Kapitel 63 - Road to nowhere

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Triggerwarnung:

Achtung, in diesem Kapitel wird auf heftige Weise Mobbing geschildert, das die Figur dieser Geschichte in den Selbstmord treibt. Es ist mir selbst schwergefallen, es zu schreiben, ich musste immer wieder pausieren und zwischenzeitlich etwas anderes tun.

Trotzdem ist es ein notwendiges Kapitel, denn es schildert den Leidensweg des „Kapuzenmannes".

Bitte nehmt jedoch Abstand davon, es zu lesen, wenn Mobbing und Suizid für Euch sensible, heikle Themen sind.

***

Es wird keine Neu-Aufnahme des Falls geben. Außerdem wurde Stanleys Tod als Selbstmord eingestuft. Niemand kann Sie belangen. Aber vielleicht ist es einfach an der Zeit, Ihr Gewissen zu erleichtern? Denn ich gehe davon aus, dass Sie darunter leiden, was Finley Keeling damals getan hat."

Ohne dass man ihn dazu aufgefordert hätte, nahm Gregory neben Marc Chesterfield Platz, der sich wankend und mit zitternden Beinen auf der schäbigen Treppe seines kleinen Hauses niedergelassen hatte.

Kein Wunder, dass wir nicht hineingegangen sind, es wird dort ähnlich verwahrlost aussehen, dachte Gregory, und fegte, rein aus Gewohnheit, mit dem Handrücken eine Spinnenleiche von der mit Laub und anderem Unrat bedeckten Stufe.

Umständlich kramte Marc Chesterfield einen Flachmann aus der Tasche seiner zerfransten Strickjacke hervor und betrachtete dann eine ganze Weile das abgegriffene Metall des Trinkbehälters. Mehrmals setzte er zum Sprechen an, hielt sich dann aber immer wieder zurück.

Dann sagte er:

„Das alles ist doch nun schon so lange her."

Er hielt inne, seufzte leise und schraubte den Deckel des Flachmanns auf, um sich einen Schluck zu genehmigen. Der Geruch nach klarem Schnaps verteilte sich in der Luft.

Schließlich fuhr er fort:

„Keeling lebt aber noch und er hat hier in Ventura großen Einfluss. Wenn - und ich sage wenn ich Ihnen etwas erzählen würde, dann wäre ich dran. Der Typ würde mich fertig machen."

„Haben Sie rein zufällig von diesem reichen Unternehmer gehört, der sich letzte Woche das Leben genommen hat?", fragte Gregory.

Marc schüttelte den Kopf.

„Ich lese keine Zeitung."

Gregory nickte. Er hatte nichts anderes erwartet.

„Dieser Mann - also, das ist eine komplizierte Geschichte - aber Keeling hat ihn auf dem Gewissen. Das ändert nichts an der Sache und ich kann nichts tun, aber ich will diesem Schwein einmal in die Augen sehen. Er hat mir den wichtigsten Menschen genommen, verstehen Sie?"

„Alter, sind Sie..., also ich meine, dieser Mann, war das Ihr Freund?"

Hilflos hob Gregory die Schultern.

„Ja! Ja, das war er."

„Sie sind also ein Schwuler oder wie?"

Wieder nickte Gregory.

Marc gab ein unfrohes Glucksen von sich.

„Sieht man Ihnen nicht an"

Jetzt lächelte Gregory.

„Wie hat denn ein Schwuler Ihrer Meinung nach auszusehen?"

„Erwischt", sagte Marc, „entschuldigen Sie, ich wollte nicht unfreundlich sein. Ich erzähle Ihnen, was damals in dem Wald passiert ist. Es scheint Ihnen ja sehr wichtig zu sein."

The Soulcollector - Rätselhafte TodesfälleWhere stories live. Discover now