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Als die Zofe sich laut räusperte, schreckte ich aus meinen Gedanken auf und sah mich mit weitaufgerissenen Augen um. Gräfin Rheya und Comtesse Rhaka sahen mich lächelnd an und ich beeilte mich einen Knicks zu machen, bevor ich zur Sprache kam. „Guten Morgen Gräfin Rheya, Comtesse Rhaka. Ich bin hier, weil ich neue Töpferware benötige. Die Leute haben sie mir gestern alle abgekauft." Freudig sprang die Gräfin auf und klatschte in ihre kleinen zierlichen Hände. „Oh du hast keine Ahnung, wie sehr mich das freut. Komm, wir suchen direkt ein paar neue Sachen raus. Und wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich einfach nur Rheya nennen sollst?" sagte sie breitgrinsend und nahm meine Hand in ihre. Dann zog sie mich mit sich zu ihrem Hobbyraum, den sie so gerne ihr Töpfer-Paradies nannte, und leitete mich weiter in ihren Lagerraum. So oft stand ich schon in diesem Raum und jedes Mal wieder liebte ich den besonderen Geruch von frischgebranntem Ton und die bunten Farben und Bilder auf den Tassen und Tellern. Es war immer wieder etwas besonderes in diesem Raum zu stehen und die Kreativität der Gräfin zu bewundern.

Lächelnd ging ich durch den Lagerraum und sah mir die neuen Stücke an, die die Gräfin scheinbar gestern hergestellt hatte und suchte mir wie immer 20 Stücke aus, die mir noch bis zum Mittag an den Verkaufsstand geliefert werden würden. Die Gräfin war sehr zufrieden mit meiner Auswahl und nahm eine der neuen Tassen in die Hand. Sie drehte sie in ihren Händen, damit ich alle Seiten sehen konnte, und lächelte verträumt. „Ich hatte von diesen Wellen geträumt, weißt du? Ein Meer aus rosa und lila Wellen, angeleuchtet von einer gelb-orangen Sonne. Ich musste daraus einfach etwas machen. Am Ende habe ich ein ganzes Set mit den Farben gehabt und sie haben mich so an dich erinnert, da habe ich beschlossen sie dir zu schenken." Überrascht starrte ich sie an und nahm ihr die Tasse ab, die sie mir lächelnd hinhielt. Wahrhaft dankbar lächelte ich zurück und strich sanft über die aufgemalten Wellen. Es war eine wirklich schöne Tasse. „Vielen Dank. Sie ist wunderschön." „Das freut mich sehr, Gwenneth."

Die Gräfin beauftragte ihre Zofe die von mir ausgewählten Stücke einzupacken und mir zum Stand liefern zulassen und gab mir dann eine Tasche, in der sich die Tasse, der dazu passende Teller und ein Krug befanden und schon machte ich mich auf den Weg zum Marktplatz.

Wie immer war es sehr voll und die Leute kamen kaum durch die Straßen, ohne sich zu berühren. An meinem Stand angekommen, grüßte ich erst Calima und wartete dann auf die Lieferung der Waren.

Kaum eine Stunde später stand ein Karren vor meinem Verkaufstisch. Eilig platzierte ich die Töpferwaren auf dem Tisch, bedankte mich bei dem Boten und begann meinen Verkauf.

Kurz bevor ich meinen Verkaufsstand schließen wollte, sah ich auf der anderen Seite des Marktplatzes eine Person in einem langen schwarzen Mantel mit großer Kapuze über dem Kopf und bei ihr einen Mann mit braunem Haar und einem großen, gutgeschmiedeten Schwert am Gürtel. Beide sahen sich aufmerksam um und gingen langsam über den Marktplatz, als würden sie etwas – oder jemanden – suchen. Als beide scheinbar nicht gefunden hatten wonach sie gesuchten, drehten sie sich zum Gehen, doch bevor die verschwunden waren, sah der Mann mit dem braunen Haar mir plötzlich tief in die Augen und obwohl er so weit weg war, konnte ich sehen, dass seine Augen in einem saftigen Grün leuchteten. Im nächsten Moment waren sie weg und ich sah mich irritiert um. Wie eine Irre drehte ich mich im Kreis und schaute über den Marktplatz, doch sie waren weg. Und egal wie sehr ich es versuchte, diese grünen Augen würde ich wohl nie vergessen...

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Natures HeritageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt