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Es war eine Weile her, dass ich so schlecht geschlafen hatte wie in dieser Nacht. Die Geschehnisse des vergangenen Tages und die Aufregung auf die Reise ließen mich einfach nicht in Ruhe. Hin und her hatte ich mich gedreht und wäre sogar beinahe vom Sofa gefallen. Müde und mit schweren Augenlidern stand ich dann relativ früh morgens auf, nachdem ich beschlossen hatte aufzugeben weiterschlafen zu wollen. Ich kochte eine Kanne heißes Wasser auf und deckte meinen kleinen Esstisch, bevor ich vorsichtig an die geschlossene Schlafzimmertür klopfte.

„Hm?" hörte ich nur und öffnete langsam die Tür. Marigold lag noch immer schlafend am Boden und schnarchte dabei leise, während Rhaka am Fenster saß und die Natur beobachtete. Mit leuchtenden Augen sah sie mich an, grinste breit und folgte mir dann aus dem Zimmer heraus.

„Oh du hast ja keine Ahnung wie groß mein Hunger ist. Ich könnte ein ganzes Pferd verdrücken." Sagte Rhaka leise als wir zurück in die Küche traten und sie sich an den gedeckten Tisch setzte. Ich war mir unsicher, ob sie das wenige Essen befriedigen würde, doch ich hatte ja nicht mit ihr und Marigold gerechnet.

Vorsichtig goss ich das heiße Wasser in die Tassen und setzte mich dann Rhaka gegenüber an den Tisch. „Guten Appetit, ich hoffe du wirst davon satt." „Ganz bestimmt. Vielen Dank für deine Gastfreundschaft Gwen." Rhaka nahm sich eine Scheibe Brot und etwas Käse. Wir aßen gemütlich und sprachen noch etwas über ihre Reisevorstellungen, bevor es langsam Zeit wurde Marigold zu wecken und loszugehen.

Nur die nötigsten Sachen packte ich mir in eine Tasche, die ich mir über die Schultern band und machte mich dann mit Rhaka und Marigold auf den Weg nach Porta.

Porta war wenige Kilometer näher an Meran als Civita, doch zu Fuß brauchten wir deutlich länger. Die ganze Reise über sprach Marigold nur ganz wenig und wenn dann auch nur mit Rhaka. Mir würdigte sie nicht eines Blickes und ich wusste nicht wieso. Vielleicht mochte sie mich einfach nicht, oder sie war schüchtern, aber es war mir unangenehm und ich war irgendwie enttäuscht von ihr nicht wahrgenommen zu werden.

Als wir losgingen, war die Sonne gerade aufgegangen, doch als wir ankamen war es nachts und ich war froh endlich im Gasthaus am Hafen zu sitzen und eine warme Mahlzeit zu genießen. Auch Rhaka und Marigold waren erschöpft, denn nach dem Essen fielen beide wie Steine auf ihre Betten und schliefen beinahe sofort ein. Ich konnte noch nicht schlafen.

Ich wollte das Meer bei Nacht sehen, angeleuchtet vom schwachen Mondlicht. Leise trat ich also aus unserem Zimmer und machte mich auf den Weg an den Strand. Kaum eine Person war noch draußen und die Stille war beinahe ohrenbetäubend. Langsam schlenderte ich durch die wenigen Straßen vom Gasthaus bis zum Strand und als ich das glänzende Wasser im Mondschein sah, stockte mein Atem. Es war traumhaft schön. Das Wasser glitzerte als sei es vollständig aus Silber und das leise Rauschen der Wellen beruhigte mich auf eine Art, die ich nicht in Worte fassen konnte. Genau wie die Pflanzen zu mir sprachen und ihre eigenen Melodien summten, hatte auch das Meer seinen eigenen Klang.

Unsicher trat ich näher und zog meine Schuhe aus. Der Sand unter meinen Füßen war warm und weich, er musste sich über den Tag hinweg in der Sonne aufgewärmt haben und gab nun die Wärme ab, die er gespeichert hatte. Immer näher trat ich ans Wasser, bis meine Fußzehen den durch das Wasser kaltgewordenen nassen Sand spürte und mich eine leichte Kälte durchzuckte. Eine Welle spülte das Wasser vollständig über meine Füße und obwohl es unendlich kalt war, schloss ich die Augen und genoss das Gefühl.

Ich hatte noch nie das Meer gesehen. Meine Patenmutter hatte immer dafür gesorgt, dass es mir gut ging, und das tat sie, indem sie mir viele Dinge verbot. Alleine nach Meran? Niemals. Aus dem Haus gehen nach Sonnenuntergang? Auf keinen Fall. Alleine in den Wald egal wann? Dürfte ich nicht einmal wagen. Und obwohl Porta nicht der naheliegendeste Ort war, um das Meer zu sehen – Urselt war keine 2 Stunden entfernt von Meran – war meine Patenmutter auch in dieser Hinsicht vorsichtig. Sie wollte nie weiter von unserem Haus entfernt sein als nötig - und nötig war nur die Stadt Meran, an der wir sehr nahe wohnten.

Eine ganze Weile lang beobachtete ich das Wasser und die Spiegelung des Mondes, bis mir zu kalt war und meine Müdigkeit mich übermannte. Zurück im Zimmer, hörte ich Marigold laut schnarchen und Rhaka etwas röchelnd atmen. Schmunzelnd zog ich meine Klamotten aus, machte mich bettfertig und schlief augenblicklich im Bett ein.

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