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Mit einer Person mehr, war die Kutsche nun mehr als voll. Mari und Cali saßen auf dem Kutschbock, während Rhaka, Finnian, Kellan und ich im Inneren saßen, Rhaka und Finnian nebeneinander und ich neben Kellan – na danke. Rhaka und Finnian unterhielten sich über die Hochzeit und wie aufgeregt sie waren und ich versuchte krampfhaft meine verwirrten Gefühle zu unterdrücken. Kellan war mir so nah wie lange nicht mehr. Sein Oberschenkel lehnte an meinen und seine breite Schulter klebte förmlich an meiner. Ich spürte ihn mit jeder Faser meines Körpers und nahm seinen süßlichen Geruch intensiv wahr. Es war benebelnd und ich war verwirrt wegen der Reaktion meines Körpers auf ihn. Ich mochte ihn nicht und doch konnte ich in seinen grünen Augen dahinschmelzen und sein Geruch beruhigte mich unweigerlich. Alles an ihm wirkte anziehend auf mich – abgesehen von seinem Charakter. Er war trotzdem ein Vollidiot in beinahe jeder Hinsicht und genau das verwirrte mich so.

In jener Nacht in der ich im Schloss schreiend aufgewacht war, hatte er mich beruhigt und sich um mich gekümmert und danach hatte er sich von mir fern gehalten. Er war einfach nicht einzuschätzen. Doch wieso wollte ich ihn überhaupt einschätzen? Wieso war er mir nicht völlig egal, so wie ich ihm?

Ein lautes Knallen und ein dumpfer Aufprall am Boden rissen mich aus meinen Gedanken und ich sah erschrocken aus dem Wagen. Er hielt abrupt an und ich hörte, wie aufgewühlt die Pferde zu wiehern begannen. Kellan sah Finnian angespannt an. „Ihr bleibt hier drinnen.", sagte er leise und stieg dann noch leiser aus dem Kutschraum aus. Mein Herz schlug bis zum Hals und es machte sich eine ohrenbetäubende Stille breit. Rhaka lag in Finnians Armen und hatte die Augen fest zugepresst, während er aus dem Kutschenfenster sah, in der Hoffnung etwas sehen zu können, doch da war nichts.

Plötzlich wurde die Tür aus den Angeln gerissen und eine schwarze Hand griff nach mir. Mir entglitt ein Schrei und ich sah mich panisch um. Finnian versuchte nach mir zu greifen, doch die schwarze Gestalt hatte mich schon aus der Kutsche gezogen und war mit mir hoch in die Bäume geflogen. Ich blickte herab. Mari und Cali lagen nebeneinander auf dem Boden und Kellan kämpfte gegen zwei Gestalten ein paar Meter von der Kutsche entfernt. Als er zu mir heraufblickte, konnte ich einen Anflug von Panik erkennen – oder glaubte sie erkannt zu haben. Ich war schon zu weit oben, um es genau sehen zu können.

Die Gestalt flog in einer unangenehmen Geschwindigkeit und so sehr ich auch versuchte mich zu befreien, es funktionierte nicht. Der Griff war mehr wie eine Fessel ohne Möglichkeit zu entkommen. In dem Moment hatte ich die Idee der Gestalt mit meinen Kräften den Garaus zu machen, doch sie verstand schnell und schlug mir auf den Kopf, woraufhin alles schwarz wurde.

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Natures HeritageWhere stories live. Discover now