-33-

42 5 2
                                    

꧁꧂

Als ich aufwachte wusste ich sofort, wo ich war. Es war das Zimmer, das mir der König bei meinen letzten Besuchen bereitgestellt hatte. Das weiche Bett unter mir und die warme Decke über mir gaben mir ein Gefühl von Komfort und Zuhause, was seltsam war, da ich noch nie wirklich ein Gefühl von Zuhause gefühlt hatte.

Meine Patenmutter hatte mich aufgenommen als ich ein Baby war und mich in ihrem kleinen Haus aufgezogen. Sie hatte mich geliebt, das wusste ich, doch nie genug, um mich ihre Tochter zu nennen. Ich war immer nur ihr Findelkind und so wurde sie nie meine richtige Mutter, sondern nur meine Patenmutter. Wir waren weniger eine Familie als viel mehr eine Wohngemeinschaft unter Freunden. Und doch gab es Regeln, die ich einhalten musste, um sicherzustellen, dass ich sicher war. Ich erinnere mich noch heute eher ungerne an meine Kindheit, aber an meine Patenmutter zu denken war eigentlich ganz schön. Sie war die Frau, die mich gefunden hatte. Die mir ein Dach über dem Kopf und etwas zu Essen gegeben hatte und das ohne dass sie jemand darum bat. Sie tat es aus Nächstenliebe und das rechnete ich ihr hoch an, auch wenn nicht alles in meiner Kindheit gut war.

Langsam setzte ich mich im Bett auf und spürte sofort einen Schwindel, der mich zurückweichen ließ. Alles drehte sich und ich hielt mir angestrengt die Hand an den Kopf und schloss die Augen. Als der Schwindel allmählich verschwand, öffnete ich die Augen wieder. Im gleichen Moment klopfte es an der Tür und Rhaka gefolgt von Marigold traten in mein Zimmer. Ich lächelte beide breit an, unendlich froh, dass es ihnen scheinbar gut ging.

„Endlich bist du wach. Wie geht es dir?" Rhakas Besorgnis war deutlich herauszuhören und sie setzte sich zu mir ins Bett. Ich nickte leicht und legte eine Hand auf ihre „Es geht. Mir ist noch etwas schwindelig." Mari setzte sich auf die andere Seite des Bettes und sah mich ebenfalls besorgt an. „Du hast ganze drei Tage geschlafen. Wir waren wirklich besorgt um dich, Gwenneth." Ich schluckte schwer, als ich die Bedeutung ihrer Aussage verstand. Ich war drei Tage bewusstlos. Wie...?

„Wir sind froh, dass du wieder wach bist. Du musst dringend etwas essen und trinken." Mit Rhakas Worten stand Mari auf und ging aus dem Zimmer. Ich sah Rhaka dankend an. „Wie geht es dir? Ist wieder alles in Ordnung?", fragte ich sie in Erinnerung an ihren leblosen Körper am Waldboden. „Ja, alles in Ordnung. Die Ärzte konnten sich weder erklären, was meinen Zustand ausgelöst hatte, noch wie du ihn beheben konntest. Doch feststeht, dass du mir das Leben gerettet hast, also danke." Rhaka legte eine Hand auf meine und ich sah sie schräg an. „Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre dir und den anderen nichts zugestoßen, also muss ich mich wohl eher bei dir entschuldigen." Schockiert schüttelte Rhaka den Kopf. „Unsinn! Ich bin froh, dass wir dort waren und dich nun auf deinem Weg begleiten können. Das ist so spannend. Du bist so besonders und ich bin froh dich als Freundin zu haben." Rhaka und ich lächelten uns vielsagend an, als die Zimmertür wieder auf ging und Mari ein Tablett voll mit Essen hereinbrachte. Sie stellte es vor mich aufs Bett und ich staunte mit großen Augen.

Auf dem Tablett standen drei große Teller. Einer war voll mit verschiedenen Früchten und Nüssen, ein weiterer war voll mit gerührten Eiern und gebratenem Speck und der letzte beinhaltete einen großen Stapel Pfannkuchen mit einer Soße, die ganz nach Erdbeersoße aussah. Zwischen den Tellern standen zwei Gläser, eins mit Wasser und eins mit Orangensaft.

„Der König verlangt, dass du alles aufisst. Du sollst gestärkt sein, bevor er mit uns spricht." Überrascht sah ich hoch zu Mari. „Worüber möchte der König denn mit uns reden?" Rhaka und Mari tauschten verwirrte Blicke aus. „Über dich, Yeseda, Galaya und die Geschehnisse im Wald? Du weißt schon, diese komischen Sachen, die uns passiert sind?" Verständnisvoll nickte ich und sah zurück auf das volle Tablett. Ich entdeckte unter einem der Teller das Besteck und begann genüsslich mein Frühstück zu essen. Oder war es mein Mittagessen?

„Wie spät ist es?", fragte ich zwischen dem Kauen und Mari musste sich ein Grinsen verkneifen. „Es ist vormittags." Wieder nickte ich nur und aß weiter. Abrupt stoppte ich. Das war nicht richtig. „Ich kann so nicht essen.", sagte ich und legte das Besteck nieder. „Was meinst du?", fragte Rhaka und sah mich fragend an. „Ich esse hier mein Essen und ihr beobachtet mich dabei. Ihr solltet mitessen. Ihr müsst sogar. Los." Ich deutete auf das ganze Essen und schob das Tablett den anderen entgegen. „Gwen, das ist dein Essen. Wir hatten bereits unser Frühstück." Mari schob das Tablett wieder zurück, doch Rhaka schnappte sich eilig ein Stück Apfel und grinste. „Also ich kann immer essen." Sie biss in den Apfel und ich musste lachen, als Mari sie kopfschüttelnd ansah.

꧁꧂

Natures HeritageWhere stories live. Discover now