The Soulcollector - Rätselhafte Todesfälle

Kapitel 12 - Heartbroken

Resolut forderte Eve nun ihren Tanzpartner zurück, und gab vor, die besondere Stimmung zwischen den beiden gar nicht zu bemerken.

Dee sah sich nach Richard um, und stellte erschrocken fest, dass er, auf seinem Stuhl sitzend, mehr als nur eine leichte Schräglage hatte.  Vor ihm stand ein leeres Cocktailglas.

Besorgt bahnte sie sich einen Weg durch die tanzende Menge, nur um zu registrieren, dass Richie, als er sie bemerkte, aufstand und Richtung Ausgang wankte.

„Richie, warte!", rief sie und lief hinter ihm her. Aber Richie hob lediglich die Arme und setzte seinen Weg nach draußen fort. Dee rannte ein Stück und holte ihn schließlich im Außenbereich des Schulgebäudes ein. Sie berührte ihn an der Schulter, worauf er sich zu ihr umdrehte.

„Lass mich in Ruhe, Dee, ich habe genug gesehen. Mir reicht es für heute Abend."

Er steuerte auf sein Rad zu und Dee rief: „In dem Zustand lasse ich dich nicht fahren. Du verunglückst noch."

„Keine Ahnung was dich das angeht", fauchte er, „aber es macht mir auch nichts aus zu laufen." Richie änderte seine Richtung und schwankte bedenklich über den großen Parkplatz der Schule. „Bitte Richie, schreib mir wenigstens, wenn du zu Hause angekommen bist", bat Dee.

„Ja natürlich, das wird das erste sein was ich tue", rief er, ohne sich noch einmal nach ihr umzudrehen. Dee war vollkommen bestürzt. So hatte sie Richard noch nie erlebt, und auch wenn sie sich der besonderen Stimmung zwischen ihr und Jake vorhin in der Aula deutlich bewusst war, konnte sie es dennoch nicht ertragen, dass Richie sie auf diese Art und Weise einfach stehen ließ.

Dieser Vorfall nahm dem Abend irgendwie den Zauber. Auch wenn es eigentlich keinen Grund dafür gab, fühlte Dee sich schuldig und das schmälerte ihre Lust zu feiern deutlich. Ein Mädchen aus dem Organisationsteam erinnerte sie daran, sich noch einmal dem Fotografen zu stellen, damit eine kleine Bilderstrecke von Ball-König und Königin angefertigt werden konnte. Dee bemerkte, wie Eve die Augen verdrehte, als sie ihr Jake ein weiteres Mal entführen musste, um dieser Aufforderung nachzukommen.

Müde setzte sie sich danach wieder an einen der runden Tische, die nahe der Tanzfläche platziert worden waren, zog ihre silberfarbenen Stilettos aus und rieb sich die schmerzenden Füße. Ihre Jagd nach Richie vorhin hatte der empfindlichen Haut an den Fersen wirklich den Rest gegeben. Sie ließ ihre Blicke über die Menge gleiten und beobachtete, wie Jordan sich ein Herz fasste und Annes Hand nahm, die das auch zuließ. Die kleine Geste zauberte ein Lächeln auf Dees Gesicht. Und trotzdem führte ihr das Glück der Beiden ihre eigene komplizierte Situation nur noch deutlicher vor Augen.

Offenbar hatte auch Christina mittlerweile realisiert, dass da etwas lief zwischen Jordan und Anne. Immer wieder drehte sie den Kopf in ihre Richtung und verfolgte jede Bewegung der beiden. Als Jordan sich vorbeugte, um Anne etwas ins Ohr zu flüstern, verrutschten Christina sämtliche Gesichtszüge. Ihre Augen verengten sich und sie kniff die Lippen zusammen. Jordans Hand legte sich jetzt zaghaft auf Annes Hüfte, was Christina zum Anlass nahm sich erst Ethan und dann Jake an den Hals zu werfen. Dee fing an, ehrliches Mitleid mit ihr zu empfinden.

Schließlich teilte sie sich noch einen Cocktail mit Allegra und Isabelle und machte sich dann auf den Heimweg. Der Stoff ihrer Chucks, die sie gegen die Pumps getauscht hatte, rieb schmerzhaft an den neu entstandenen Blasen, aber Dee beachtete es nicht weiter. Sie war so sehr in Gedanken versunken, dass sie sich noch nicht einmal Sorgen über eine weitere unheimliche Begegnung mit dem Typ im dunklen Hoodie machte. Und tatsächlich verlief ihr nächtlicher Spaziergang ereignislos.

Zu Hause angekommen, fiel es ihr schwer zur Ruhe zu kommen. Nachdem sie ihr Kleid ein wenig achtlos auf ihren Schreibtischstuhl geworfen und ihre Converse-Sneaker in die nächste Ecke geschleudert hatte, schminkte sie sich ab und putzte sich die Zähne. Währenddessen blickte sie immer wieder auf ihr Mobiltelefon, aber Richard hatte sich nicht mehr gemeldet. Schließlich kuschelte sie sich unter ihre Bettdecke und versuchte zu schlafen, ihre Gedanken hielten sie allerdings hartnäckig davon ab.