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Leise klopfte es an die Tür und Rhaka drehte sich automatisch in die Richtung. Eine junge Frau mit hellblondem Haar und eisblauen Augen trat ein. Ihr Blick war ähnlich starr, wie der von Kellan und unter ihrem linken Auge war eine kleine Narbe zu sehen, die frisch aussah. „Comtesse, Graf Rhalgar fragt nach Euch." Sagte sie in einem sanften, aber bestimmenden Ton und blickte zwischen mir und Rhaka hin und her. Rhaka drehte sich genervt zu mir um, verabschiedete sich und schon war sie mit der blonden Frau verschwunden. Daraufhin machte ich mich auf den Weg zum Marktplatz.

Es waren wieder viele Menschen auf dem Markt und ich hatte schon vor dem Mittag alle Töpferwaren verkauft. Ich half daraufhin Calima bei ihrem Verkauf, bis ich mich am Nachmittag entschloss über den Marktplatz zu laufen und mir ein paar frische Lebensmittel zu kaufen. An einem kleinen Stand ganz hinten auf dem Marktplatz, weit weg von meinem, befand sich mein Lieblingsstand für Kleider. Eine ältere Dame namens Donna nähte alle ihre Kleider selbst und sie gefielen mir außerordentlich gut. Es waren schlichte Kleider, ohne viel Schnickschnack oder Details, aber dennoch fügten sie sich perfekt an meinen Körper an und betonten meine Figur. Ich liebte auch die Farben der Stoffe, die Donna benutzte. Es waren natürliche Farben wie braun, grün, rot und blau. Verträumt schaute ich mir die neuen Kleider an, die Donna ausgestellt hatte und sah ein Kleid in dunkelgrün, dass etwas anders war als alle anderen. Es hatte einen herzförmigen Ausschnitt und lange Ärmel. Nicht die üblichen langen Ärmel bis zum Handgelenk, sondern weit darüber hinaus. Bis zum Ellbogen waren die Ärmel eng und umspielten die Schultern perfekt, danach wurden die Ärmel weiter und flossen wie Wasserfälle bis hinunter zum Knie. Es war ein leichter Stoff und weich wie Seide. Ich hatte mich sofort in das Kleid verliebt.

„Es steht dir sicher sehr gut." Sagte Donna, als sie mitbekam, dass ich das Kleid beäugte. Lächelnd drehte ich mich zu ihr. „Wie viel kostet es?" „Für dich? 3 Soli." Überrascht sah ich sie an. „So wenig? Bist du sicher?" sie nickte grinsend und reichte mir das Kleid. „Vielen Dank, Donna. Ich liebe das Kleid jetzt schon." Sagte ich dankbar, als ich für das Kleid bezahlte und sie lächelte zufrieden. „Als ich das Kleid gemacht hatte, dachte ich fest an dich. Ich glaube es war für dich bestimmt." Ich lachte kurz auf und packte das Kleid in meine Tasche.

Als ich mich verabschiedete und mich umdrehte um nach Calima zusehen, entdeckte ich an meinem Stand drei Beamte des Königsschlosses. Irritiert lief ich zu ihnen und sprach sie an. „Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?" „Sind Sie die Verkäuferin dieses Standes? Gwenneth Norwood?" Ich nickte langsam. „Ja, das bin ich." „Der König lässt Sie zu sich rufen. Er möchte Sie sprechen." Überrascht sah ich zwischen den drei Männern hin und her und dann zu Callie, die mitgehört hatte. „Worum geht es denn?" „Das kann ich Ihnen nicht sagen, Miss Norwood. Uns wurde nur gesagt, dass wir Sie holen sollen." Einverstanden nickte ich, sah Callie noch einmal ahnungslos an und folgte dann den Beamten zu ihrer Kutsche.

Der Weg zum Kapitol Civita war weit und so saß ich in einer unangenehmen Stille mit den drei Männern in einer kleinen Kutsche für mehrere Stunden. Mein Magen knurrte vor Hunger und ich sah nachdenklich aus dem kleinen Kutschenfenster. Was der König wohl von mir wollte? War genau das passiert, was Kellan vorhergesagt hatte? Dass man mich in Prinz Finnians Zimmer gesehen hatte und nun ein Skandal drohte öffentlich zu werden? Die ganze Fahrt lang kreisten die Gedanken wild in meinem Kopf herum und ich konnte nicht ausmachen, was wohl das Anliegend es Königs sein würde. Also ließ ich mich überraschen.

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Natures HeritageWhere stories live. Discover now