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Yanec hatte mich befreit und schleifte mich förmlich hinter sich her, während er mit schnellem Schritt die Flure entlang durchs Schloss zu Yesedas Zimmer eilte. Er öffnete die Zimmertür und wir traten in einen sehr dunklen Raum. Dicke schwarze Vorhänge bedeckten die Fenster und es kam nicht ein Funken Licht hindurch, weder Mond- noch Sonnenlicht, was mich daran erinnerte, dass ich keine Ahnung hatte welche Tageszeit gerade war. Lediglich eine Kerze brannte auf dem Nachttisch neben dem Bett, auf dem Yeseda lag und scheinbar schlief. Leise traten wir näher ans Bett und Yanec löste meine Fesseln. „Na los. Mach." Sprach er flüsternd und ich schluckte. Ich trat näher an Yeseda heran, während Yanec weiterhin hinter mir stand und mich beobachtete. Ich spürte seinen starren Blick auf meinem Hinterkopf. Ich atmete einmal tief durch. Ich musste handeln. Jetzt.

Abrupt drehe ich mich um, griff nach Yanec und legte meine Hand auf seine Stirn. Ich konzentrierte mich, genau wie damals bei Yeseda, und sah aufgeregt dabei zu, wie meine Hände rosa zu leuchten begannen. Yanec starrte mich fassungslos an, bevor sein Blick umschweifte zu Wut und er sich zu wehren versuchte. Ich griff fester zu und wusste nicht wie mir geschah, als ich im nächsten Moment durch den Raum geschleudert wurde und rücklings gegen die Wand prallte. Ich keuchte, konnte kaum atmen und sah mit aufgerissenen Augen dabei zu, wie Yanec auf mich zu eilte und mit seinen lila-flammenden Händen auf mich zeigte. Panisch sprang ich auf und hob meine Arme schützend vor mich.

Meine Hände leuchteten in einem hellen Gelb auf und ich stieß eine Lichtwelle von mir. Yanec flog in hohem Bogen Richtung Decke und landete unsanft auf dem Bogen. Er regte sich nicht und ich starrte ihn einige Sekunden lang an, bevor ich auf ihn zu ging, um zu überprüfen, ob er noch lebte. Ich wollte nicht, dass er starb, das hatte er nicht verdient und ich könnte niemals damit leben jemanden umzubringen.

Ich kniete mich zu ihm hinab und hielt meinen Finger unter seine Nase. Er atmete noch. Gerade als ich die Hand wegnahm, hörte ich ein Wimmern und sah erschrocken zu Yeseda, die aufrecht in ihrem Bett saß und mich wutentbrannt ansah. Sie stieg aus dem Bett und rannte auf Yanec zu. „Was hast du getan?!" schrie sie mich rasend an und tätschelte die Wange ihres Sohnes. Ich trat einige Schritte zurück. Ich wusste nicht was ich sagen, was ich tun sollte. Ohne wirklich darüber nachzudenken, trat ich näher an Yanec und legte meine Hand auf seinen Brustkorb. Meine Hand leuchtete blau auf und ich spürte, wie Yanec heilte. Ich hatte ihn stark verletzt.

Yanec öffnete seine Augen. Er sah erst von mir zu seiner Mutter und dann wieder zu mir, bevor er sich aufrichtete und mich angewidert ansah. „Das ist nicht dein Ernst.", spuckte er förmlich die Worte aus und ich rutschte auf dem Boden ein Stück zurück. Wieso hatte ich ihn gerettet? Yanec stand auf, ergriff meine Kehle und hielt mich hoch über seinem Kopf fest. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so dumm bist." Ich keuchte, röchelte, bekam keine Luft. Die Panik stieg wieder in mir auf. Bis es einfach über mich kam. Ich griff wieder nach seiner Stirn und sah dabei zu wie meine Hand rosa aufflammte. Ich drang ohne Mühe in seine Seele ein und musste feststellen, dass sie tot war. Nicht ein Funken Emotion konnte ich finden, nicht einmal gegenüber seiner Mutter. Ich bekam eine Gänsehaut und atmete tief durch, bevor ich Yanecs Kräfte in seiner toten unsterblichen Seele einschloss.

Yanec ließ mich abrupt los und ich fiel zu Boden. Keuchend und hustend hielt ich mir den Hals während Yanec panisch versuchte seine Kräfte einzusetzen. Er sah verzweifelt zu seiner Mutter, die wortlos auf dem Boden saß und uns beobachtet hatte, und drehte dann seinen Kopf zu mir. Irgendetwas in seinen Augen veränderte sich, sie wurden leuchtend Gelb und plötzlich rannte Yanec auf mich zu.

Ein Schmerz, schlimmer als der Schmerz der letzten Wochen, durchzuckte meinen Körper. Ich wusste nicht wie mir geschah. Mein Blick lag auf Yanecs gelben Augen, die mich verrückt anstarrten. Ich fiel mit einem lauten dumpfen Geräusch zu Boden. Keuchend und verwirrt sah ich mich um, bis mein Blick auf einen Obsidian-Griff fiel, dessen Messerende tief in meinem Bauch steckte. Die 20cm lange Klinge war völlig in meinem Bauch verschwunden und das Blut lief in Schüben aus mir heraus. Je mehr ich atmete, desto schneller lief das Blut. Yanec trat zurück, stolperte beinahe und konnte scheinbar selbst nicht ganz glauben, was er getan hatte. Nach ein paar Schritten war er aus meinem Blickfeld verschwunden, dass langsam immer mehr verschwand. Ich kam der Dunkelheit näher.

Die Zeit verging wie in Zeitlupe. Ich wusste nicht, wie lange ich da lag, doch irgendwann spürte ich eine Hand an meiner Wange. Meine Augen waren zu, ich konnte nur leise hören, wie jemand zu mir sprach. Ich verstand es nicht, doch es war eine beruhigende schöne Stimme. Mein Herz war erfüllt von Frieden und ich spürte, wie ich lächelte, bevor ich mich der Dunkelheit hingab.

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Natures HeritageWhere stories live. Discover now