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Ich setzte mich in die Mitte des Bettes. Meine Gedanken schwirrten im Kopf herum und ich versuchte eine Erinnerung zu finden, in der in glücklich war. Da fiel mir etwas ein und ich spürte, wie mir bei dem Gedanken daran ganz warm wurde. Als ich Galaya unter Wasser gesehen hatte. Meine mehr oder weniger leibliche Mutter. Das machte mich über die Maßen glücklich. Das Gefühl war so stark, dass ich entspannt die Augen schloss.

Ein wohliger Geruch machte sich im Raum breit und ich öffnete neugierig die Augen. Überrascht entdeckte ich, dass der Boden im gesamten Zimmer bedeckt von Wildblumen war. Das Fenster hatte sich geöffnet und Bienen und Hummeln hatten ihren Weg hineingefunden, um den Blumen ihren Nektar zu entnehmen. Ein leises Summen durchbrach die Stille im Raum und ich beobachtete verträumt eine Hummel, die sich an einer großen Blüte am Bettrand zu schaffen machte. Ich beugte mich vorsichtig vor und sah der Hummel nun ganz nah dabei zu, wie sie über die Blüte krabbelte. Vorsichtig hob ich meine Hand und strich ihr sanft über den Kopf. Sie war ganz weich und warm und schien meine Berührung zu genießen. Plötzlich löste sie sich von der Blüte und setzte sich auf meine Hand. Sie gab ein lautes Brummen ab und wenig später schwirrte ein kleiner Schwarm Bienen und Hummeln durch das Fenster herein und setzten sich auf meine Hand. Fasziniert drehte ich meine Hand hin und her und beobachtete den summenden Schwarm. Sie summten ihr Lied im Einklang und lullten mich förmlich ein. Es war beruhigend und ich spürte ein Gefühl von Fröhlichkeit von den kleinen Tierchen. Mit der freien Hand machte ich eine Bewegung über den Boden und die Wildblumen verschwanden nach und nach. Die Hummeln und Bienen jedoch blieben an meiner Hand und ich musste schmunzeln.

Gerade als ich aufstand, klopfte es an der Tür und Kellan trat herein. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch schloss ihn wieder als er meine Hand voller Insekten sah. „Sind das Bienen?" „Ja, und Hummeln. Sie wollen mich nicht loslassen." Verblüfft kommt er näher, bleibt aber mit einem gewissen Sicherheitsabstand vor mir stehen. „Das ist faszinierend. Bienen sind bekannt dafür, dass sie in der Nähe ihrer rechtmäßigen Königin bleiben. Ich denke die haben sie gefunden." Verwirrt sah ich Kellan an. „Ich bin keine Bienenkönigin." „Du bist keine Biene, aber mit deinen Kräften bist du ihre Königin, oder Göttin." Ich drehte mich zum Fenster und hob meine Hand in dessen Richtung. „Geht.", flüsterte ich und wie auf Befehl lösten sich die Bienen und Hummeln nach und nach von mir und flogen fröhlich summend durch das Fenster hinaus ins Freie. Lächelnd sah ich ihnen nach. Das war eine wirklich schöne Erfahrung. Ich liebte Bienen und Hummeln. Wunderschön und unentbehrlich für unsere Welt.

Ich sah wieder zu Kellan, der mich nun mit einem ernsten Blick ansah. „Der König möchte wissen, wo du bist. Der Mittagstisch ist gedeckt." Ich seufzte. „Ich bat den Koch mir mein Essen aufs Zimmer bringen zu lassen, ich will noch ein wenig trainieren und das am liebsten in Ruhe." Dabei sah ich ihm bedeutsam in die Augen und er verstand. Er nickte nur, ging wieder aus dem Zimmer und lies mich alleine zurück. Ich konnte diesen Mann wirklich nicht leiden.

Nach dem Mittagessen beschloss ich wieder zurück in den botanischen Garten zu gehen. Ich setzte mich wieder auf die Wiese und strich nachdenklich über das Gras, darauf bedacht es nicht zu verletzen, und hörte den Pflanzen dabei zu, wie sie leise ihre Lieder sangen. Mein Kopf war leer, ich wollte an nichts denken, mich nur auf die Natur um mich herum konzentrieren und es gelang mir überraschend gut. Ich entdeckte ein Gänseblümchen neben mir und strich sanft über die Blütenblätter. Als sich ihre Farbe von weiß nach orange änderte, zog ich meine Hand überrascht zurück. Mir sah nun ein orangefarbenes Gänseblümchen entgegen. Hatte ich etwa dessen Farbe geändert? Wie hatte ich das gemacht? Sofort berührte ich die Blütenblätter wieder und dachte an ein leuchtendes Pink und sofort färbte sich die Blume. Aufgeregt sprang ich auf und musste breit grinsen. Das war wundervoll!

Adrenalin rauschte durch meinen Körper und ich lief sofort zur nächsten Blume. Eine nach der anderen färbte ich in den verschiedensten Farben und sogar eine Blume gleich in mehreren Farben. Wie ein kleines Kind freute ich mich über jede Blume und ging stolz durch den wohl buntesten botanischen Garten, den es gab.

Ein Rascheln bei einem Baum hinter mir ließ mich abrupt herumdrehen und ich entdeckte Kellan, der an besagtem Baum lehnte und seine Arme vor der Brust verschränkt hatte. Ich verdrehte die Augen. „Was willst du denn schon wieder?", fragte ich mehr oder weniger gleichgültig und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. „Der Prinz bat mich, dich zu beobachten und das tue ich. Nicht mehr und nicht weniger. Ich wäre viel lieber wo anders, das kannst du mir glauben." „Und glaub mir, das wünschte ich auch.", gab ich wieder und drehte mich wieder um, um wieder zurück zur Wiese zu gehen. Ich hörte, wie er mir folgte und ich seufzte schwer. Danke Prinz Finnian, dachte ich sarkastisch und setzte mich ins weiche Gras.

Ich versuchte stark Kellan zu ignorieren, doch ich spürte seine Blicke auf meinem Hinterkopf und es machte mich ungewohnt nervös. Tief atmete ich durch und beschloss dann mich wieder auf die Natur zu konzentrieren. Ich beschwor nach und nach verschiedene Pflanzen herauf und färbte sie in sämtlichen Farben, bevor ich sie wieder verschwinden ließ. So verging der restliche Tag und ich war froh, dass Kellan mich still beobachtete und nicht andauernd etwas sagte, was mich nervte oder ärgerte.

Mit Kellan im Schlepptau ging ich zurück ins Schloss und zum Essenssaal, in dem bereits alle auf uns warteten. Wir aßen zu Abend und ich erzählte ein wenig von meinem Tag, bevor wir alle zurück auf unsere Zimmer gingen. Etwas erschöpft legte ich mich ins Bett und schlief relativ schnell ein.

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Natures HeritageWhere stories live. Discover now