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Nach einer Weile alleine an einem der Tische sitzend, entschloss ich mich die Feier erstmal zu verlassen und lief den Weg entlang zur Wiese neben dem Wasserfall. Die Musik des Orchesters war immer noch zu hören, doch es war eine angenehme Lautstärke. Ich setzte mich ins Gras und zauberte eine eisblaue Hortensie aus dem Boden. Sie summte ein leises Lied und ich lächelte matt.

Wie wohl das Leben auf Elysia sein würde? Gab es dort auch Wiesen und Wälder, Tiere und Menschen? Nun, vermutlich keine Menschen. Götter und Göttinnen, so wie es der Mönch im Kloster uns damals erzählt hatte. Wie würden meine Aufgaben aussehen? Was hätte ich zu tun? So viele Fragen kreisten in meinem Kopf, dass ich nicht mitbekam, dass sich jemand zu mir gesellt hatte. „Hey.", sagte Kellan leise und setze sich neben mich. Er blickte zur Feier. „Weshalb feierst du nicht ausgiebig?" Ich sah ihn verwundert an. „Das könnte ich dich auch fragen.", gab ich wieder und ließ die Hortensie wieder verschwinden. Ich stand auf, ich wollte gerade nicht mit Kellan sprechen. Doch bevor ich gehen konnte, nahm er meine Hand und hielt mich auf. „Warte, bitte. Ich denke wir sollten reden." „Jetzt? Wieso nicht schon vor ein paar Tagen? Warum jetzt?" Er sah mich zerknirscht an. „Ich wollte die Hochzeitsvorbereitungen nicht unterbrechen. Kannst du dich bitte wieder setzen?" Ich zögerte, setzte mich jedoch wieder und sah ihn neugierig an. Er blickte zu Boden und begann mit dem Gras zu spielen.

Es war eine Weile still zwischen uns. Ich konnte nur mein laut schlagendes Herz hören und langsam verlor ich die Geduld. Ich seufzte. „Wenn du nichts zu sagen hast, dann gehe ich wieder. Ich-" „Warte.", unterbrach er mich und ich sah ihn wieder an. „Ich-ich weiß nicht was ich sagen soll. Es macht mich verrückt." Ich legte meinen Kopf schräg, verstand nicht was er meinte. „In deiner Nähe fühle ich mich wohl, geborgen und sicher und doch nervst du mich manchmal so sehr, dass ich durchdrehen könnte. Du bist wunderschön und klug und ich fühle mich zu dir hingezogen. Es ist anstrengend dir andauernd aus dem Weg gehen zu müssen." Ich schluckte schwer. Seine Worte waren wie Messerstiche in meinem Herzen. Er empfand also doch wie ich? Verdammt.

„Stopp.", sagte ich eilig, bevor er weitersprechen konnte. Er sah mich überrascht an. „Ich kann das nicht." Er war sprachlos und ich auch. Ich wusste, wieso ich das nicht konnte, doch er nicht. Sollte ich es ihm sagen? „Wieso?" Ich presste meine Lippen aufeinander und sah ihn entmutigt an. Ich musste es ihm sagen.

„Ich werde von hier fort gehen. Schon morgen." Er blinzelte mich nur an und ich wusste nicht, ob er mich verstanden hatte. Doch dann sah er mich ungläubig an. „Was meinst du mit, du gehst fort? Zurück nach Meran oder-" „Nein. Ich gehe zu meiner Mutter. Nach Elysia." „Das Himmelsschloss?!" Aufgewühlt sprang er auf und raufte sich die Haare. Er tigerte vor mir her und sah mich dann an. „Wieso? Was ist passiert, dass du plötzlich dorthin musst."

Und so erzählte ich ihm von meinem neuen Dasein als Mutter Tag und meiner Verpflichtung gegenüber der Welt. Er war verständnislos, aufgebracht, verletzt. Und ich? Ich war aufgewühlt. Lange tigerte er hin und her und dachte wild nach, bis er dann vor mir stehen blieb. „Das war es dann also? Du verschwindest einfach und ich soll dich vergessen? Hast du Rhaka und den anderen davon erzählt? Wolltest du uns davon erzählen? Oder wärst du einfach abgereist?" Seufzend sah ich zu Boden. Ich kannte keine Antwort auf seine letzte Frage. „Gwen?" er drängte mich nach einer Antwort. „Ich weiß es nicht. Heute hätte ich euch bestimmt nichts davon erzählt." „Und morgen früh wärst du einfach abgereist. Wahrscheinlich hättest du uns im Glauben gelassen, dass du tot bist, damit wir damit abschließen können." „Hey! Das ist nicht fair. Ich hätte euch davon erzählt, ganz bestimmt. Ich war mir nur noch nicht sicher wie." Er schnaubte ungläubig. Ich sprang empört vom Boden auf. „Verdammt Kellan ich bin doch auch nicht zufrieden damit, nach Elysia zu müssen. Aber um euch alle zu retten, musste ich dieses Schicksal annehmen. Und sowieso wurde ich doch nur deshalb erschaffen! Verdammt ich fühle mich schon schlecht genug, du musst das wirklich nicht noch schlimmer machen." Wütend klopfte ich Grasreste von meinem Kleid, sah ihn noch einmal an und lief den Weg entlang weiter weg vom Fest tiefer in den botanischen Garten.

Kellan folgte mir, rief mir zu, dass ich stehenbleiben sollte, doch ich ignorierte ihn. „Gwen!", rief er dann plötzlich so wütend, dass mir das Blut in den Adern gefror und ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn verzweifelt an. Er sagte nichts und ich sagte auch nichts. Wieder lag einfach nur eine Stille zwischen uns und wir waren uns sehr nah, obwohl er einige Meter entfernt von mir stand.

Mit einem Mal wurde mir unangenehm kalt und ich bekam wieder eine eisige Gänsehaut, die sich durch meinen ganzen Körper zog. Ein dicker Nebel machte sich im botanischen Garten breit und ich sah mich verwundert um. Was zum Teufel war hier los?

Im nächsten Moment packten mich zwei starke Hände an den Schultern und ich hörte jemanden hinter mir Atmen. Ich konnte mich nicht bewegen, war wie gelähmt und die kalten Finger an meinen Schultern bohrten sich tief in mein Fleisch. Ich japste auf und sah hilfesuchend nach Kellan, der im Nebel verschwunden war. „Hallo Cousine.", sagte die Person hinter mir und gerade als Kellan kaum zwei Meter vor mir war, riss die Person mich mit sich und alles wurde schwarz.

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Natures HeritageWhere stories live. Discover now