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Desent war eine kleine Stadt, kaum etwas gab es zu sehen und auch Rhaka verlor relativ schnell das Interesse an der Stadt. Wir kamen an als die ersten Sonnenstrahlen zwischen den Bäumen hervor kamen. Rhaka, Marigold und ich hatten die letzten Stunden fest in der Kutsche geschlafen und waren uns einig gleich nach dem Frühstück weiter nach Agrev zu reisen.

Im Gegensatz zu Desent war Agrev eine aufregende unglaublich schöne Stadt. Sie war die dritt größte Stadt des ganzen Landes und viele Menschen fanden ihren Weg dorthin. Das alte Kloster mit der angebundenen Bibliothek war für einige Leute, die wohl spannendste Sehenswürdigkeit des Landes und das konnte ich sehr gut verstehen. Das Kloster zog sich über ein großes Grundstück, auf dem, neben ein paar wirklich außergewöhnlichen Pflanzen, auch Felder mit Gemüse und Obst ihren Platz fanden. Das Gebäude selbst wirkte im Inneren noch größer als es von außen sowieso schon wirkte und überall waren Wand- und Deckenmalereien von Propheten, Göttern und Heiligen in verschiedensten Situationen. Im Gebetssaal waren die wohl beeindruckendsten aller Gemälde abgebildet und hinter dem Podest des Predigers stand ein großer Altar mit diversen goldenen Statuen und Gebilden. Der Saal selbst war gefüllt mit Bänken zum Beten und einer großen golden verzierten Orgel auf der rechten Seite.

Die Wölbungen der Decken ließen die Räume deutlich größer wirken und die stützenden Säulen, die in den Räumen verteilt standen, waren in Form von Männern und Frauen, die die Götter und Göttinnen darstellen sollten, die die Decken auf Händen und Rücken trugen. Sie waren in elegante weiße Kleider gekleidet und wirkten sehr majestätisch. Ihre Gesichter zeigten ein leichtes Lächeln und man sah ihnen nicht an, welches Gewicht sie durch die Decken eigentlich trugen. Der Prediger erklärte uns, dass die Deckengemälde als Metapher das Gewicht der Welt darstellen sollten und die Götter und Göttinnen diese mit einem Lächeln trugen. Sie waren sich ihrer Aufgaben bewusst und vollführten sie mit Stolz und Anmut. Die Erzählungen des Predigers gaben mir eine unangenehme Gänsehaut und ich wand mich nach einer Weile anderweitig interessiert ab.

Im Innenhof des Klosters stand ein kleines rundes Haus offen, an das hintendran ein riesengroßes Gebäude anschloss. Der Prediger, dessen Name wohl Walther war, erklärte uns, dass dies der Eingang in die Bibliothek sei. In dem kleinen runden Haus würden Besucher sowohl beim Herein- als auch beim Herausgehen untersucht werden, um zu verhindern, dass Waffen oder entflammbares Material in die Bibliothek hinein und Bücher oder Schriftrollen aus der Bibliothek heraus gelangten.

Wir betraten also das kleine Häuschen, legten unsere Taschen an einer dafür vorgesehenen Stelle im Raum ab und traten dann durch eine große hölzerne Doppeltür hinein in die Bibliothek. Der Anblick verschlug mir die Sprache. Der große Raum – wohl eher ein Saal – war ähnlich wie der Gebetssaal mit hohen Wänden und gewölbten Decken versehen, doch dieser Saal war ganz in weiß gestrichen und die Deckengemälde zeigten keine irdischen Momente, sondern ein großes Schloss zwischen Wolken und drum herum wieder die Götter und Göttinnen. Um das Gemälde herum war in goldener Schrift geschrieben Ubi deorum dormiam - regia Elysia Prediger Walther erklärte uns, dass dies Latein sei und Wo die Götter schlafen - Schloss Eylsia bedeutete. Fasziniert starrte ich das Gemälde an. In mir regte sich etwas, ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit breitete sich aus und ich konnte mir nicht erklären wieso, doch ich spürte eine starke Verbundenheit zu diesem Ort. Es machte mir Angst und doch fühlte ich eine tiefe Freude. Zögernd wandte ich mich ab, als Rhaka mich zu sich rief.

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