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Auf dem ganzen Weg zurück nachhause wurde das Gefühl verfolgt zu werden nicht weniger und ich erwischte mich dabei, wie ich aufmerksam meine Umgebung beobachtete und ruhig atmete, um genau hören zu können, was in meiner Nähe passierte. Doch bis auf die üblichen Geräusche der Tiere im Wald und dem Rascheln der Bäume und Gräser war nichts Auffälliges zu hören. Also atmete ich einmal tief durch und ging dann die Treppe hinauf in mein Haus.

Ein lautes Rascheln weckte mich ruckartig. Es war stockfinster, also musste es noch mitten in der Nacht sein. Ich atmete flach, um genauer zu lauschen, doch im nächsten Moment war wieder alles betäubend still. Langsam stand ich auf und lief zum Fenster, vielleicht konnte ich ja doch irgendetwas erkennen. Doch was würde das sein? Vermutlich irgendein Tier, dass nicht schlafen konnte.

Als ich mich gerade wieder hinlegen wollte, hörte ich ein noch lauteres Rascheln, es war scheinbar direkt vor meinem Fenster. Erschrocken wich ich in die Mitte des Zimmers, doch die Neugier plagte mich und ich schlich langsam zurück ans Fenster. Plötzlich sprangen die Fenster auf und trafen mich, wodurch ich hart auf dem Boden landete. Bevor ich richtig verstand, was passierte, griffen mich zwei Hände und rissen mich mit sich aus dem Fenster in die dunkle Nacht hinaus. Ein Schrei hing in meiner Kehle fest und so verstummte ich voller Panik und versuchte meinen Entführer auszumachen. Doch mehr als eine schwarze Gestalt ohne Gesicht konnte ich nicht sehen. Vielleicht war es zu dunkel. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich konnte kaum verstehen, was die Gestalt von mir wollte.

Nach einer Weile erkannte ich, in welche Richtung wir flogen. Das Blut in meinen Adern begann zu gefrieren und alles in mir schrie mich sofort befreien zu müssen. Und so strampelte ich um mein Leben, fuchtelte wild mit meinen Armen und Beinen umher und strengte all meine Kraft an. Die Gestalt grunzte genervt und festigte ihren Griff, doch meine Panik wurde mit jedem Meter, den wir dem Osten näher kamen, größer und ich strampelte noch stärker.

Als wir die Grenze des Ostwaldes überschritten, spürte ich plötzlich kein Leben mehr. Die Bäume, Büsche, Gräser – einfach alle Pflanzen waren tot -, doch sie sahen aus als wären sie lebendig, als würden sie ihr Aussehen bewahren wollen. Ich spürte auch keine Tiere in diesem Teil des Waldes. Es war unendlich still und ich hörte nur das Geräusch des an mir vorbeihuschenden Windes und das schwere Atmen meines Entführers, der es wohl schwer hatte mit mir durch die Luft zu gleiten. Die Leere in mir, die ich fühlte durch das Fehlen von Leben, bereitete mir unendliche Angst und im nächsten Moment biss ich der Gestalt fest in die Hand. Sie schrie auf und ließ mich sofort fallen. Unsanft landete ich auf dem moosigen Boden und rappelte mich schnellstmöglich wieder auf, bevor ich begann um mein Leben zu rennen.

Über Stöcke und Steine sprang ich und rannte so schnell, wie ich in meinem ganzen Leben nie gerannt war. Die toten Bäume über mir knarzten und die trockenen Blätter unter meinen nackten Füßen knackten und knirschten. Eine kalte Gänsehaut lief über meinen ganzen Körper und meine Füße schmerzten unendlich. All die spitzen Stöcke und Steine, die sich in meine Füße gebohrt hatten, hatten sicher dazu geführt, dass meine Fußsohlen bluteten. Doch ich musste weiterrennen, weiter aus diesem Teil des Waldes rennen.

Ich hatte keine Ahnung wie lange ich tatsächlich gerannt war, doch irgendwann spürte ich wie die Sonne durch die Baumkronen drang und fühlte auch wieder das Leben in meiner Umgebung. Dennoch hielt ich nicht an, ich hatte kein direktes Ziel und doch lief ich nicht Richtung Haus, sondern Richtung Meran.

„Miss Norwood?" hörte ich als ich gerade aus dem Wald gefunden hatte und hielt völlig erschöpft an. Die bekannte Stimme kam von Prinz Finnian und ich drehte mich irritiert in seine Richtung. Er kam auf mich zu, die Kapuze wieder in seinem Gesicht, doch ich war mir sicher, dass er besorgt aussah. Gerade wollte ich ihm antworten, schon verlies mich die Aufregung und das Adrenalin und ich brach zusammen.

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Natures HeritageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt