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Schreiend wachte ich auf. Mein Herz raste und mein Nachthemd klebte an mir von all dem Schweiß. Panik stieg in mir auf und ich kniff ängstlich meine Augen zusammen, der Schrei immer noch anhaltend. Ich hörte die Tür aufgehen und rufe, dann spürte ich stärke Hände, die meine Schultern festhielten. Ich verstummte, meine Atmung immer noch schnell und meine Augen zugekniffen. Tränen liefen mir die Wangen herunter und ich weinte einfach. Jemand sprach mit mir, doch ich verstand es nicht, ich war gefangen in meinen Gedanken – in dem Albtraum, den ich hatte.

Die Person vor mir merkte wohl, dass ich sie nicht hören konnte und verstummte. Plötzlich spürte ich, wie sie mich zu sich zog und ich legte meinen Kopf auf ihrer Brust ab. Ein süßlicher Geruch stieg mir in die Nase und ich fühlte mich wohl, denn der Herzschlag, den ich hörte, war so ruhig und entspannend, dass meine Panik nach und nach verflog.

Einige Minuten verbrachten wir so, bis sich meine Panik fast vollständig verflüchtigt hatte und ich endlich meine Augen öffnen konnte. Ich richtete mich auf und sah zu meiner Überraschung in Kellans besorgte Augen. Ich schluckte. „Ist wieder alles in Ordnung?", fragte er ungewohnt sanft und leise und ich nickte nur. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Verwirrung machte sich in mir breit und ich sah peinlich berührt zu Boden. Sekunden der Stille vergingen und Kellan stand vom Bett auf. Er sagte nichts, machte keine Geste, verschwand stumm aus dem Zimmer und hinterließ mich mit tausend Gedanken und Fragen.

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Nachdem ich mit diesen tausend Gedanken und Fragen irgendwann wieder einschlief, wachte ich am nächsten Morgen ohne Erinnerung an meinen Albtraum auf, aber durchaus mit der Erinnerung an Kellans und meinen intimen Moment und seinen wortlosen Abgang. Ich hatte heute nicht das Bedürfnis ihn zu sehen, also bat ich einem Bediensteten Kellan und den anderen Bescheid zu geben, dass ich mich nicht wohl fühlte und mein Training heute allein im Zimmer fortführen würde.

Den ganzen Tag lang saß ich auf der Chaiselongue und ließ nach und nach Pflanzen wachsen und wieder verschwinden und merkte, dass ich immer besser wurde. Doch ich konnte mich nur mäßig auf meine Kräfte konzentrieren, da meine Gedanken immer wieder zu Kellan wanderten, was mich nach einer Weile verrückt machte. Ich war froh als der Abend anbrach und ich mich schlafen legen konnte.

Viele Tage vergingen und ich hatte meine Kräfte so gut es ging im Griff. Kellan und Mari hatten mich gemeinsam im Kampf unterrichtet – Kellan war mir seit dem Abend so gut es ging aus dem Weg gegangen. Trotzdem hatte er mich natürlich beobachten und schützen müssen, doch er sprach kaum ein Wort mit mir.

Heute würde ich mit Rhaka und den anderen zurück nach Meran reisen. Rhaka wollte mit Finnian ihren Vater aufsuchen und um seinen Segen bitten, damit sie endlich heiraten konnten – sie waren sich sehr nah gekommen und wollten ihre Liebe mit der Ehe besiegeln. Und ich wollte zu Calima. Ich vermisste sie und ich war mir sicher, dass sie mich vermisste. Sie wusste ja nicht einmal was passiert war. Ich war einfach mit Rhaka und Mari abgereist, ohne mit ihr zu reden. Sie hasste mich sicher.

Wie immer dauerte die Kutschfahrt eine halbe Ewigkeit und ich versuchte mich zu entspannen, doch die Aufregung Calima wiederzusehen machte es mir schwer. Berge, Bäume und Flüsse zogen nach und nach an uns vorbei und mit jeder Minute, die wir näherkamen, wurde ich aufgeregter.

Vor dem Grafenhaus trennte ich mich dann von den anderen und ging hinunter zum Markt, zu meinem Bedauern folgte mir Kellan und ich spürte seinen Blick in meinem Nacken, während er mit ausreichendem Abstand hinter mir her ging.

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Natures HeritageWhere stories live. Discover now