Kapitel 53 - Die Fäden werden verknüpft

64 10 72
                                    

Diese Kapitel möchte ich gerne Dir widmen, liebe @Anna_Valentin,und zwar dafür, dass Du eigentlich als erste meine Geschichte sehr intensiv gelesen hast, Fehler gefunden und wertschätzend angesprochen, Verbesserungsvorschläge gemacht  und auch noch über die 10 Kapitel weitergelesen hast.  Denn dies hier ist die erste Geschichte, die ich überhaupt je geschrieben habe, völlig ohne Erfahrung, weshalb mir Deine Tipps gerade am Anfang so weitergeholfen haben.

Gregory erhob sich von seinem Bürostuhl, durchquerte mit schnellem Schritt den Raum und schloss die Tür. Dann deutete er auf zwei obligatorische Besucherstühle und einen Hocker, der etwas verloren in der Ecke stand.

„Nehmt Platz. Ich hole eben noch einen Stuhl von drüben."

„Ich bleibe stehen", bot Bones an.

Gregory, der froh war, sein Büro nicht verlassen zu müssen, zuckte mit den Schultern und begab sich wieder hinter seinen Schreibtisch. Aufgrund seiner enormen Körpergröße unterstellten ihm die meisten Menschen automatisch Mut und Entschlossenheit, und damit lagen sie nicht falsch. Gerade jedoch hatte er den albernen Wunsch, sich hinter seinem wuchtigen Schreibtisch zu verstecken.

Das Mädchen mit den grünen Augen setzte sich auf einen der Stühle, der schwarzhaarige Junge auf den anderen. Den Hocker wollte offenbar niemand, denn die beiden anderen Teenager blieben stehen.

„Ich bin Diamond Garcia", begann sie mit unsicherer Stimme, „und wir glauben zu wissen, wer für diese" - hier machte sie eine hilflose Bewegung mit beiden Armen, „Selbstmorde verantwortlich ist."

Gregorys Atmung setzte für einen Moment aus. Er bemerkte es daran, dass ihm plötzlich schwindelig wurde. Seine Finger verkrampften sich um die Kante der Schreibtischplatte und er brauchte ein paar Sekunden, bis er seine Lungen wieder mit ausreichend Luft gefüllt hatte.

Er fixierte Dee mit strengem Blick und fragte:

„Was meinst du damit?"

Der Junge, der sich auf den zweiten Stuhl gesetzt hatte, betrachtete sie eindringlich von der Seite.

„Erzähl' es ihm Dee, komm schon", forderte er.

Gregory wappnete sich innerlich. Das Mädchen - Dee hatten die Jungen sie genannt - zog nervös die Unterlippe durch ihre gepflegten Zähne. Dann holte sie tief Luft und begann, ihm eine Geschichte zu erzählen, die so abenteuerlich und gleichzeitig so unglaubwürdig klang, dass jeder Hollywood-Regisseur sie mitleidig lächelnd abgelehnt hätte. Und doch glaubte Gregory ihr. Ja, er wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Und diese Erkenntnis lag ihm wie ein Backstein im Magen.

Als ihre Stimme plötzlich verstummte, war es im Zimmer bereits dämmrig geworden. Längst hatte die Sonne ihren höchsten Standpunkt am Himmel verlassen und war gen Westen gewandert. Reflexartig schaltete Gregory die Schreibtischlampe ein.

Er blickte in die Gesichter der Kinder. Denn Kinder waren sie im Grunde noch, und so wie sie ihn jetzt ansahen, mit großen Augen und einem erwartungsvollen Ausdruck auf den Gesichtern, da wirkten sie so furchtbar jung und verletzlich, dass er sich fragte, weshalb Gott ihnen eine solche Bürde auferlegte.

Seine Stimme klang fremd in seinen Ohren, als er sich zu den Geschehnissen äußerte. Er fühlte eine schmerzhafte Enge in der Kehle, eine Empfindung, die ihm nur sehr vage bekannt vorkam. Als müsse er weinen, aber die Tränen wollten nicht kommen.

„Eigentlich kann ich euch diese irrationale Geschichte nicht abkaufen. Ich glaube zum Beispiel nicht an den Einsatz hellsichtiger Individuen bei Mordermittlungen. Ich hielt diese selbsternannten Wahrsager bis dato alle für Betrüger. Aber mein Gefühl sagt mir, dass ihr diese Story nicht erfunden habt."

The Soulcollector - Rätselhafte TodesfälleWhere stories live. Discover now