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Am Morgen wachte ich müde und mit dunklen Augenringen auf. Ich hatte durchaus nicht gut geschlafen. Immer wieder hatte ich mich von der einen auf die andere Seite gedreht und keine ruhige Minute gefunden. Und ich hatte keine Ahnung wieso. Ich hatte nichts geträumt und meine Gedanken hatten sich nach langen Überlegungen endlich beruhigt, doch schlafen konnte ich dennoch nicht.

Ich stieg also gähnend aus dem warmen Bett aus und sah mich im Spiegel an. Erschrocken von meinen dunklen Augenringen, trat ich einen Schritt zurück und beschloss ein Bad zu nehmen. Das Badezimmer war angeschlossen an mein Zimmer und konnte auch nur durch mein Zimmer betreten werden, daher konnte ich in Ruhe das heiße Wasser in die Wanne laufen lassen und mich ausziehen. Langsam stieg ich in das volle Becken, legte mich hinein und tauchte mein Haar ins Wasser. Es war lange her, dass ich es gewaschen hatte und ich war froh um die frische Zitrusseife, die mir auf einem Tischchen neben der Wanne zur Verfügung stand. Frisch gewaschen und abgetrocknet, zog ich ein azurblaues Kleid mit kurzen Ärmeln und herzförmigen Ausschnitt an und setzte mich wieder einmal an den Spiegeltisch. Vorsichtig kämmte ich mein noch feuchtes Haar und beschloss es erst trocknen zu lassen, bevor ich es zu einer Hochsteckfrisur zusammenband.

Die Blume steckte ich mir jedoch hinters Ohr und sah mich dann noch einmal im Spiegel an. Meine grünen Augen leuchteten und die Augenringe waren so gut wie verschwunden. Das Bad hatte mir deutlich gut getan. Zufrieden atmete ich durch und packte dann alle meine Sachen zurück in meine Tasche, bevor ich aus meinem Zimmer trat und hinüber ging zu Rhakas Zimmer. Ich klopfte leise und als ich ein „Herein." hörte, trat ich ein. Rhaka war ebenfalls fertig gekleidet und frisiert. Sie hatte ein elegantes hellgelbes Kleid an, welches ihre Figur perfekt umschloss, und ihre Haare waren zu einem geflochtenen Knoten am Hinterkopf zusammengebunden. Sie sah beinahe königlich aus und ich bekam eine angenehme Gänsehaut bei dem Anblick.

Rhaka grinste mich breit an als sie mich sah und kam auf mich zu. „Guten Morgen Gwen. Hast du auch so fabelhaft geschlafen wie ich?", trällerte sie und ich verzog unangenehm die Miene. „Eher nicht.", gab ich zu und legte meine Tasche neben der Tür ab. Kurz sah Rhaka zu meiner Tasche und wirkte traurig, doch dann sah sie wieder zu mir und lächelte. „Aber das ist ja nicht schlimm. Ich will unbedingt wissen, wie dein Tag mit Prinz Finnian war!" die Aufregung in meiner Stimme war kaum überhörbar und ich setzte mich auf die Chaiselongue am Fenster. Rhaka setzte sich zu mir und wirkte sichtlich glücklich. „Er ist wundervoll. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber ich glaube ich habe mich bereits gestern in ihn verliebt. Er ist alles und mehr was ich mir in einem Ehemann wünschen kann und dazu sieht er auch noch gut aus! Ich bin unendlich glücklich, Gwen." Ich lächelte sie breit an und legte eine Hand auf ihre. „Sagte ich dir nicht, dass du ihn mögen wirst? Ihr passt einfach perfekt zueinander. Es war Bestimmung, dass ihr euch findet." Rhaka nickte zustimmend und träumte vor sich hin.

Obwohl ich mich für Rhaka unendlich freute, war ich auch traurig. Auch ich hatte mir als Kind immer einen Mann und Kinder gewünscht, doch bisher kam nie jemand in Frage und auch sonst sah ich mich einfach nicht mehr mit einer Familie. Wieso wusste ich nicht, vielleicht wusste mein Unterbewusstsein mehr als mein Bewusstsein, doch der Gedanke zu heiraten und Kinder zu kriegen war mir plötzlich ganz fern.

Rhaka erzählte mir, dass sie und Finnian in seinem Zimmer saßen und viel geredet hatten. Sie hatten sich über alles mögliche unterhalten und viele Gemeinsamkeiten festgestellt. Vor allem das Reisen sei die Lieblingsbeschäftigung der beiden und ich konnte mir gut vorstellen, wie beide zusammen das Land bereisen als Mann und Frau, König und Königin. Ich hörte ihr aufmerksam zu und stellte fest, wie sehr Rhaka Finnian wirklich mochte. Und ich war mir sicher, dass es Finnian genau so ging.

Zum Frühstück setzte sich Rhaka neben Finnian und ich mich gegenüber. Beide strahlten bis über beide Ohren und konnten sich kaum voneinander abwenden. Der König war sichtlich zufrieden mit seiner künftigen Schwiegertochter und die Stimmung im Raum war überglücklich. Als die leeren Teller von den Bediensteten abgeräumt wurden, sah der König mich an. „Du sagtest gestern, dass ihr eine Rundreise macht. Habt ihr vor heute wieder abzureisen?" Ich schluckte schwer, als ich Rhakas traurigen Gesichtsausdruck sah. Sie wollte sicher nicht von hier weg. „Ich würde mir heute noch die Stadt angucken, bevor ich mich aufmache nach Patum. Ich bin mir allerdings sicher, dass Rhaka und Marigold hierbleiben möchten, was ich natürlich durchaus verstehen kann." Ich lächelte Rhaka aufmunternd zu, die zwischen Mari und mir hin und her sah. „Patum wäre mein letztes Ziel vor der Heimreise gewesen, ich würde wirklich gerne weiterreisen, aber ich weiß nicht, ob mein Vater mich wieder gehen lässt, wenn ich wieder in Meran ankomme." „Comtesse, lasst das ruhig meine Sorge sein. Ich werde noch heute einen Beamten losschicken und ihn über Euren Aufenthalt und Eure Unversehrtheit berichten und ihm befehlen, sich nicht länger in die Angelegenheiten unseres Reiches einzumischen. Eure Hochzeit findet statt, sobald ihr beiden dafür bereit seid. Derweilen könntet ihr Eure Reise gemeinsam zu Ende bringen, Finnian und Kellan werden euch einfach begleiten."

Mein Blick wanderte automatisch zu Kellan und seiner zu mir. Wirstarrten uns fassungslos an und ich hörte ein verärgertes Schnauben von ihm. Ichseufzte schwer und lächelte dann Rhaka an, die mich mit bettelndem Blick ansah.„Das würde mich sehr freuen.", gab Rhaka dem König zurück und sah dann wiederzu Finnian, der zustimmend nickte. Somit war es beschlossen. Finnian und Kellanwürden uns auf unserer Reise begleiten.

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