Epilog

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Der Grätenwald war ungewohnt still. Ich hörte nicht mehr die lieblichen Klänge der Pflanzen und ihr Flüstern war auch verstummt. Die Kräfte, die ich einmal hatte, waren weg und ich war nur noch für mich. Und ich fand es toll. Es war eine Freiheit, die ich mir nie hätte erträumen können. Ich war allein im Wald und ich genoss das Gefühl für einen Moment. Langsam ging ich den Weg entlang zu meinem Haus. Ich wusste nicht, wo ich nach Kellan suchen sollte, er war der Erste, den ich sehen wollte. Vermutlich würde ich erst einmal in meinem Haus einkehren und mir einen Plan machen, wo ich anfangen würde.

Mein Haus kam in Sicht und ich war mit Glück erfüllt, als ich es sah, doch im nächsten Moment blieb ich stehen. Es war Abend hier auf der Erde und trotzdem leuchtete ein Licht in meinem Haus. Jemand war dort. Wer würde mein Haus besetzen? Hatte es jemand übernommen, so wie ich damals als ich es fand? Ich würde es wohl herausfinden. Leise Schritt ich die Treppen hinauf und blickte vorsichtig durch das Fenster, durch das das Licht leuchtete, ich konnte niemanden sehen. Sollte ich wirklich an mein eigenes Haus klopfen? Unsicher trat ich vor die Haustür und drückte ohne zu Klopfen die Klinke herunter. Die Tür öffnete sich mit dem gewohnten Quietschen und ich trat über die Türschwelle. Keine Sekunde später sprang Kellan vor mich und hielt mir sein Schwert entgegen.
Mein Herz machte einen Salto bei seinem Anblick. Sein Blick war voll mit Überraschung, Verwirrung und Misstrauen. „Hey.", sagte ich unsicher und sah von der Klinge vor meiner Nase zu Kellan. Sofort ließ er sein Schwert fallen, rannte zu mir und umarmte mich fest. Sein süßer Geruch wirbelte um meinen Kopf herum und ich schloss meine Arme um seinen Hals. Ich war endlich wieder bei ihm.

Eine ganze Weile standen wir nur so da, bis er sich von mir löste und mich ansah. „Was machst du hier?" Seine Stimme war leise und unsicher. „Ich bin zurückgekommen. Das Leben in Elysia ist nichts für mich und ich habe euch vermisst. Ich habe dich vermisst. Das Einzige, was mich an dich erinnert hat, war eine Münze." Er hob belustigt eine Augenbraue. „Eine Münze?" Ich nickte und zeigte ihm den Soli. Grinsend sah er von der Münze zu mir. „Da ist also mein Glücksbringer geblieben." „Ich wusste nicht, dass dieser Soli dein Glücksbringer ist." „Ich hatte ihn in Meran gefunden, vor deinem Stand. Seitdem behielt ich ihn immer bei mir und jedes Mal, wenn ich dich wiedersah, schien die Münze in meiner Brusttasche wärmer zu werden. Und nun hat die Münze dich wieder zu mir zurückgebracht." Sehnsüchtig drückte ich meine Lippen auf seine und küsste ihn. Ich hatte mein Zuhause mit ihm gefunden und ich würde nie mehr gehen.

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