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Alvena!" schwer atmend, setzte ich mich in meinem Bett auf und sah mich um. Rhaka und Marigold schliefen seelenruhig in ihren Betten und das kleine Licht einer Kerze auf der Kommode neben der Tür flackerte in der Dunkelheit. Wieder hatte ich diesen Traum. Der Wald sah diesmal anders aus, kleinere Bäume mit großen rundlichen Blättern und dichtem Gestrüpp überall. Der Boden war bedeckt mit roten und gelben Blättern, als sei Herbst, und der Teich war diesmal kleiner. Doch wieder schwamm eine goldene Lotosblume in der Mitte des Teiches und wieder sah ich die Frau aus Licht darüber schweben. Sie rief nur meinen Namen, mehr sagte sie nicht, und ich hatte das Gefühl sie wolle mir mehr sagen als das. Vielleicht musste ich diesen Teich und die Lotosblume finden. Vielleicht würde ich damit auch sie finden. Sie wollte mir etwas sagen und ich spürte, dass es wichtig war. Doch wo sollte ich suchen? Wo sollte ich anfangen?

„Gwenneth?", hörte ich Marigold müde fragen. Sie setzte sich auf, rieb sich die Augen und sah mich verschlafen an. „Ist alles in Ordnung?" Ich nickte eilig. „Ja, alles gut. Danke. Schlaf ruhig weiter." Sie sah mich nur an. „Du kannst gerne mit mir reden, wenn dich etwas bedrückt. Ich kann gut zuhören." Sie lächelte mich leicht an. Ich hatte sie nie wirklich lächeln sehen, es war ungewohnt. Dabei sah sie lächelnd wirklich sehr hübsch aus. „Danke Marigold. Das ist nett von dir. Aber es ist wirklich alles in Ordnung. Ich hatte einen Albtraum, aber ich erinnere mich nicht mehr daran.", log ich. Marigold nickte langsam und legte sich dann wieder hin. „Solltest du deine Meinung ändern, gib einfach Bescheid. Und nenn mich einfach Mari." „Danke Mari.", sagte ich lächelnd und legte mich ebenfalls zurück. In der Hoffnung, den Traum nicht noch einmal zu erleben, versuchte ich wieder einzuschlafen und schloss meine Augen. Ein letzter Gedanke schlich sich in meinen Kopf, bevor ich einschlief. Wer war Alvena?

Am Morgen nach dem Frühstück, beschlossen wir auf Maris Wunsch noch einmal die Bibliothek zu besuchen. Der Saal war komplett leer und auch kein Mönchsbruder war zu sehen. Am Tag zuvor hatte Prediger Walther uns gezeigt, welche der Bücher von uns gelesen werden durften und Mari hatte sich gleich eines davon geschnappt, nachdem wir durch die Saaltür hereinkamen. Ich schaute mich ebenfalls um und entdeckte ein Buch über Pflanzenkunde, das ich noch nicht kannte. Vorsichtig nahm ich es aus dem Regal und setzte mich zu Mari in die Nische. Neugierig schlug ich das Buch auf und durchblätterte die Seiten.

Stunden vergingen während Mari und ich vertieft in unsere Bücher waren und Rhaka sich alle möglichen Schriftrollen und Papiere ansah, die sich in den Vitrinen im hinteren Teil des Saals befanden. Als es schließlich dunkel wurde, machten wir uns wieder auf den Weg zurück ins Gasthaus und aßen zu Abend, bevor wir erneut müde und erschöpft in unseren Betten landeten.

„Wir brauchen vermutlich den halben Tag von hier nach Civita, daher würde ich vorschlagen, dass wir wieder direkt nach dem Frühstück aufbrechen. Ich würde dann gerne erst zum Schloss und mit dem König reden, damit wir das dann hinter uns haben und dann können wir uns die Stadt selbst ansehen. Was sagt ihr?" „Gerne.", sagte Rhaka aufgeregt und sah mich mit strahlenden Augen an. „Dann sehe ich endlich den Prinzen." Mari und ich kicherten, doch sie hatte natürlich recht. Sie würde endlich den Prinzen sehen.

Wir redeten noch eine Weile, bis endlich die Müdigkeit die Oberhand gewann und wir einschliefen.

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