Vater, ja. Aber nicht dein biologischer. Ich wünschte, ich wäre es. Aber dadurch kann ich auch wirklich beurteilen, dass du nicht hässlich bist." "Dann..., danke?"

"Also kommst du jetzt mit runter zum essen? Danach bringe ich dich zu Milo." "Aber ich habe keinen Hunger. Wirklich!", maulte ich. "Nur ein bisschen. Das würde deine Mutter auch sehr glücklich machen." Seufzend nickte ich. "Okay, ihr habt gewonnen."

Dad stand auf und hielt mir seine Hand hin. Erneut seufzte ich und legte meine Hand in seine, damit er mich hochziehen konnte. "Tut deine Wange noch weh?" Ich nickte. "Ein bisschen." "Ich gebe dir eine Salbe mit. Und über Nacht machst du ein neues Pflaster drauf, okay? Damit es sich nicht entzündet." Ich nickte. "Okay."

Im Esszimmer saßen bereits Kayden und Mum. "Da seid ihr ja." Mum lächelte. "Wie geht es deinem Gesicht?" "Tut etwas weh", erwiderte ich leiser und setzte mich. "Tut mir leid, dass ich dich vorhin ignoriert habe, Kayden." "Hm, Mum sagt, du bist krank. Wenn ich krank bin, will ich auch nicht viel reden oder so."

Lustlos nahm ich ein Sandwich in die Hand und biss hinein. "Bringt mich danach einer zu Milo?" Dad nickte. "Das mache ich. Ich möchte heute früher anfangen, da ich morgen ein ernstes Wörtchen mit dem Herr der Polizeistation reden muss." Ich schüttelte meinen Kopf. "Das bringt doch nichts."

"Ich werde aber nicht zusehen, wie er dein Leben zerstört. Und wenn die netten Herrschaften von der Polizei nicht wollen; nehme ich es selbst in die Hand." Erneut schüttelte ich meinen Kopf. "Ich pack das schon. Aber erst mal muss ich mit Finn reden."

"Genau. Wir teilen die Dinge auf. Du wirst mit Finn reden und dein Vater und ich mit der Polizei." "Und was ist mit mir?", rief Kayden laut. "Hm, du sorgst für Gute Laune. Das kannst du nämlich besonders gut", erwiderte Dad lächelnd. Kayden nickte zufrieden. "Ich glaube, ich sollte wieder zu Spencer ins Zimmer ziehen." "Aber heute Nacht bin ich nicht da", sagte ich und legte das halbe Sandwich auf den Teller. "Ich weiß. Du redest wieder mit Milo über hübsche Jungs."

Nachdem meine Familie mit dem Essen fertig war, holte ich meine Sachen aus dem Zimmer und lief in den Flur, wo Dad bereits wartete. "Hast du alles?" Ich nickte. "Gut. Sag deiner Mutter und deinem Bruder noch Auf Wiedersehen, dann können wir los."

Im Wohnzimmer sagte ich beiden Tschüss, wobei Kayden mir versicherte, dass er sich in meinem Zimmer einnisten würde, damit ich ab morgen nicht mehr so alleine war. Es war wirklich niedlich. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn tun würde. Auch meine Mutter umarmte ich kurz, dann ging ich zurück zu Dad und wir verließen gemeinsam das Haus.

"Ich weiß, dass du mir etwas verheimlichst, Spencer. Wir wollten immer ehrlich zueinander sein, erinnerst du dich?", meinte Dad, als wir im Auto saßen. "Ich weiß", erwiderte ich leiser. "Aber ich akzeptiere es. Du wirst schließlich älter und da sind Eltern nicht mehr so In. Aber ich bitte dich, dich an Milo zu wenden. Oder an Finn. Irgendjemand, mit dem du frei darüber reden kannst, verstehst du?" "Ich verstehe."

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The Tape ∣ boyxboy ✔️Where stories live. Discover now